09. Januar 2020

Buschbrände in Australien: „Die Gefahr verheerender Feuer steigt weltweit“ Buschbrände in Australien: „Die Gefahr verheerender Feuer steigt weltweit“

Die Ökologin Dr. Anja Linstädter vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn schildert die Folgen der aktuellen Wildfeuer in Australien für die Tier- und Pflanzenwelt – und erläutert, wie der Mensch dazu beiträgt, dass sich solche Naturkatastrophen weltweit häufen werden.

Wildfeuer sind integraler Bestandteil vieler Ökosysteme:
Wildfeuer sind integraler Bestandteil vieler Ökosysteme: - Alte Feuerschäden an einem Baumriesen in Nordost-Namibia. © Foto: Jasmin Frietsch/Projekt "Future Rural Africa"
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Stürzen die Brände die Welt in eine globale Krise?
Linstädter: Die Feuer haben sicherlich gewisse Auswirkungen auf den globalen Klimawandel. Schon jetzt haben sie etwa halb so viel CO2 in die Atmosphäre entlassen wie die australische Wirtschaft in einem ganzen Jahr. Auch die Gefahr von großen, verheerenden Feuern erhöht sich gerade weltweit. Hier hat der Mensch auf zweierlei Art seine Finger im Spiel. Zum einen trägt er durch den Klimawandel zur Erwärmung und Austrocknung von Wäldern und Savannen bei. Zum anderen bewirkt er, dass sich immer mehr Biomasse in den Ökosystemen aufhäuft. Entweder weil er Feuer aus den Ökosystemen raushält – zum Beispiel weil er sehr nah an den Wäldern lebt. Oder weil er natürliche Prozesse unterbindet, die Biomasse abbauen, wie etwa Beweidung. Dadurch nimmt die Gefahr von Feuern stark zu. Denken Sie nur an die verheerenden Feuer in Kalifornien.

Wie geht es für die Tiere weiter, die die Brände bislang überlebt haben? Gibt es eine Überlebenschance trotz der mangelnden Nahrung und dem abgebrannten Lebensraum?
Linstädter: Das hängt sehr stark von den Tierarten ab. Für die Koalabären wird es schwierig, die Zeit zu überstehen, bis die Eukalyptusbäume wieder austreiben, da sie sich ja wesentlich von Eukalyptus ernähren. Ich denke aber, dass die Bären, wenn sie jetzt vom Menschen eingesammelt und gepflegt werden, sogar eine relativ gute Überlebenschance haben, bis der Eukalyptus vielleicht schon in einigen Monaten wieder austreibt. Für andere Tierarten, wie zum Beispiel Insekten- oder Fleischfresser, wird das sehr viel bitterer, weil einfach deren Nahrungsgrundlage weggebrochen ist. Da wird es deutlich länger dauern, bis sich die Populationen erholt haben. Ein australischer Kollege sagt, es kann bis zu 40 Jahre dauern, bis die betroffenen Ökosysteme in Australien wieder komplett regeneriert sind. Ich schätze mal, bis das Ganze wieder aussieht wie ein Wald, kann es nur ein bis zwei Jahre brauchen. Bis aber die gesamten Nahrungsnetze wieder da sind, kann es Jahrzehnte dauern.

Das komplette Interview im Bonner General-Anzeiger:
https://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/buschbraende-in-australien-wissenschaftlerin-erklaert-folgen-fuer-das-oekosystem_aid-48184378

Mehr zur Forschung von Anja Linstädter:
https://www.crc228.de/projects/project_a01/
https://www.namtip.uni-bonn.de/

Dr. Anja Linstädter
Dr. Anja Linstädter - vom Institut für Pflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn während einer Forschungsreise in Namibia. Die Vegetationsökologin erforscht Folgen des Klima- und Landnutzungswandels auf die Kohlenstoffspeicherung und andere Ökosystemleistungen von Trockengebieten – mit einem Schwerpunkt auf afrikanischen Savannen. © Foto: Liana Kindermann
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