In dem zehnwöchigen sogenannten Accelerator (aus dem Englischen accelerate = beschleunigen) erhielten die Physiker in den vergangenen Monaten Unterstützung von Unternehmen und Universitäten aus Nordrhein-Westfalen, um ihr Geschäftsmodell zu justieren und den Weg ihrer Idee hin zur Marktreife zu beschleunigen. Auf der Abschlussveranstaltung, an der auch Dr. Johannes Velling vom NRW-Wirtschafts- und Digitalministerium teilnahm, konnten sie ihr Vorhaben jetzt einem breiten Fachpublikum vorstellen. Für ihre Präsentation wurden sie von der Expertenjury mit dem dritten Preis ausgezeichnet.
Laserstrahlen finden in vielen Prozessen Anwendung
Laserstrahlen in die passende Form zu bringen, ist in der Industrie von großer Bedeutung, da viele Prozesse heutzutage Laser erfordern – zum Beispiel, wenn Handys hergestellt oder Autos zusammengebaut werden. Für jede Anwendung braucht es allerdings ein passendes Werkzeug, also mal einen runden, eckigen oder ringförmigen Laserstrahl. Diese Formen lassen sich mit speziellen Komponenten erzeugen. Die bereits existierenden Methoden, um solche strahlformenden Komponenten herzustellen, sind derzeit sehr aufwendig, teuer und dauern lange. Mit der nun in Bonn entwickelten Methode soll es möglich werden, das passende Element für die gewünschte Laserstrahlform in einem Schritt innerhalb weniger Stunden herzustellen, was den Vorgang viel effizienter und dadurch nachhaltiger macht.
Die Idee der Nachwuchswissenschaftler entstand gemeinsam mit ihrem Mentor Prof. Dr. Martin Weitz unter anderem während ihrer Arbeit am Exzellenzcluster „ML4Q – Materie und Licht für Quanteninformation“, ein Verbund der Universitäten Bonn, Köln und Aachen sowie des Forschungszentrums Jülich. „Das Tolle ist, dass unsere Technologie gleichzeitig in der Forschung und in der Praxis funktioniert. Jeder Fortschritt, den wir bei der Entwicklung machen, wird im Nachbarlabor direkt für die Grundlagenforschung eingesetzt“, betont Dr. David Dung. Das bedeutet in diesem Fall, dass die Wissenschaftler spiegelnde Oberflächen mithilfe von Lasern strukturieren, um auf diese Weise Licht einzufangen und so spezielle Quantensysteme herzustellen.
Transfer von der Grundlagenforschung in die Praxis
Das Beispiel der drei Physiker und ihrer Idee zeigt, wie der Transfer von der universitären Grundlagenforschung in eine industrielle Anwendung gelingen kann. Bis es so weit ist, wird jedoch noch einige Zeit vergehen – zunächst möchte das Team einen Prototyp entwickeln, der dann in den kommenden anderthalb Jahren marktreif werden soll. „Die Unterstützung, die wir durch den Accelerator erhalten haben, hilft uns sehr“, betont Dr. Christian Wahl. Zum Programm gehört es zum Beispiel, sich mit anderen Startups zu vernetzen, Fragen der Finanzierung zu klären, die richtige Kundenansprache zu üben und erste Vertriebsstrategien zu entwickeln. „Für eine erfolgreiche Gründung muss man vor allem die unternehmerischen Aspekte gut vorbereiten“, sagt Frederik Wolf, der zusätzliche betriebswirtschaftliche Erfahrung durch sein duales Studium der BWL mit ins Team bringt.
Innerhalb der Universität werden die angehenden Unternehmensgründer vom Transfer-Center enaCom unterstützt, das ein Bindeglied zwischen der Wissenschaft und der Praxis bildet.
Der Exzellenzcluster Materie und Licht für Quanteninformation (ML4Q)
Der Exzellenzcluster Materie und Licht für Quanteninformation (ML4Q) ist ein Forschungsverbund der Universitäten Köln, Bonn und Aachen sowie des Forschungszentrums Jülich. Er wird gefördert im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder. Ziel von ML4Q ist es, neue Computer- und Netzwerkarchitekturen zu schaffen, die auf den Prinzipien der Quantenmechanik beruhen. Quantencomputer versprechen Rechenleistung jenseits derer aller klassischen Computer zum Beispiel für die Materialforschung, Pharmazeutik oder künstliche Intelligenz. Quantenkommunikation ist abhörsicher, verschlüsselbar und kann helfen, sichere Kommunikationsnetzwerke zu realisieren. ML4Q bündelt die einzigartige Expertise der beteiligten Partner in drei Schlüsseldisziplinen der Physik: der Festkörperforschung, der Quantenoptik und der Quanteninformation. Das soll dazu führen, die beste Hardware-Plattform für Quanteninformations-Technologie und Blaupausen für ein funktionales Quanteninformations-Netzwerk zu schaffen.
Das Transfercenter enaCom
Das Transfercenter enaCom unterstützt Gründungsinteressierte der Universität Bonn mit seinen Angeboten für die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Das Team informiert und berät Studierende, Forschende und Mitarbeitende jederzeit zu (Drittmittel-)Fördermaßnahmen im Gründungsbereich und rund um Fragen zu Gründungsideen und Start-Ups. enaCom gehört zu den Preisträgern im Wettbewerb EXIST 'Potentiale heben' des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Die Universität Bonn erhält dafür in den kommenden vier Jahren rund 1,4 Millionen Euro, um Unternehmensgründungen aus der Hochschule heraus zu fördern.
Das Accelerator-Programm HIGH-TECH.NRW
HIGH-TECH.NRW gilt als das erste Accelerator-Programm für hardware-basierte Schlüsseltechnologien in Nordrhein-Westfalen. Die Mentoren kommen von mehr als zehn großen Industrieunternehmen aus der Region. Organisiert wird das Programm vom Partnernetzwerk des Landesclusters NanoMikroWerkstoffe Photonik.NRW und der Universitäten Aachen, Bochum, Dortmund, Duisburg-Essen, Köln und Münster. Zwölf Startups haben sich in diesem Jahr für die Teilnahme qualifiziert.
Kontakt für die Medien:
Dr. David Dung
Institut für Angewandte Physik der Universität Bonn
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