Die @Home-Liga des RoboCups ist der größte jährliche Wettbewerb für Assistenzroboter zur Unterstützung hilfebedürftiger Personen in Alltagsumgebungen. In der offenen Klasse, in der die Teams ihre Roboter selbst gestalten können, traten bei der Weltmeisterschaft in Eindhoven 17 Teams aus elf Ländern an. Die Roboter stellten ihre Fähigkeiten bei zehn Tests in realistischen häuslichen Umgebungen unter Beweis: Sie sollten etwa Besucher in Empfang nehmen und diese anderen Personen vorstellen, beim Tragen von Gepäck helfen, Hausregeln durchsetzen, Einkäufe verstauen, die Küche aufräumen, den Frühstückstisch decken sowie Gäste in einem Restaurant bedienen. Damit stellten die Roboter unter Beweis, dass sie mit Nutzenden durch Sprache und Körpersprache interagieren, selbstständig um Hindernisse herum navigieren sowie Alltagsobjekte greifen, transportieren und ablegen können.
Besonders herausfordernd waren zwei Tests, bei denen die zu lösende Aufgabe durch Sprachkommandos mitgeteilt wurde. Das Team der Universität Bonn hat für diese Aufgaben zwei mobile Roboter mit menschenähnlichem Oberkörper und Allseiten-Fahrwerk eingesetzt. Diese Roboter nehmen ihre Umgebung mittels Kameras, Laserscannern und einem Mikrofon wahr und steuern zahlreiche Motoren und einen Lautsprecher an, um Assistenzaufgaben selbständig zu erledigen. Dabei sind Methoden aus der Forschung zu Künstlicher Intelligenz entscheidend, wie Bild- und Sprachverstehen, Aktions- und Bewegungsplanung sowie Dialogsysteme.
In der Vorrunde wurde das Team NimbRo durch einen Hardware-Defekt beim Hauptroboter zurückgeworfen und belegte den zweiten Platz, hinter dem Vorjahressieger Tidyboy aus Korea. In der Hauptrunde zog NimbRo dann an Tidyboy vorbei. Im Finale zeigten die drei besten Teams selbstdefinierte Aufgaben zum Thema „Hilfe zur Vorbereitung des Abendessens“. Das Bonner Team brachte dafür zwei Roboter gleichzeitig zum Einsatz. Diese demonstrierten der Jury die Erkennung von Objekten ohne Beschränkung auf vordefinierte Kategorien, die Erkennung von Gesten und die Interaktion mit Nutzenden durch ein Sprachdialogsystem, Mobilität in einem Apartment, das Greifen von Objekten sowie die Anbindung an multimodale Basismodelle für das Erstellen von Rezeptvorschlägen auf Grundlage der erkannten Zutaten. Für diese Vorführung erhielt NimbRo sowohl von den Jurymitgliedern aus der @Home-Liga als auch von den Jurymitgliedern aus der Industrie die höchste Punktzahl. NimbRo gewann den Wettbewerb mit 8.852 Punkten vor Tidyboy (7.495 Punkte) und SocRob@Home (Portugal, 6.901 Punkte).
„Assistenzroboter werden in der Zukunft dazu beitragen, dass hilfsbedürftige Menschen länger selbstbestimmt in der gewohnten Umgebung leben können“, sagt Prof. Dr. Sven Behnke, Leiter der Arbeitsgruppe Autonome Intelligente Systeme und Direktor des Instituts für Informatik VI – Intelligente Systeme und Robotik der Universität Bonn. „Dass unser Team sich gegen starke internationale Konkurrenz durchgesetzt hat, unterstreicht die Exzellenz der Bonner Robotik-Forschung“, betont der Wissenschaftler, der auch Mitglied in den Transdisziplinären Forschungsbereichen „Modelling“ und „Sustainable Futures“, dem Exzellenzcluster PhenoRob sowie dem Center for Robotics der Universität sowie dem Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz ist.