Sie sind nach 2020 erneut „Rektor des Jahres“. Wie haben Sie das gefeiert?
Ein bisschen gefeiert habe ich vor allem im Familienkreis. Die Preisverleihung selbst fand auf der digitalen „Gala der Deutschen Wissenschaft“ statt. Der Preis ist aber eine tolle Anerkennung und spornt mich an, weiter an und für meine exzellente Universität zu arbeiten. Dazu gehört: Zuzuhören, Kompromisse zu finden und neue Ideen zu entwickeln.
Eine ereignisreiche erste Amtszeit liegt hinter Ihnen. Wenn Sie 2015 gewusst hätten, was Sie heute wissen – was hätten Sie anders gemacht?
Grundsätzlich schaue ich immer lieber nach vorn und entwickle Ideen und Konzepte für die Zukunft. Aber selbstverständlich lernt man jeden Tag neu, aus Begegnungen, im Austausch und oftmals aus ganz unerwarteten Herausforderungen. Ich denke etwa an die Sperrung des 3. OG des Hauptgebäudes vor Weihnachten 2018. Hieraus habe ich im Positiven gelernt, was wir für eine große Kraft entwickeln können, wenn wir aus einem wirklich massiven Problem gemeinsam eine Chance entwickeln.
Durch unsere konzertierte Aktion „Wir für unser Schloss“ waren wir einer Sanierung des Schlosses denke ich noch nie näher.
Ein neues Ressort in Ihrem Rektorat ist das Prorektorat für Chancengerechtigkeit und Diversität. Was hat Sie dazu bewogen, diesem Thema ein eigenes Prorektorat zu widmen?
Unser erklärtes Ziel ist es, dass Chancengerechtigkeit und Diversität an der Universität Bonn noch stärker umgesetzt und gelebt werden. Dies ist ein wesentlicher Teil unseres Selbstverständnisses. Es geht für uns als global vernetzte Exzellenzuniversität eben auch darum, die Potentiale in der Vielfalt zu nutzen. Bei der Erhöhung des Anteils von Professorinnen haben wir eindeutige Ziele formuliert, die wir gemeinsam erreichen müssen. Mein letztes Rektorat ist gemeinsam mit den Fakultäten bereits wichtige Schritte gegangen, nicht zuletzt mit der Gründung einer neuen Stabsstelle. Irmgard Förster wird diesen wichtigen Bereich mit ihrer ganzen Erfahrung und Kompetenz weiter ausbauen. Im Übrigen war es mir wichtig, selbst voranzugehen, und mein Rektorat erstmals in der Geschichte der Universität geschlechterparitätisch zu besetzen.
Neu ist auch das Prorektorat für Nachhaltigkeit.
Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema der Gegenwart und der Zukunft, welches nahezu alle Bereiche unseres Lebens umfasst. Mein Rektorat hat bereits in der vergangenen Amtszeit erklärt: Wir wollen eine nachhaltige Universität werden, zumal in der deutschen Stadt der Vereinten Nationen. Hierzu haben wir unter Einbindung aller Statusgruppen eine universitäre Nachhaltigkeitsstrategie 2030 entwickelt, die nun im Prorektorat unter Leitung von Annette Scheersoi mit der neuen Stabsstelle koordiniert umgesetzt werden wird. In der Nachhaltigkeitsforschung sind wir, zum Beispiel mit unserem Exzellenzcluster PhenoRob und unserem Innovations-Campus Bonn, ohnehin sehr stark. In der Lehre wollen wir fakultätsübergreifende Lehrmodule entwickeln und auch im Betrieb werden wir, nach Meilensteinen wie dem Fairtrade-Siegel und der Umstellung auf Ökostrom, noch nachhaltiger werden.
Was sind Ihre Ziele für die kommenden vier Jahre? Woran wollen Sie gemessen werden?
Unser strategisches Ziel für die kommenden Jahre ist es, die Universität Bonn mit ihrer exzellenten Leistungsfähigkeit in Forschung und Lehre sowie ihren großen Potentialen in der Vielfalt noch stärker zu einem Schrittmacher der großen globalen Transformationsprozesse zu machen. Hierzu brauchen wir eine adäquate Infrastruktur, vor allem auch digital, sowie einen starken Transfer-Bereich, den wir mit unserem neuen Zentrum enaCom etabliert haben. Wir als neues Rektorat werden gemeinsam mit allen Universitätsmitgliedern und unseren Partnern daran arbeiten, unsere sehr gute Position im weltweiten Wettbewerb weiter auszubauen. Hierzu zählen vor allem auch unsere weltweiten Netzwerke, die Birgit Münch als neue Prorektorin weiter festigen und strategisch ausbauen wird.
Das Rektorat schätzt Sie als ausgesprochenen „Teamplayer“. Was braucht man dafür?
Ein Teamplayer braucht zunächst einmal ein gutes Team. Ich danke den Mitgliedern meines letzten Rektorats von Herzen für Ihre hervorragende Arbeit und freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit den neuen Kolleginnen und Kollegen. Überhaupt: Ich bin sehr stolz darauf, was wir als Rektorat, gemeinsam mit den Forschenden, Lehrenden, Studierenden und Beschäftigten, in den letzten Jahren erreicht haben. Wir hatten immer einen sehr guten Ruf, aber ich glaube wir haben in der Wahrnehmung von außen, auch international, noch einmal entscheidend gewonnen. Als Rektor sehe ich meine Aufgabe auch weiterhin darin, die große Kreativität und das enorme Engagement der Universitätsmitglieder zu fördern und zu vernetzen, sie alle für gemeinsame Ziele zu gewinnen, hinter diesen zu versammeln und hieraus eine große Leistungsfähigkeit entstehen zu lassen. Wenn uns das weiter gemeinsam gelingt, dann stimmt mich das für die Zukunft optimistisch.