Seit über 30 Jahren beschäftigt sich Prof. Johannes Orphal vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit dem Leben und Werk von Rudolf Clausius. Er sei einer der größten Clausius-Enthusiasten, den er kenne, sagte Prof. Meschede, der gemeinsam mit Prof. Vöhringer und Prof. Monien die Ringvorlesung zum 200. Clausius-Geburtstag konzipiert und durchgeführt hat, bei seiner Einführung. Er freue sich sehr, den Vortrag zu Ehren des 200. Geburtstags von Clausius zu halten, so Orphal, denn „Bonn ist der Platz, wo Clausius verehrt werden sollte.“ Es helfe sowohl im Leben wie auch in der Wissenschaft, wenn man sich an solchen großen Leuten orientiere.
Mit seinem tiefgehenden Einblick in den über Jahre zusammengetragenen Fundus an Schriften und Briefen von und über Clausius, zeichnete Orphal das Bild eines Mannes, der schon früh für die Wissenschaft gebrannt hatte. So äußerte Clausius sich in einem Brief aus dem Jahr 1847 darüber, dass die Hilfslehrerstelle, die er zur Unterstützung seiner Familie annehmen musste, seine Tätigkeit sehr zersplittere, „während mein Hauptziel in Wahrheit immer die Wirksamkeit als Lehrer einer Universität blieb.“ Diesem Drang folgte Clausius bis ins höhere Alter, als er selbst nach dem Tod seiner Frau keine seiner Vorlesungen an der Universität ausfallen ließ.
Ein mathematischer Denker
Gerade die Äußerungen seiner bedeutendsten Wegbegleiter und Nachfolger, wie Helmholtz und Planck, machten deutlich, so Orphal, dass Clausius in der Wissenschaft anerkannt war. So berichtet Helmholtz 1889 über die „Schärfe seines mathematischen Denkens“ und Planck 1887 von Clausius‘ „epochemachenden Abhandlung“ aus dem Jahre 1850. Auch Albert Einstein schrieb 1949 in seinem Werk „Autobiographisches“, dass die klassische Thermodynamik einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht habe und die einzige physikalische Theorie allgemeinen Inhalts sei, von der er überzeugt sei, dass sie im Rahmen der Anwendbarkeit ihrer Grundbegriffe „niemals umgestoßen wird“.
Die zahlreichen Auszeichnungen die Rudolf Clausius erhalten hat, wie u.a. die Huygens-Medaille (Akademie Leiden), die Copley-Medaille (Royal Society London), den Orden „Pour le Mérite“ (Preußen) oder die Légion d’Honneur (Frankreich) unterstreichen die Bedeutung seiner Forschung – nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch für die industrielle Entwicklung. Es sei ihm aber am Wichtigsten, so sagte Orphal am Ende seines Vortrags, dass „man ihn nicht wieder vergisst, wie in den letzten 100 Jahren.“
Als erstes Geschenk des Abends überreichte Johannes Orphal der Universität Bonn zwei große Kisten aus dem Carl-Zeiss Archiv Jena mit originalen Clausius-Dokumenten, darunter Sonderdrucke und Manuskripte der allerersten Arbeiten, die Clausius geschrieben hat. „Die Universität Bonn ist dafür der richtige Ort“, so Orphal.
Physikshow aus der Coronapause zurück
Als zweites Geburtstagsgeschenk des Abends stand nach langer Corona-Pause die Physikshow von Prof. Herbert Dreiner und Michael Kortmann wieder auf der Bühne, die mit einem Theaterstück die Forschung von Rudolf Clausius erlebbar machen wollte. In einer fiktiven Szene in einer Wohngemeinschaft, in der Rudolf mit seiner WG-Partnerin Henriette lebte, suchten die beiden eine geeignete Person zur Untermiete. Die Bewerberinnen und Bewerber müssen, so sie das Zimmer haben wollen, ein Experiment präsentieren, dass die beiden begeistert. Das kurzweilige Stück mit verschiedenen anschaulichen Experimenten machte deutlich, wie Rudolf Clausius auf die Größe der Entropie und seine Erkenntnisse im Bereich der Thermodynamik gekommen sein könnte. Oder zumindest - wie man sie einem breiten Publikum erlebbar machen kann.
Auch Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch, der Rektor der Universität Bonn, betonte, dass er und das ganze Rektorat von Rudolf Clausius entzündet seien. „Wir sind stolz, dass wir diesen herausragenden Wissenschaftler unserer Universität heute feiern können“, so Hoch. „Ich danke dem gesamten Organisationsteam dafür, dass Sie Clausius wieder in unser Bewusstsein geführt haben und mit dem anstehenden Festakt im Juli noch einen zweiten Höhepunkt des Clausius-Jahres vorbereitet haben.“
Große Festveranstaltung im Juli
Das Video zur Veranstaltung kann demnächst auf dem Youtube-Kanal von unibonn.tv nachgesehen werden. Die Veranstaltung wurde gemeinsam durch die Fachgruppen Chemie und Physik/Astronomie und den Transdisziplinären Forschungsbereich „Bausteine der Materie und fundamentale Wechselwirkungen“ der Universität Bonn in Kooperation mit dem Physikzentrum Bad Honnef und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft angeboten. Als großes Finale des Clausius-Jahres an der Universität Bonn wird am 13. Juli eine große Festveranstaltung stattfinden. Alle Informationen finden Sie auf der Sonderseite: www.uni-bonn.de/clausius