Die Corona-Pandemie zeigt, wie wichtig Forschung für die Virusdiagnostik und Impfstoffe ist. Aber auch für die Behandlung von Krankheiten ist sie unverzichtbar – unter anderem in der Krebsimmuntherapie und der Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind große Fortschritte zu beobachten. Diese Forschung erfolgt meist modellhaft an Tieren. „Wir sind uns bewusst, dass ein vollständiger Verzicht auf Tierversuche auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird“, sagt Prof. Dr. Bernd Weber, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn. Die Folgen für die Lebewesen müssen ethisch gegen den medizinischen Fortschritt abgewogen und ihr Umfang möglichst gering gehalten werden.
In der Versuchstierkunde gilt das 3R-Prinzip: Replace, Reduce, Refine. Es geht darum, Tierversuche zu vermeiden, indem an vergleichbaren Ersatzmethoden, wie etwa Computermodelle oder Zellkulturen beziehungsweise Organoiden gearbeitet wird („Replace“). Außerdem soll die Zahl der Tiere auf ein notwendiges Minimum reduziert werden („Reduce“). Schließlich muss sichergestellt werden, dass mögliche Schmerzen und Leiden der Tiere auf ein Minimum reduziert werden und ihr Wohlbefinden durch verbesserte Pflege, Behandlung und Lebensbedingungen erhöht wird („Refine“).
Mit der Bündelung der in Nordrhein-Westfalen vorhandenen wissenschaftlichen Kompetenzen soll das 3R-Netzwerk ein wichtiger Treiber für Innovationen, unter anderem auf dem Feld von Alternativmethoden, werden und dabei den medizinischen Fortschritt mit bestmöglichem Tierschutz in Einklang bringen.
Bei der Kickoff-Veranstaltung des 3R-Kompetenznetzwerks wird Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, für eine Grußbotschaft per Video zugeschaltet sein. Weitere Grußworte sprechen Dekan Prof. Dr. Bernd Weber und Prof. Dr. René H. Tolba, Direktor des Instituts für Versuchstierkunde der RWTH Aachen und des Uniklinikums Aachen.
Fachvorträge zum 3R-Ziel
In drei Fachvorträgen werden die Schwerpunkte Reduce, Replace und Refine anhand von Beispielen diskutiert. Um 10:45 Uhr spricht Prof. Dr. med. Fabian Kießling vom Uniklinikum RWTH Aachen über den „Einsatz innovativer Bildgebung zur Reduktion von Tierexperimenten und Einschätzung der Belastung“. Um 11:35 Uhr folgt ein Vortrag von Prof. Dr. Volker Busskamp vom Uniklinikum Bonn zum Thema „Stem Cell and Organoid Models in Vision Research“, gefolgt von Dr. Dr. Lisa Ernst vom Uniklinikum RWTH Aachen um 12:15 Uhr. Sie spricht über „Multimodale Ansätze zu Belastungsbewertung und Refinement.“
Zur Anmeldung für die Teilnahme vor Ort (Universitätsklinikum Bonn, Venusberg 1, Gebäude 82, Hörsaal Neurologie, EG) oder per Livestream senden Sie bitte eine E-Mail an: 3r-netzwerk-nrw@ukbonn.de