02. Dezember 2020

Konferenz zum größten Sklavenmarkt der Welt Konferenz zum größten Sklavenmarkt der Welt

Forscher der Uni Bonn diskutieren mit internationalen Kollegen über Forschungstrends zur Sklaverei in Brasilien

Die Sklaverei Brasiliens versuchte man bis vor einigen Jahren als humanes Gegenstück zur Plantagensklaverei der US-Südstaaten darzustellen. Dem ist zu widersprechen: Denn bis zur Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1888 war Brasilien der größte Sklavenmarkt der Welt. Aus diesem Grund tauschen sich Forschende des Bonn Center for Dependency and Slavery Studies angesiedelt an der Universität Bonn, das den Exzellenzcluster „Beyond Slavery and Freedom“ koordiniert, bei einer internationalen Online-Konferenz am 10. und 11. Dezember mit führenden brasilianischen Wissenschaftlern über aktuelle Trends in der Sklaverei-Forschung Brasiliens aus.

Zeichnung
Zeichnung - von Sklaven beim Capoeira-Tanz. © Exzellenzcluster „Beyond Slavery and Freedom“
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Die Erforschung der brasilianischen Sklaverei ist eines der Gebiete, das am stärksten in der brasilianischen Geschichtswissenschaft verankert ist. Man schätzt, dass von den rund zwölf Millionen Afrikanerinnen und Afrikanern, die zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert geraubt und unter brutalen Bedingungen auf die Plantagen der Neuen Welt geschafft wurden, ein Drittel in die portugiesische Kolonie Brasilien geschafft wurde. Diese Fakten führen zu grundlegenden Forschungsfragen, die im Rahmen der internationalen Konferenz „Current Trends in Slavery Studies in Brazil“ diskutiert werden sollen.

Dafür stellen führende Wissenschaftler aus Brasilien ihre aktuellen Forschungsthemen vor. Im Fokus stehen hier Diskussionsbeiträge zur Rechtsauffassung der Situation versklavter Menschen in Brasilien wie „Sklaverei, Mutterschaft und das ,Gesetz des freien Bauches‘“ oder „Sklaverei und das Konzept von Gerechtigkeit in Portugiesisch-Amerika“. Des Weiteren widmen sich die Forschenden Themen rund um die Abschaffung der Sklaverei: Auf der einen Seite beleuchten sie „Politische Strategien der Schwarzen zur Zeit der Abolition“ und vergleichen diese auf der anderen Seite mit „Lynchjustiz, Abolitionismus und der Gerechtigkeit in Brasilien im 19. Jahrhundert“. Ziel ist es, Diskussionen mit Bonner Forschenden aus verschiedenen Fachrichtungen zu führen und so weitere Kooperationen anzustoßen. Auch die interessierte Fachöffentlichkeit ist eingeladen, teilzunehmen. Die Vorträge finden in englischer Sprache statt.

Weitere Informationen zur Konferenz „Current Trends in Slavery Studies in Brazil“: https://www.dependency.uni-bonn.de/en/events/current-trends-in-slavery-studies-in-brazil

Über den Exzellenzcluster „Beyond Slavery and Freedom“:

„Asymmetrische Abhängigkeit“ – mit diesem neuen Schlüsselkonzept will der Cluster „Beyond Slavery and Freedom“ einen neuen Zugang zur Sklaverei- und Abhängigkeitsforschung eröffnen. Die Sklaverei auf dem amerikanischen Kontinent oder in der Antike prägte bisher den wissenschaftlichen Diskurs. Doch der Cluster verlässt mit seinen Forschungsbeiträgen diesen Pfad und erweitert die Perspektive inhaltlich, räumlich und zeitlich. Denn Formen der Knechtschaft und erzwungener Arbeit müssen nicht zwangsläufig mit dem Schlagwort Sklaverei verknüpft sein. „Asymmetrische Abhängigkeit“ hingegen schließt verschiedenste Ausprägungen von menschlicher Ausbeutung ein, zum Beispiel Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft oder Leibeigenschaft. Bis 2025 steht jährlich ein Forschungsbereich im Fokus.

Kontakt für die Medien:

Prof. Dr. Stephan Conermann
Sprecher des Exzellenzclusters „Beyond Slavery and Freedom“ und Mitorganisator der Konferenz
Tel.: 0228/73-7462
E-Mail: stephan.conermann@uni-bonn.de

Silvia Oster
Bonn Center for Dependency and Slavery Studies
Tel.: 0228/73-62477
E-Mail: pr@dependency.uni-bonn.de

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