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14. April 2025

Im Visual Computing Incubator entstehen virtuelle Welten Im Visual Computing Incubator entstehen virtuelle Welten

Das Land NRW fördert die wegweisende Technologie mit rund drei Millionen Euro.

Spinnennetzartig spannt sich der Metalldom durch die knapp sieben Meter hohe Halle. Über dreihundert speziell entwickelte Hochleistungs-Beleuchtungsmodule, Laserprojektoren, Kameras und andere optische Sensoren werden ihn in den kommenden Monaten in eine sogenannte Capture Stage verwandeln, mit dem die Forschenden der Uni Bonn lebensechte digitale Welten erschaffen können. Mit dem neuen Visual Computing Incubator (VCI) unterstützt die Uni Bonn in einem Gebäude am Propsthof ihre Wissenschaftler*innen und Gründer*innen aus der Region dabei, virtuelle Welten zu entwickeln. Durch die Verzahnung mit dem universitätseigenen Transfer Center enaCom entsteht ein Inkubator und technologischer Nährboden für Deep-Tech-Start-ups. Das Land NRW fördert die wegweisende Technologie mit rund drei Millionen Euro.

Helfende Hände erschaffen digitale Welten
Helfende Hände erschaffen digitale Welten - Das Capture-Stage-Aufbauteam mit VCI-Angehörigen, Studierenden der Universität Bonn und zahlreichen freiwilligen Helfenden. Gefördert wird die neue Technologie-Plattform vom Land NRW mit rund drei Millionen Euro. © Foto: Bernadett Yehdou / Uni Bonn
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Langfristig wird mit dem VCI ein Ort entstehen, an dem Menschen mittels modernster computergrafischer Methoden innovative Ideen umsetzen. Mit dieser Art von Technik haben Ärzt*innen beispielsweise die Möglichkeit, bewegte 3D-Modelle von Patient*innen, sogenannte digitale Zwillinge, zu erstellen, um Erkrankungen wie Parkinson zielsicherer erkennen zu können. Aber auch in vielen anderen Bereichen gibt es die Möglichkeit, mit dem VCI virtuelle Figuren und Nachbildungen unserer realen Umgebung zu erschaffen. Diese könnten dann im sogenannten Metaversum, einer digitalen, interaktiven Zwischenwelt, mit realen Menschen interagieren und zusammenarbeiten. 

Europaweit einzigartiger Ort für Forschung und Innovation 

„Was für viele erstmal wie Science Fiction klingt, ist bereits heute nicht nur ein florierendes Geschäftsfeld mit unzähligen Start-ups, sondern auch ein wertvolles Instrument für den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn”, erklärt der Bonner Informatiker Prof. Dr. Matthias Hullin, der mit seinem Kollegen Prof. Dr. Reinhard Klein gemeinsam die wissenschaftliche Leitung des Visual Computing Incubator verantwortet. 

Mit den Möglichkeiten des VCI lassen sich zukünftig etwa Verhaltensstudien im digitalen Raum umsetzen, neue Therapieansätze in der Psychiatrie entwickeln und erproben als auch astronomische sowie geografische Simulationen durchführen. Die Forschenden planen ebenfalls, Zeitzeugenberichte und Livekonzerte auf höchstem technischem Niveau aufzuzeichnen, ein Forum für interaktive digitale Kunst zu schaffen sowie die Forschung an computergrafischen Verfahren weiter voranzutreiben. Kurzum: Es wird vielfältige Angebote geben, die die Ergebnisse der Bonner Forschung im Bereich Visual Computing in der Praxis erproben.

„Mit dem Visual Computing Incubator entsteht an der Uni Bonn ein europaweit einzigartiger Ort für Forschung und Innovation rund um Technologien und Anwendungen des Metaversums. Er ist Teil des Instituts für Informatik und wird mit einem Hardwarepark ausgestattet sein, wie man es sonst nur bei großen Firmen wie Google VR oder Netflix findet”, erklärt Prof. Hullin. In dem Gebäude am Propsthof werden eine hochauflösende LED-Wand für virtuelle Film- und Fernsehproduktionen, die etwa für Technologiedemos verwendet werden können, zahlreiche Geräte für Bewegungserfassung und Virtual Reality, ein gut ausgestattetes Datenzentrum sowie mit der Capture Stage ein großes Labor zur Erstellung Digitaler Zwillinge bereitstehen. 

Erstellung fotorealistischer 3D-Modelle von Menschen und Objekten

Bevor es soweit war, mussten aber erst einmal die Voraussetzungen geschaffen werden: Ende 2024 bezog das VCI-Team den ersten aufwendig umgestalteten Raum im Gebäude am Propsthof. Dort musste eine Geschossdecke entfernt werden, um die notwendige Höhe für das mehr als sechs Meter hohe Gerüst zu schaffen, das mit zahlreichen Helfern im Dezember 2024 aufgebaut wurde.  

In den kommenden Monaten wird das Team des VCI es mit hunderten elektronischen und optischen Geräten ausstatten, damit es nach Fertigstellung des benachbarten VCI-Serverraums als Capture Stage dienen kann: ein Bereich für die Aufnahme von Bewegungen und 3D-Abbildern in höchster Qualität, wie er auch in der Filmindustrie genutzt wird. Die Forschenden setzen dabei Technologien wie Motion Capture (Bewegungserfassung) ein, um Personen oder Objekte und ihre Bewegungen sowie ihr Verhalten digital präzise nachzubilden. 

Nicht nur Forschende, sondern auch Start-ups können somit disruptive Geschäftsideen, etwa Virtual-Reality-Anwendungen, neuartige Ansätze in der Medienproduktion oder datenintensive Mobilanwendungen entwickeln und realisieren. Ihr Partner ist dabei das Transfer Center enaCom111 der Universität Bonn, das mit seiner Gründungs- und Innovationsberatung junge Start-up-Teams und neue Technologieentwicklungen unterstützt. Gefördert wird der VCI vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW im Rahmen einer Einzelförderung der Exzellenz Start-up Initiative.NRW mit rund 3 Millionen Euro. 

Technologie kann ab sofort genutzt werden

Bereits jetzt können Wissenschaftler*innen und Gründungsinteressierte Erfahrungen mit der VCI-Technologie erwerben und eigene Ideen umsetzen. Möglich macht dies eine Interimslösung im Institut für Informatik. Sie steht für Gründungsvorhaben im universitären Umfeld zur Verfügung, ist in zahlreiche Lehrangebote eingebunden und wird bereits in verschiedenen Forschungsprojekten genutzt. 

Neugierig? Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme finden Sie auf der Homepage des VCI: https://cg.cs.uni-bonn.de/project/visual-computing-incubator2

Europaweit einzigartiger Ort für Forschung und Innovation
Europaweit einzigartiger Ort für Forschung und Innovation - Von links: Vibhor Sharma, Stefan Schulz und Janelle Pfeifer gehören zum VCI-Team der Universität Bonn. Sie bauen aktuell die sogenannte Capture Stage auf, die mit hunderten elektronischen und optischen Geräten ausgestattet wird. Diese ermöglichen die Erfassung und Verarbeitung hochdetaillierter, fotorealistischer 3-D-Modelle von Menschen und Objekten. © Foto: Bernadett Yehdou / Uni Bonn
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