Personenbezogene Gesundheitsdaten werden in Deutschland mithilfe von epidemiologischen, klinischen und Public-Health-Studien gesammelt. Diese Studien sind im Allgemeinen hoch standardisiert, gut dokumentiert und generieren qualitätsgeprüfte Daten. „Die einzelnen Studien liefern uns Informationen von hoher Qualität. Die Daten sind oft aber nur eingeschränkt auffindbar und die Zugriffsrechte häufig nicht ausreichend geklärt”, sagt Prof. Dr. Juliane Fluck, Sprecherin der NFDI4Health und Leiterin des Programmbereichs „Wissensmanagement“ bei ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften.
Ziel der NFDI4Health ist es daher, die Auffindbarkeit von und den Zugang zu strukturierten Gesundheitsdaten zu ermöglichen. Austausch, Verknüpfung, Interoperabilität und Wiederverwendbarkeit der Daten sollen gefördert werden. Denn die Erfassung und Analyse personenbezogener Daten zu Gesundheits- sowie Krankheitsstatus und wichtiger Einflussfaktoren darauf sind eine wesentliche Komponente zur Entwicklung neuer Therapien, übergreifender Versorgungsansätze und präventiver Maßnahmen eines modernen Gesundheitswesens. Das Projekt wird von Bund und Ländern mit insgesamt rund 12,4 Mio. Euro gefördert.
Die Universität Bonn ist im NFDI4Health Projekt mit der Professur für Ernährungsepidemiologie am Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Ute Nöthlings vertreten. Die Wissenschaftler werden wesentlich an der Entwicklung von Standards für die Daten-Harmonisierung und Implementierung von FAIR-Datenmodellen in ernährungsepidemiologische Studien beteiligt sein. Die DONALD Studie, die seit 1985 Ernährungsdaten von gesunden Kindern und Jugendlichen bis hinein ins Erwachsenenalter erhebt, trägt in diesem Rahmen Daten aus über 35 Jahren Ernährungs- und Gesundheitsforschung bei.
Task Force COVID-19
„COVID-19 hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wissenschaftliche Daten leichter auffindbar, standardisiert und verknüpfbar sind. So ließen sich Ressourcen in der Forschung bündeln und schneller Erkenntnisse über das Virus gewinnen“, erklärt die Koordinatorin der Task Force Prof. Dr. Iris Pigeot, Direktorin des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS und stellvertretende Sprecherin der NFDI4Health. Mit knapp einer Million Euro zusätzlich fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft die NFDI4Health Task Force COVID-19. Als sogenannter Use Case soll in der Task Force am Beispiel von COVID-19 gezeigt werden, wie personenbezogene Gesundheitsdaten in Deutschland besser gefunden, verknüpft und standardisiert werden können. Die NFDI4Health Task Force COVID-19 konzentriert sich über klinische Patientendaten hinaus auf die Folgen des Pandemieausbruchs für die öffentliche Gesundheit, wie etwa Morbidität, Mortalität, Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung, Lebensqualität und Auswirkungen sozialer Isolation. Dies hebt sie von der Arbeit der meisten anderen Initiativen in der Medizin ab.
Vernetzung ist wesentlich für den Erfolg
Neben der interdisziplinären Zusammensetzung von NFDI4Health ist die Vernetzung mit den anderen nationalen und internationalen Akteuren auf dem Gebiet der personenbezogenen Gesundheitsdaten von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg des Projektes. „Welche Anforderungen stellen die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer an die von uns geschaffene Dateninfrastruktur? Welche internationalen Standards müssen wir berücksichtigen? Hierfür braucht es einen sehr engen Austausch mit allen Beteiligten – von Anfang an”, erklärt Iris Pigeot. Neben den 17 Konsortialpartnern von NFDI4Health sind insgesamt 48 weitere namhafte Institutionen aus dem Gesundheitsbereich am Projekt beteiligt.
Zum Projektstart von NFDI4Health fand kürzlich ein digitaler Community Workshop statt. Knapp 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nahmen teil. Das Ziel: NFDI4Health so zu gestalten, dass die Ergebnisse auch den Anforderungen der zukünftigen Anwenderinnen und Anwender entsprechen. „Wir wollen keine Elfenbeintürme errichten, sondern belastbare, funktionale Infrastrukturen schaffen. Diese sollen es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ermöglichen, schneller und umfassender neue Erkenntnisse zu gewinnen“, fasst Juliane Fluck zusammen.
Über NFDI4Health
NFDI4Health ist Teil der von Bund und Ländern geförderten Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). NFDI4Health hat zum Ziel, ein umfassendes Inventar deutscher epidemiologischer, Public-Health und klinischer Studiendaten aufzubauen. Die Erfassung und Analyse dieser Daten sind wesentlich zur Entwicklung neuer Therapien, übergreifender Versorgungsansätze und präventiver Maßnahmen. Personenbezogene Gesundheitsdaten verlangen einen besonderen Schutz. Erklärtes Ziel von NFDI4Health ist es daher, Sicherheit und Nutzbarkeit zu vereinen. Das Konsortium setzt sich aus 17 Partnern verschiedener Fachdisziplinen zusammen. Insgesamt 48 namhafte Institutionen aus dem Gesundheitsbereich sind beteiligt.
Beteiligte Institutionen
ZB MED - Informationszentrum Lebenswissenschaften, Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin Institute of Health, Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Fraunhofer-Gesellschaft (Fraunhofer Institute FIT; MEVIS; SCAI), Heidelberger Institut für Theoretische Studien, Netzwerk der Koordinierungszentren für Klinische Studien, Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, Robert Koch-Institut, Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung, Universität Bonn, Universität Bremen, Universität zu Köln, Universität Leipzig, Fachhochschule Mittweida, Universitätsmedizin Göttingen und Universitätsmedizin Greifswald.
Weitere Informationen
Kontakt:
Johann-Jesko Lange
Öffentlichkeitsarbeit NFDI4Health
Tel. +49 (0)421 218-56781
E-Mail: press@nfdi4health.de
Web: www.nfdi4health.de