29. Oktober 2024

i can’t believe how beautiful this is i can’t believe how beautiful this is

Aspekte künstlerischer KI-Forschung. Eine neue Ausstellung im Paul-Clemen-Museum der Uni Bonn im P26 noch bis 31. Dezember 2024

Die Künstler Kristina Lenz und Alex Simon Klug zeigen Arbeiten, die in Auseinandersetzung mit KI-Bildgeneratoren entstanden sind. Die Ausstellung ist zu sehen und zu erleben in den neuen Räumen des Paul-Clemen-Museum der Uni Bonn im P26. Sie fordert den Dialog mit der Gipsabguss-Schausammlung, die vom Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn seit 1912 aufgebaut wurde. Ausgangspunkt für die neue, studentisch kuratierte Ausstellung war ein Seminar mit Prof. Dr. Birgit Mersmann, Professorin für Zeitgenössische Kunst und Digitale Bildkulturen an der Universität Bonn zum Thema „KI-gestützte Kunst. Zwischen Datensatzästhetik und Hyperrealismus“.

KI trifft Gipsabguss
KI trifft Gipsabguss - KI und Gipsabgüsse im selben Raum: Zwischen würdevoller Materialität der Objekte und immateriellem Digitalkontext, sagen die Künstler Kristina Lenz und Alex Simon Klug. Ist die autonome künstlerische Gestaltung durch Menschen endgültig infrage gestellt? © Volker Lannert / Uni Bonn 2024
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Der titelgebende Ausruf »i can’t believe how beautiful this is« bezieht sich auf die zentrale Praxis der Bildgestaltung mittels künstlicher Intelligenz, also das sogenannte Prompting. Obwohl diese Technik der Befragung der Künstlichen Intelligenz von Laien ohne Vorkenntnisse in ihren Grundzügen sehr bald nach ein wenig Übung bedient werden kann, hat sich in Online-Foren inzwischen eine eigene Disziplin entwickelt, um Textbefehle zu kreieren, die möglichst genau das gewünschte Bildresultat erzeugen, auch wenn das Ergebnis nie ganz kalkulierbar ist. Sehr beliebt ist der Prompt „i can’t believe how beautiful this is“, um eine bestimmte Ästhetisierung von Darstellungen zu erzielen. Das titelgebende Werk wurde eigens für diese neue Sonderausstellung im Paul-Clemen-Museum geschaffen.

Werke aus der Reihe „The Hands Problem“ beschäftigen sich mit der Schwierigkeit von KI-Bildgeneratoren, Hände anatomisch richtig dazustellen. Eine anatomisch nicht korrekte Darstellung der Hand war lange Erkennungsmerkmal für ein KI-generiertes Bild. Die Weiterentwicklung von Programmen führte zu Lösungen, aber auch zu neuen Herausforderungen, was die Künstler als Evolutionsstufen verstehen. Zu sehen sind in der Ausstellung durch KI erstellte, digitale Hände, aus denen durch den Einsatz von 3D-Software Gussformen hergestellt wurden, aus denen Reliefs der KI-Hände aus Beton gegossen wurden, eine Materialisierung des Digitalen.

Die Künstler setzen sich außerdem mit der Unfähigkeit der KI auseinander, Schrift in Bildern adäquat darzustellen. Stattdessen zeigen KI-Bilder häufig nur eine Anmutung von Schrift, die nicht aus Zeichen als Vermittler einer Sprache besteht, sondern eine Illusion von Schrift erzeugt, die auf einer algorithmischen Annäherung beruhen.

Die Ausstellung präsentiert weiter das Künstler*innenbuch „The Symbols The Signs". Als fortlaufende Sammlung dokumentiert es die künstlerische Herangehensweise und den experimentellen Umgang mit postfotografischen Medien. Dem übergreifenden Thema der Bildproduktion mittels generativer KI gewidmet sind die Bildexperimente von Studierenden des Kunsthistorischen Instituts. Sie zeigen, wie mit einfachen Textbefehlen in Sekundenschnelle komplexe Darstellungen erzeugt werden können. Die mittels KI generierten Bilder zeugen von der inhaltlichen Entleerung und völlig oberflächlichen Wiedergabe bestimmter Ästhetiken; Komplexität der Grundlagen und der Entstehungsprozesse werden „nicht ansatzweise einbezogen“, sagen die Künstler.

Der Kontext mit den in denselben Räumen anwesenden Gipsabgüssen setzt die Besucher „gefangen zwischen der würdevollen Materialität der Objekte und ihren undurchsichtigen immateriellen Digitalkontexten“, erklären die Künstler. Während das neue Werkzeug KI zwar einerseits die Fortsetzung einer historischen Entwicklung ist, stellt es auch „die autonome künstlerische Gestaltung durch Menschen endgültig infrage“. Könnten die Arbeiten von Kristina Lenz & Alex Simon Klug folgenden Generationen von Kunstgeschichtsstudierenden in Bonn vor Augen führen, wie in diesem formierenden Moment der KI-Entwicklung Bedingungen geschaffen wurden für zukünftige Formen der Bildenden Kunst?

 

Schriftzeichen, Worte, Bedeutung - oder doch nicht?
Schriftzeichen, Worte, Bedeutung - oder doch nicht? - Von der Unfähigkeit der KI, Schrift in Bildern adäquat darzustellen. © Volker Lannert / Uni Bonn 2024
Kind auf Mutters Arm
Kind auf Mutters Arm © Volker Lannert / Uni Bonn 2024
Ausstellungsraum in P26, Paul-Clemen-Museum, 2. OG
Ausstellungsraum in P26, Paul-Clemen-Museum, 2. OG © Volker Lannert / Uni Bonn 2024

Zum Kuratorischen Team gehören die Studierenden der Kunstgeschichte Hyejin Buyn, Helena Kuhlmann, Leonie Pietrovicci, Cihan Simsek und Fabian Wilczek. Die Ausstellung ist entstanden in der Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Birgit Mersmann, Professorin für Zeitgenössische Kunst und Digitale Bildkulturen, Kunsthistorisches Institut der Uni Bonn.

Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck
hwolter@uni-bonn.de

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