Makrophagen bilden die erste Verteidigungslinie gegen Krankheitserreger, indem sie diese aufnehmen und in ihre Bestandteile (Antigene) zerlegen. Diese Antigene präsentieren sie anderen Zellen des Immunsystems und produzieren Botenstoffe, was eine angepasste Immunantwort hervorruft. Jüngeren wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge haben residente Makrophagen jedoch weit mehr Aufgaben als bisher angenommen: Über die klassische Rolle als Fresszelle hinaus, leisten residente Makrophagen höchstwahrscheinlich einen wesentlichen Beitrag zur Organentwicklung. Elvira Mass untersucht unter anderem, welche Funktion residente Makrophagen bei der Gehirnentwicklung haben. Mithilfe eines hochdotierten „Starting Grant“ des Europäischen Forschungsrats erforscht sie mit ihrem Team potenzielle Gefahren von Nanoplastik, das mit der Nahrung aufgenommen wird. Die Forschenden möchten klären, ob das Nanoplastik bis in unsere Organe gelangen kann, ob es dort besonders durch Makrophagen aufgenommen wird und ob es langfristig zu neurologischen Krankheiten führen kann.
Der Paradigmenwechsel mit Blick auf residente Makrophagen erstreckt sich jedoch nicht einzig auf die Funktion, sondern ebenso auf die Herkunft der Fresszellen. So ist mittlerweile bekannt, dass sich residente Makrophagen bereits während der Embryonalentwicklung in vielen Organen entwickeln und sich im erwachsenen Gewebe selbst erneuern können. Das Team um Elvira Mass ist daran interessiert, die Rolle residenter Makrophagen für eine gesunde Organentwicklung, aber auch bei verschiedenen Krankheiten wie Fettleibigkeit oder Infektionskrankheiten zu verstehen.
Die im heutigen Kasachstan geborene Russlanddeutsche promovierte in Molekularer Biomedizin an der Universität Bonn und kehrte nach einem dreijährigen Forschungsaufenthalt am King’s College London und Memorial Sloan-Kettering Cancer Center in New York an ihre Alma Mater zurück. 2017 startete sie die Forschungsgruppe Entwicklungsbiologie des angeborenen Immunsystems am LIMES-Institut. 2019 wurde Elvira Mass zur W2-Professorin an der Universität Erlangen-Nürnberg ernannt, wurde jedoch 2020 wieder zurück an die Universität Bonn berufen.
„Die wissenschaftliche Umgebung des LIMES-Instituts und Exzellenzclusters ImmunoSensation2 der Universität Bonn bietet mir ein optimales Umfeld für meine Forschung“, sagt Elvira Mass. Dieses gründet sich auf den gemeinsamen wissenschaftlichen Schwerpunkten der Forschenden am LIMES und weiterer im Exzellenzcluster vereinten Institute, sowie die Anbindung an mehrere nationale und internationale Forschungsnetzwerke. Durch die Auszeichnung als EMBO Young Investigator wird dieses Umfeld nun um ein renommiertes Netzwerk erweitert.
Das „EMBO Young Investigator Network“
EMBO ist eine Organisation von mehr als 1.800 führenden Forschenden, die Spitzenleistungen in den Biowissenschaften in Europa und darüber hinaus fördert. In das „EMBO Young Investigator Network“ sind in diesem Jahr 26 Forschende aufgenommen worden. Sie kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Spanien, Großbritannien, Israel und Singapur. Insgesamt sind in dem Netzwerk derzeit 130 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versammelt.
Pressemitteilung „Fördert Nanoplastik neurologische Krankheiten? ERC Starting Grant für Elvira Mass“ (9. April 2019): https://www.limes-institut-bonn.de/oeffentlichkeitsarbeit/aktuelles/artikel/news/foerdert-nanoplastik-neurologische-krankheiten/
Kontakt:
Dr. David Fußhöller
Science Communication and Public Relations
Cluster of Excellence ImmunoSensation2
Tel.: +49 (0)228-287 51283
E-Mail: david.fusshoeller@uni-bonn.de