Trotz großer Hitze war das Festival sehr gut besucht, die Stände mit Experimenten und Präsentationen stets umlagert. Viele Menschen nutzten die Gelegenheit, sich über die Spitzenforschung der Universität Bonn zu informieren und die thematische Vielfalt der Exzellenzuniversität Bonn zu erleben.
Besucher*innen konnten beispielsweise ein KI-System testen und mathematische Phänomene entdecken. Die Veranstaltung bot außerdem Gelegenheit, mehr über die Zusammenhänge zwischen Flugrobotern, pflanzlichen Proteinen und einer nachhaltigen Zukunft zu erfahren. Es wurde diskutiert, wie Industrialisierung und Kinderarbeit mit der Idee der Kinderrechte verbunden sind. Am Stand des Exzellenzcluster ImmunoSensation2 konnte man Bananen ihre DNA entlocken und die Funktionen des Immunsystems mit Knetgummi nachvollziehen.
Transdisziplinäre Forschung vorgestellt
Die Transdisziplinären Forschungsbereiche sind explorative und innovative Räume, in denen zentrale wissenschaftliche, technologische und gesellschaftliche Herausforderungen angegangen werden. „Unsere Mitglieder kommen selbst auf uns zu oder lernen uns über Netzwerkveranstaltungen kennen“, sagt TRA-Manager Dr. Daniel Minge (TRA Modelling). TRA-Sprecher Prof. Dr. André Beauducel (TRA Individuals & Societies) erklärte die Kernfunktion der TRAs, verschiedene Denkkulturen miteinander in Kontakt zu bringen. „Ohne die TRAs würden die Forschenden nicht so aufeinander zugehen. TRAs schaffen einen Anreiz, miteinander ins Gespräch zu kommen.“
Die sechs TRAs konnten große und kleine Besucher*innen auch im Rahmen einer so genannten „TRAllye“ kennenlernen. Gerade viele jüngere Teilnehmenden kennen bereits das beliebte Format der Wissenschaftsrallye der Universität Bonn, das dieses Mal von TRA-Stand zu TRA-Stand rund um die Hofgartenwiese führte. Wer an mindestens vier der sieben Stände eine Aufgabe löste, konnte einen Gutschein für die Universitätsmuseen gewinnen. Viele Gäste nutzten diesen Weg, um sich die Präsentationen zu erschließen. Dr. Ines Heuer, Leiterin der Stabsstelle für strategische Entwicklung und Qualitätssicherung, erklärte: „Wir wollen Wissenschaft zum Anfassen zeigen. Der transdisziplinäre Ansatz der TRA bedeutet auch, den Schritt raus aus der Uni und rein in die Gesellschaft zu machen. Das ist uns heute gelungen.“
Von der Steinzeit in die Moderne gewürfelt
Am Stand des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Individuen, Institutionen und Gesellschaften“ (TRA Individuals and Societies) konnten Besucher*innen sich in einem strategischen Brettspiel namens „Metaflammation Game“ durch verschiedene Epochen der Menschheit bewegen und dabei versuchen, ihre Gesundheit in Balance zu halten. Auch die Zwillinge Hannah und Jannes Lehmann probierten das Spiel mit Begeisterung aus. Die beiden kommen aus Ostfriesland und hatten damit die Anwartschaft auf den Titel „Weiteste Anreise“ des Wissenschaftsfestivals. Die beiden hatten sich auf den Weg nach Bonn gemacht, um ihren Freund Per Rütten zum Festival zu begleiten, dessen Mutter an der Universität Bonn arbeitet. Angeleitet von Doktorandin Annelen Reimer würfelten sich die drei von der Steinzeit über die ersten Hochkulturen in die Moderne. Dabei mussten sie Faktoren wie Ernährung, Bewegung und Stress in Balance halten. Per schaffte den Übergang von der Steinzeit in die Hochkultur als erster, indem er durch die Entdeckung der Jagd seinen Bewegungswert ins Optimum brachte. Als seine Spielfigur den Grenzfluss überschritten hat, muss Per eine Karte ziehen, die entscheidet, welche Rolle er in der Hochkultur einnehmen wird. „Puh, Aristokrat!“ stellt er erleichtert fest – die Alternative wäre „Sklave“ gewesen. „Das Spiel macht richtig Spaß“, sagt Jannes, „weil es nicht nur um Action geht, sondern man auch so richtig viel nachdenken muss.“ Genau das ist das Ziel des Spiels, das derzeit noch als Beta-Version getestet wird, erklärt Doktorandin Reimer: „Man soll spielerisch Zusammenhänge zwischen verschiedenen Lebensbereichen erkennen und lernen, dass es wichtig ist, die verschiedenen Bereiche im Gleichgewicht zu halten.“
Besuch in der Atacama-Wüste aus LEGO
Heiß war es beim Wissenschaftsfestival auch im Hofgarten, aber die Witterung ist nichts im Vergleich zu den Klimabedingungen in der chilenischen Atacama-Wüste, wo das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) steht. Dort werden ferne Galaxien statt mit immer größeren Antennenschüsseln mit zahlreichen kleinen und per Computer verbundenen Schüsseln mit größter Präzision betrachtet. Wie das geht, erklärte Master-Studentin Minou Greve am Stand des Transdisziplinären Forschungsbereichs „Bausteine der Materie und fundamentale Wechselwirkungen“ (TRA Matter). An einem LEGO-Modell des auf einem Hochplateau gelegenen Observatoriums konnten Besuchende das Funktionsprinzip der Anlage „hands on“ verstehen. Vincent (9) und Henri (10) ließen sich gerne anlocken. Ganz schnell haben sie verstanden, dass das Bild des fiktiven S-förmigen Sternbilds am Himmel umso schärfer wird, je weiter sie die kleinen Teleskope auseinanderstellen. Den Effekt konnte man gleich neben der LEGO-Platte auf einem Monitor sehen.
Musikalische Highlights auf großer Bühne
Das Bühnenprogramm des Wissenschaftsfestivals griff die Themen Internationalität und Inklusion auf und sorgte mit musikalischen Highlights für für gute Stimmung. Den „Eisbrecher“ machten zum Auftakt des Fests die Studierenden der „Physik-Show“ mit Live-Experimenten auf offener Bühne. Die Prorektorate der Universität informierten über wichtige Themen wie Internationalität, Diversität, Nachhaltigkeit und Hochschullehre. Es traten die Gruppen Project Inclusion, Space Opera und The Peasants, eine Band der Landwirtschaftlichen Fakultät auf. Der Jazzchor der Universität begeisterte mit Sänger*innen aller Fachrichtungen. Ein länderübergreifendes Highlight war der Auftritt der Band Zweierpasch; die deutsch-französische Band tourt als Liveband um den Globus. Die Grenzgänger um die Zwillinge Till und Felix mischen in ihren Songs Sprachen und Genres.
Wiederholung angekündigt
Das Wissenschaftsfestival der Universität Bonn leistet einen wichtigen Beitrag zum Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft. Es weckt das Interesse an zukunftsweisenden Themen und Herausforderungen, die ohne Forschung nicht lösbar sind. Die Bandbreite der präsentierten Forschungsbereiche verdeutlichte dabei eindrucksvoll das fachliche Spektrum der Universität Bonn und ihre innovativen fächerübergreifenden Ansätze in Forschung und Lehre. Schon deshalb lohnt es sich, das Event zu wiederholen. Davon zeigten sich auch Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch und die Oberbürgermeisterin der Bundesstadt Bonn, Katja Dörner, überzeugt, die am späten Nachmittag auf die Bühne traten. Sie bedankten sich bei allen Teilnehmenden für ihr Interesse und ihre Unterstützung und betonten die Bedeutung des Festivals als Plattform, um die wissenschaftliche und thematische Vielfalt der Exzellenzuniversität Bonn einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wegen einer Unwetterwarnung musste die Veranstaltung eine Stunde früher beendet wird. Der Rektor stellte aber in Aussicht, dass es nicht die letzte Veranstaltung diese Art gewesen ist. „Wenn Sie wollen, dann machen wir das nochmal!“ rief er den Besucher*innen zu, die den Vorschlag mit kräftigem Applaus quittierten.
Mehr erfahren
Natürlich können wir hier nur einen Ausschnitt des ereignisreichen Festivals wiedergeben. Eine Übersicht aller beteiligten Präsentation, der strategischen Themen und Stände der Prorektorate sowie der Unterstütz*innen und Sponsor*innen des Wissenschaftsfestivals gibt es auf der Event-Homepage.
Zahlreiche Bildimpressionen vom Wissenschaftsfestival gibt es auch in der Bildergalerie der Universität Bonn.
Auf unserem YouTube-Kanal uni-bonn.tv gibt es außerdem einen Film vom Aufbau für das Wissenschaftsfestival.