Pflanzen werden maßgeblich durch die Temperatur beeinflusst. Jede Kulturpflanzenart hat einen Temperaturbereich, in dem sie optimal gedeiht, Weizen zum Beispiel zwischen 10 und 25 °C, Mais ist hitzetoleranter. Wird das Temperaturoptimum verlassen, kommt es zu Qualitäts- und Ertragsverlusten. Zu Risiken wie Pflanzenkrankheiten und Schadorganismen infolge der Temperaturveränderungen kommen immer öfter Trockenheit, Starkregen, Hagel und Stürme hinzu, die sich auf die Pflanzen und die landwirtschaftliche Produktion auswirken. Darauf muss sich die Landwirtschaft vorbereiten.
Für diesen Anpassungsprozess forschen Wissenschaftler an den genetischen und physiologischen Prozessen von Mais, Gerste, Weizen, Reis, Zuckerrübe, Kartoffel und Tomate, um „klimafitte“ Pflanzensorten zu erzeugen. Notwendig sind präzise und reproduzierbare Anbaubedingungen in Klimakammern durch genaue Regulation der Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftzirkulation, Lichtintensität sowie Lichtqualität. Mit den neuen Gewächshäusern und Klimakammern gibt es dies alles jetzt an der Uni Bonn, beispielsweise zum UV-Stress oder zum Klimawandel. Durch die neuen Klimakammern kann in Experimenten geschaut werden, wie sich die voraussichtlich künftigen Bedingungen auf die Pflanzen auswirken: eine Versuchsanlage für hochklassige Forschung.
In Glas-Gewächshaus-Kabinen werden die Pflanzen vorgezogen, die dann in einer der Klimakammern eingesetzt werden. Ein nachhaltiges Energiekonzept, bestehend aus Energieschirm und Wärmerückgewinnung, sorgt dafür, dass die Abwärme der Klimakammern zur Heizung der Gewächshäuser genutzt werden kann.
Der Rektor der Uni Bonn, Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Hoch, erklärt: "Pflanzenwissenschaften gehören zu den spannendsten Forschungsbereichen dieser Zeit. Pflanzen sind besonders anpassungsfähig an die Umwelt, sie dienen als Nahrungsquelle und Lebensraum für Tiere, sie besitzen ausgeklügelte Kommunikationssysteme und unterschiedlichste Abwehrmechanismen gegen Fraßfeinde und sie haben als landwirtschaftliche Nutzpflanzen große Bedeutung für die Ernährung des Menschen. Modernste Spitzenforschung in den Pflanzenwissenschaften ist auf besondere Laborinfrastrukturen angewiesen, in denen spezifische Parameter, wie Licht, Feuchtigkeit, Temperatur oder spezielle Bodenbedingungen konstant und verlässlich eingestellt werden können. Im neuen Klimakammer-Gewächshaus-Komplex auf dem universitären Campus Poppelsdorf ist das jetzt möglich. Das finde ich großartig", erklärt der Rektor, "und beglückwünsche insbesondere die Landwirtschaftlichen Fakultät, die das Infrastruktur-Projekt federführend konzipiert und entwickelt hat".
Forschen in der Klimakammer Forschen in der Klimakammer
Künftige Wachstumsbedingungen simulieren für die Zukunft unserer Ernährung
Wie wachsen in Zukunft Feldfrüchte unter den verschärften Bedingungen des Klimawandels? Kommende Forschungsprojekte der Universität Bonn werden dazu das neue Klimakammer-Gewächshaus nutzen, in dem Temperatur, Feuchtigkeit und Licht mit höchster Präzision für Experimente eingestellt werden können. Jetzt wurde dieser neue, an der Landwirtschaftlichen Fakultät errichtete Klimakammer-Gewächshaus-Komplex auf 656 Quadratmetern eingeweiht, den Forschende aus mehreren Fakultäten nutzen werden.
Die Core Facility bietet den Forschenden 12 hochmodernen Klimakammern, zehn für den Sicherheitsstandard S1 und zwei für den Sicherheitsstandard S2; so besteht hohe Flexibilität und Sicherheit bei der Realisierung der Experimente. Die Core Facility "Klimakammern" wird innerhalb des Bonn Technology Campus (BTC) von der Dienstleistungsplattform für Pflanzenversuche betrieben, einer Organisationseinheit der landwirtschaftlichen Fakultät.
Ansprechpartnerin DLP-Geschäftsstelle: Dr. Alina Klaus.
Der Klimakammer-Gewächshaus-Komplex wurde mit insgesamt rund sieben Millionen Euro gemeinsam finanziert von der Universität Bonn, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen eines Großgeräteantrags sowie vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Prof. Dr. Heiko Schoof
Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät der Uni Bonn
E-Mail: fakultaetsmanagement@lwf.uni-bonn.de
Prof. Dr. Frank Hochholdinger
INRES - Crop Functional Genomics
hochholdinger@uni-bonn.de