„Macht und Machtverschiebung sind als Schlüsselphänomene internationaler Politik zu begreifen, bestimmen sie doch nahezu jede Interaktion auf der internationalen Bühne maßgeblich“, sagt Dr. Hendrik W. Ohnesorge, Geschäftsführer des Center for Global Studies der Universität Bonn und Herausgeber des Buchs. Der Band, der mehr als 30 Beiträge von renommierten Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Praxis und internationaler Politikbeobachtung versammelt, möchte diesen Phänomenen auf den Grund gehen. Dabei wird nicht nur konzeptionelle Grundlagenarbeit zu unterschiedlichen Machtformen geleistet, sondern es werden auch jüngste Beispiele globaler Machtverschiebungen empirisch in den Blick genommen.
„Wir sind Zeitzeugen einer tektonischen Verschiebung der Machtachsen unserer Welt – der wirtschaftlichen und der geopolitischen“, betont Prof. Sigmar Gabriel, Bundesaußenminister a.D., der mit einem Kapitelbeitrag im Sammelband vertreten ist. „Diese Verschiebung bringt zugleich eine neue politische Konkurrenz und Rivalität: Autoritäre Gesellschaftsmodelle konkurrieren erneut mit den Ideen liberaler Demokratien.“
Macht steht niemals still!
Macht tritt in diversen Formen auf, etwa als „Hard Power“ im Sinne von auf Militär- und Wirtschaftsmacht basierendem Zwang oder Anreiz. Und als „Soft Power“ in Form von Anziehungskraft – etwa gefördert durch eine Charmeoffensive. Akteure sind zum Beispiel Nationalstaaten, Individuen oder internationale Organisationen. „Macht steht niemals still!“, sagt Ohnesorge. „Sie ist alles andere als statisch, sondern vielmehr ständigen Veränderungen unterworfen.“
„Internationale Politik geht uns alle etwas an. Russlands Angriffskrieg gefährdet die Sicherheit hier in Europa“, sagt Alexander Graf Lambsdorff, Abgeordneter und stellvertretender Vorsitzender der Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag und Festredner auf der Veranstaltung in der Universität Bonn. „Auch Chinas Aufstieg in Ostasien wird die Staatenwelt verändern. Professor Gu hat Generationen von Studenten dabei geholfen, solche Prozesse einordnen, analysieren und bearbeiten zu können. Dafür sind wir ihm dankbar.“
Der vorgelegte Band erörtert dabei auch die Macht und Rolle Deutschlands und Europas sowie damit verbundene politische Gestaltungsspielräume und Beziehungen zu anderen Mächten. „Europa muss in einer von Macht und Machtverschiebung geprägten Welt, die vor einer Vielzahl an globalen Herausforderungen steht, lernen, seine eigene Rolle zu konsolidieren und zu verteidigen, um nicht an Bedeutung zu verlieren“, sagt Ohnesorge.
Epoche geopolitischer Umbrüche
Das Buch knüpft an bereits geleistete Forschung und Debatten an und schließt gleichzeitig mehrere Lücken: Es kombiniert neueste Grundlagenforschung zum Phänomen Macht in ihren unterschiedlichen Ausprägungen mit empirischen Untersuchungen zu mächtigen Akteuren auf der internationalen Bühne, insbesondere der Volksrepublik China, der Europäischen Union, Russland und den USA. Es diskutiert Fragen der Weltordnung in einer Epoche geopolitischer Umbrüche und stellt damit ein hochaktuelles Kompendium zur Machtforschung aus multidisziplinärer Forschungsperspektive dar. Der Band richtet sich an einen weiten Leserkreis – an Forschende, Lehrende und Studierende sowie Praktizierende und Beobachtende internationaler Politik.
Prof. Dr. Volker Kronenberg, Dekan der Philosophischen Fakultät, unterstreicht: „Den ebenso klassischen wie fundamentalen Fragen nach Macht, Machterhalt und Machtverteilung mit innovativen Methoden und stets in globaler Perspektive nachzuspüren – das zeichnet das Werk und die Exzellenz des Bonner Politikwissenschaftlers Xuewu Gu aus.“
„Xuewu Gu gehört zu den großen Kennern der Internationalen Beziehungen, in Deutschland und weit darüber hinaus”, sagt Ohnesorge, der Prof. Dr. Xuewu Gu anlässlich dessen 65. Geburtstags das Werk als Festschrift widmete. „Seine analytische Schärfe und strategische Weitsicht machen ihn zudem nicht nur in den Medien im In- und Ausland zum geschätzten Kommentator”, führt Ohnesorge als akademischer Schüler und langjähriger Mitarbeiter Gus aus. „Auch von seinen Kolleginnen und Kollegen, Studierenden und Mitarbeitenden wird er nicht zuletzt für diese Qualitäten gleichermaßen geschätzt und verehrt.”