Lohnt es sich momentan nach Bonn zu ziehen? Lohnt es sich überhaupt ein Studium zu diesem Zeitpunkt anzufangen? Natürlich ging es beim vergangenen langen Abend der Studienberatung am 25.06.2020 auch um Fragen, die sich aktuell Corona-bedingt stellen. Für Lena Ruwoldt und Kathrin Herrmann von der Zentralen Studienberatung Bonn (ZSB) sind das verständliche Bedenken. Doch leider konnten auch sie keine klaren Antworten liefern. „Es ist unglücklicherweise noch zu früh, um Versprechen zu geben, dafür ist die Situation noch zu dynamisch,“ so Ruwoldt. „Das mussten wir auch den Teilnehmer*innen am langen Abend der Studienberatung sagen, auch wenn eine gewisse Hoffnung besteht, dass es mehr Präsenzveranstaltungen im Winter geben könnte.“ COVID-19 war jedoch nicht das einzige bestimmende Thema, wie das Organisationsteam feststellen konnte. „Die aktuelle Lage war nach unserem Eindruck eher in den allgemeinen Vorträgen präsent. Sobald es in die spezifische Fachberatung ging, dominierten dort die fachlichen Fragen,“ erklärt Kathrin Herrmann.
Der Lange Abend der Studienberatung findet normalerweise im Hauptgebäude der Universität Bonn statt und bietet neben allgemeinen Vorträgen zum Studienstart auch Stände der einzelnen Fächer. „Dieses Jahr haben wir versucht das Konzept so gut es ging digital zu übernehmen,“ sagt Herrmann. „Statt der einzelnen Fachstände gab es offene Beratungen über Zoom-Sitzungen, in die man ohne Termin beitreten konnte. Allerdings fielen natürlich einige wichtige Bestandteile, die diesen Abend mitprägen, weg.“ Besonders die Spontanität, mit der die Teilnehmenden in den vergangenen Jahren von Stand zu Stand schlendern konnten, konnte über einzelne Zoom-Sitzungen nicht umgesetzt werden. „Normalerweise kann man sich von Stand zu Stand treiben lassen und auch mal bei einem Fach hineinschnuppern, das man vorher nicht auf dem Zettel hatte. Über Zoom-Sitzungen schienen viele davor größere Hemmungen zu haben,“ so Herrmann. Entsprechend gemischt fällt das Stimmungsbild bei den einzelnen Fächern aus. „Wir haben noch nicht von allen eine Rückmeldung bekommen, aber bisher gab es Dozierende, die 30 bis 40 Beratungen über den Abend verteilt hatten, während andere nur fünf bis sechs Gespräche geführt haben.“ Insgesamt ist die Gesamtzahl der einzelnen Teilnehmer etwas schwerer zu registrieren. Zu unübersichtlich ist die Zahl der einzelnen Zoom-Sitzungen. „Zumindest bei den Vorträgen des ZSB können wir bisher ein sehr positives Fazit ziehen,“ so Ruwoldt. „Teilweise hatten wir über 100 Zuhörende in den einzelnen Vorträgen. Die Fächer wurden etwas weniger stark frequentiert.“
Für die Zukunft plant die ZSB einige der neu gesammelten Erfahrungen weiterzuentwickeln. „Wir werden vermutlich mehr digitale Angebote für die langen Abende in den nächsten Jahren bereithalten. Nicht jeder der sich für ein Studium in Bonn interessiert kann auch persönlich anwesend sein,“ sagt Herrmann. „Beispielsweise habe ich ein Gespräch mit einem Studieninteressierten geführt, der zurzeit noch in der Türkei wohnt. Für ihn war die digitale Beratung natürlich eine große Hilfe.“ Für das nächste Jahr hoffen Herrmann und Ruwoldt allerdings, dass der Abend wie gewohnt mit persönlichem Kontakt stattfinden kann. „Normalerweise kann man die Stimmung im Saal und davor bereits erleben. Außerdem gibt es mehr direkte Rückmeldung. In den Zoom-Sitzungen haben viele ihre Kamera ausgeschaltet, weshalb man das Gefühl bekommt in einen leeren Raum hineinzusprechen,“ sagt Ruwoldt. Einen ganz praktischen Vorteil hatte der digitale Abend dann aber auch noch. „Dieses Jahr mussten wir nicht den Aufbau der vielen Stände und die Vorbereitung der Säle organisieren. Dadurch entfällt natürlich ein Menge Arbeit,“ sagt Lena Ruwoldt schmunzelnd. Für das nächste Jahr würde aber auch das gerne machen, wenn der Lange Abend der Studienberatung wieder wie gewohnt stattfinden kann.