In den vergangenen Jahren haben die Idee der "digitalen Souveränität" und zahlreiche Vorschriften zur Datenlokalisierung die Vision eines globalen, offenen Internets infrage gestellt. Das derzeitige globale Internet könnte in viele regionale Systeme aufgespalten werden und damit Kommunikations- und Innovationsdynamiken in allen datenverarbeitenden Sektoren beeinflussen. Das Problem dieser wachsenden „Fragmentierung“ des Internets spielt auch in den Debatten über die globale Plattform- und Internetregulierung eine immer größere Rolle. Gleichzeitig verwischen die Grenzen zwischen Geopolitik, technischer Standardsetzung und nationaler Regulationspolitik zunehmend, denn digitale Souveränität und technologische Autonomie sind Gegenstand eines globalen Machtkampfs um die Zukunft digitaler Infrastrukturen.
Die Dynamiken und Konsequenzen dieser technisch-politischen Auseinandersetzungen, die im globalen Informationszeitalter alle politischen Ebenen betreffen – vom Einzelnen über ganze Gesellschaften bis hin zu internationaler Politik –, diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom 17. bis 18. September bei der internationalen Online-Konferenz "Digital Fragmentations and Digital Sovereignty".
Der Transdisziplinäre Forschungsbereich (Transdisciplinary research area) „Individuen, Institutionen und Gesellschaften“ (TRA 4) und das Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) der Universität Bonn haben dazu Expertinnen und Experten aus Europa, den USA und China eingeladen. Unter ihnen sind prominente Gäste, wie der Internetexperte Dr. Milton Mueller (Georgia Tech). Gemeinsam mit den Teilnehmenden diskutieren die Gäste das Zusammenspiel zwischen Bestrebungen zu mehr digitaler Souveränität, die drohende Fragmentierung des Internets, Daten- und Cybersicherheit sowie aktuelle Trends der Internet-Governance. Die Ergebnisse der Konferenz werden in einem Sammelband veröffentlicht.
Die Online-Konferenz und der Sammelband werden von der TRA 4 im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gefördert. Mitglieder der TRA 4 untersuchen, wie Institutionen (Märkte, Recht, Kultur) komplexe Beziehungen zwischen Individuum und Gesellschaft bedingen, und entwickeln hieraus neue Sichtweisen auf Mikrophänomene (Persönlichkeitsentwicklung, Handlungsfähigkeit, Individualisierung) sowie Makrophänomene (Weltgesellschaft, Globalisierung).
Transdisziplinärer Forschungsbereich „Individuen, Institutionen und Gesellschaften“ (TRA 4)
Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS)