Betablocker sind seit Jahren eine Säule in der Behandlung von chronischer Herzinsuffizienz bei Patienten nach Herzinfarkt. Sie beeinflussen Betarezeptoren des sympathischen Nervensystems und setzen dadurch die Erregbarkeit des Herzens herab. Carvedilol ist ein solcher Betablocker, dem zugeschrieben wird, ganz besonders geeignet zu sein, das Langzeitüberleben von Patienten mit Herzschwäche zu verlängern. Verantwortlich für diese klinisch beeindruckenden Effekte soll ein molekularer Mechanismus sein, den die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Evi Kostenis vom Institut für Pharmazeutische Biologie der Universität Bonn gemeinsam mit einem Team aus national und international renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern genau unter die Lupe genommen hat.
In einer experimentellen Tour de force unter Einsatz modernster biotechnologischer Methoden, die das Erbgut menschlicher Zellen zielgenau verändern, gelang es den Forschenden, die molekulare Grundlage zu entschlüsseln, wie dieses Arzneimittel Einfluss auf die Zellen unseres Körpers nimmt. „Wir gehen davon aus, dass unsere Erkenntnisse nicht nur wegweisend sein werden für den rationalen Einsatz von Betablockern in der klinischen Praxis, sondern auch darüber hinaus die Entwicklung neuer maßgeschneiderter Wirkstoffe weit über das sympathische Nervensystem hinaus beeinflussen werden“, sagt Prof. Dr. Evi Kostenis, die Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich „Life & Health“ an der Universität Bonn ist.
Die Autorinnen und Autoren des Fachartikels unter der Korrespondenzautorschaft von Prof. Kostenis erhalten in der Kategorie Pharmazeutische Biologie den PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis. In dem Beitrag „How Carvedilol activates β2-adrenoceptors“, der am 19. November 2022 im Journal „Nature Communications“ erschien (https://www.nature.com/articles/s41467-022-34765-w), geht es um den Wirkmechanismus von Carvedilol. Das Arzneimittel wird eingesetzt, um hohen Blutdruck zu senken oder einem Herzinfarkt vorzubeugen.
Die PHOENIX group mit Hauptsitz in Mannheim ist nach eigenem Bekunden europaweit führend in den Bereichen Pharmagroßhandel, Apotheken-Einzelhandel und Services für die pharmazeutische Industrie. Diesmal wird der PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis zum 26. Mal verliehen. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro dotiert und wurde den Wissenschaftlern an ihren jeweiligen Universitäten überreicht. Seit seiner Gründung im Jahr 1996 verfolgt der Preis das Ziel, innovative Forschungsprojekte im pharmazeutischen Bereich zu fördern. Unter der Leitung von Prof. Gabriele König von der Universität Bonn bewertet eine unabhängige Jury eingereichte Arbeiten in den pharmazeutischen Gebieten Pharmakologie und Klinische Pharmazie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie sowie Pharmazeutische Technologie. Teilnahmeberechtigt sind wissenschaftliche Mitarbeiter pharmazeutischer Hochschulinstitute und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Video der PHOENIX group: https://www.youtube.com/watch?v=rC-jqbT8QcM&t=12s