Das unabhängige Kuratorium entschied sich einstimmig für die Preisvergabe an Professor Dr. Louise O. Fresco für ihre herausragenden Leistungen zur Schaffung einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Entwicklung und ihren geleisteten Beitrag zur Verbesserung der Welternährung. Ihr bisheriges Lebenswerk habe sie in den Dienst einer Welt frei von Hunger gestellt, so die Jury.
Louise Fresco wurde bereits mehrfach für ihr Engagement und ihre Beiträge zu Ernährung und Landwirtschaft ausgezeichnet, darunter mehrere Ehrendoktorwürden. 2015 veröffentlichte sie das Buch „Hamburgers in Paradise - The stories behind the food we eat”. In diesem Buch verdichtet Fresco die außergewöhnliche kulturelle Schnittmenge von Kunst, Poesie und Religion mit Wissenschaft und Technologie und konfrontiert uns mit der Form der Herstellung und des Konsums unserer Lebensmittel.
In ihrem Vortrag während der Distinguished Lecture Series des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Sustainable Futures“ der Universität Bonn betonte Fresco: „Trotz jahrzehntelanger globaler Bemühungen und Forschung gibt es weiterhin Hunger auf der Welt.“ Dabei seien sowohl das Phänomen Hunger als auch dessen Bekämpfung komplizierter geworden. Aber Hunger, so Fresco, könne nur verschwinden, wenn es Frieden gebe und Armut überwunden werde, denn diese gingen Hand in Hand. Sie appellierte an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, kritisch zu bleiben und nach integrierten und interdisziplinären Lösungen zu suchen. Die Geldgeber von Forschung bat sie um mehr Verständnis dafür, was Forschung oft beinhaltet: Schritt für Schritt an Forschungsfragen zu arbeiten, nicht immer für alles eine schnelle Lösung und Antworten zu haben, sondern langfristig zu denken und zu agieren.
Zur Person
Louise O. Fresco wurde 1952 in Meppel/Niederlande geboren. Bis Mitte dieses Jahres war die Landwirtschafts- und Ernährungsexpertin Präsidentin der Wageningen Universität (Wageningen University & Research). In dieser Funktion leitete sie acht Jahre lang eine der weltweit führenden Forschungs- und Entwicklungszentren für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt.
Vor ihrer Tätigkeit in Wageningen war sie von 2006 bis 2014 Professorin an der Universität Amsterdam mit Schwerpunkt auf den Grundlagen nachhaltiger Entwicklung in internationaler Perspektive. Von 1990 bis 1997 hatte sie eine Professur für Pflanzenproduktionssysteme mit Spezialisierung auf die Tropen an der Universität Wageningen sowie mehrere Gastprofessuren im Ausland inne. Mehr als neun Jahre arbeitete sie bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in Rom. Von 2000 bis 2006 war sie stellvertretende Generaldirektorin der Landwirtschaftsabteilung der FAO, zuständig für technologische Fragen im Bereich der landwirtschaftlichen Produktion und später im Bereich der Lebensmittelversorgung.
Der Preis
Bis 2006 wurde der Justus von Liebig-Preis für besondere wissenschaftliche oder praktische Verdienste um die Landwirtschaft in Europa vergeben. Mit der Übernahme durch die Stiftung fiat panis hat die Auszeichnung an Bedeutung gewonnen. Der jetzt international ausgeschriebene Preis soll das Engagement für eine gesicherte Ernährung aller Menschen weltweit fördern.
Die Stiftung
Im Jahr 2000 gründete Dr. Hermann Eiselen (1926 bis 2009) die Stiftung fiat panis als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts, die im Januar 2010 die Aufgaben der Forschungsförderung von der Eiselen-Stiftung übernahm. Eiselen bestimmte die Stiftung fiat panis zu seiner Alleinerbin, um die bisherige Arbeit in der Forschungsförderung zu stärken und fortzuführen.