17. Januar 2024

Die Universität Bonn feiert Kants 300. Geburtstag mit einem Jubiläumskongress Die Universität Bonn feiert Kants 300. Geburtstag mit einem Jubiläumskongress

14. Internationaler Kant-Kongress in Bonn statt Kaliningrad

Der 14. Internationale Kant-Kongress wird im Jahr 2024 – dem 300. Geburtsjahr Immanuel Kants – unter dem Motto "Kants Projekt der Aufklärung" an der Universität Bonn stattfinden. Der Jubiläumskongress, der ursprünglich in Kants Geburtsstadt Kaliningrad ausgerichtet werden sollte, wird die politische und gesellschaftliche Bedeutung des Denkens Kants herausarbeiten. Mit über 400 Sprecherinnen und Sprechern ist er 2024 die größte und bedeutendste Veranstaltung zu Kants Philosophie. Der Kongress findet vom 8. bis 13. September statt.

Kant-Kongress findet in Bonn statt
Kant-Kongress findet in Bonn statt © Uni Bonn
Alle Bilder in Originalgröße herunterladen Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.

Anlässlich des 300. Geburtstags Kants und im Hinblick auf die politischen Entwicklungen unserer Tage lautet das Thema des Kongresses „Kants Projekt der Aufklärung“. In Bonn wird im Jahr 2024 zugleich das 75. Jubiläum der deutschen Verfassung gefeiert, die dort am 23. Mai 1949 als „Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland“ veröffentlicht wurde und damit in Kraft getreten ist.

Der 14. Internationale Kant-Kongress vom 8. - 13. September 2024 wird vom Institut für Philosophie der Universität Bonn und der Kant-Gesellschaft e. V. (Deutschland) veranstaltet. Erwartet wird neben NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst auch die Oberbürgermeisterin Katja Dörner. 

„Nie waren Antworten auf die gesellschaftspolitischen Herausforderungen der Gegenwart wichtiger. Kant hat viele wertvolle Ansätze dazu in seinen Schriften formuliert“, stellt Prof. Dr. Christoph Horn fest. Am neugegründeten Kant-Zentrum der Uni Bonn wird zurzeit an den Projekten „Kant und das Problem einer internationalen Friedensordnung“ und „Kant über das Problem der Migration“ gearbeitet. So wird etwa mit Kant danach gefragt, auf welchen Grundsätzen ein Frieden beruhen kann, der nicht allein durch einen vorübergehenden Waffenstillstand gekennzeichnet ist, sondern nachhaltig – mit Kants Worten: „ewig“ – gilt. Weiterhin wird unter besonderer Berücksichtigung seines ‚Weltbürgerrechts‘ erforscht, welchen Beitrag Kants Rechtsphilosophie zur Durchsetzung allgemeiner Menschenrechte hinsichtlich der transnationalen Migrationsbewegungen im 21. Jahrhundert leisten kann.

Fragestellungen, die angesichts globaler Herausforderungen wie dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine oder dem Terrorangriff der Hamas auf Israel in diesem Jahr wichtiger sind denn je. „Institutionen wie die Vereinten Nationen wurzeln in Kants Überlegungen zu einem friedenssichernden Weltföderalismus der Staaten. Im großen Jubiläumsjahr ist diese internationale Friedensordnung erneut auf die Probe gestellt. Sie muss neu hinterfragt und weiterentwickelt werden“, erläutert Prof. Dr. Rainer Schäfer vom Institut für Philosophie der Universität Bonn.

Solche und andere Themen werden beim  Kant-Kongress in verschiedenen Sektionen diskutiert. Schwerpunkte sind unter anderem die globalen Herausforderungen: Armut, Klimawandel, Migration, aber auch Kant und die künstliche Intelligenz. Insgesamt erwarten die Gäste 21 verschiedene Sektionen. Die Vorträge und begleitende musikalische Veranstaltungen finden unter anderem in der Bundeskunsthalle, im Museum Koenig, im Gustav-Stresemann-Institut und im Universitätsforum statt.

Ursprünglich sollte der 14. Kant-Kongress in Kaliningrad stattfinden. Doch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine machte es unmöglich, den liberalen Denker mit einem Kongress an seinem Geburtsort zu feiern. Ministerpräsident Hendrik Wüst freut sich in seinem Grußwort über den neuen Veranstaltungsort des Kongresses in Bonn. „Hier ist er sehr gut aufgehoben: Das Institut kann auf eine lange, intensive und weltweit geschätzte Tradition der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk Kants zurückblicken. Wie sehr man in der Philosophie die Arbeit schätzt, zeigt allein die beeindruckende Resonanz auf den neuen Veranstaltungsort. Zugleich ist es ein wichtiges Zeichen, denn Kant und sein Werk stehen auch für Menschenwürde, Freiheit und Aufklärung ebenso wie für philosophische Kritik und die Verpflichtung der Wissenschaft zur Wahrheit.“

Alle Informationen finden Sie auf der Veranstaltungsseite: https://www.kant2024.uni-bonn.de

 

Teilnahmegebühren

Die Teilnahme am Kongress ist nach Anmeldung möglich. Gebühren für die Teilnahme am Kongress mit oder ohne einen Vortrag in einer der Sektionen: Regulär (für die gesamte Tagung): 150 Euro; ermäßigt: 75 Euro; Tageskarte: 35 Euro; Studierende (mit gültigem Ausweis): 35 Euro. Für Härtefälle sind Ausnahmen möglich.

 

Paralleler Studierendenkongress

Parallel zum Hauptkongress findet erstmals ein Studierendenkongress statt, der sich an eingeschriebene Studierende der Philosophie richtet. Diese sind herzlich aufgefordert, sich mit einem Vortrag zu bewerben, der thematisch in Bezug zu Kants Philosophie steht. Dafür ist ein Abstract von 350–500 Wörtern bis zum 15. April 2024 an studierendenkongress.kant2024@uni-bonn.de einzureichen.

 

Rahmenprogramm

Neben dem Kant-Kongress selbst gibt es ein umfangreiches musikalisches und gesellschaftspolitisches Rahmenprogramm an vielen Orten der Stadt. Der Zugang zu den Abendveranstaltungen ist in der Teilnahmegebühr des Kongresses enthalten.

 

Beethovenhaus

Im Museum des Beethovenhauses wird eine Ausstellung zu Beethoven und Kant Schnittmengen der beiden Zeitgenossen in den Blick nehmen. Zu sehen gibt es nicht nur einmalige Exponate aus Beethovens Privatbesitz, wie etwa seine berühmten „Konversationshefte“, die eine explizite Auseinandersetzung des Komponisten mit Kant dokumentieren. Auch werden Handschriften Kants zu sehen sein, sodass das Thema der Aufklärung sowohl von künstlerischer als auch von philosophischer Seite in den Blick genommen wird. Der Kammermusiksaal des Beethovenhauses ist zudem Veranstaltungsort unterschiedlicher Gesprächskonzerte, die die Überschneidungen der Kantischen Philosophie und der künstlerischen Praxis thematisieren. Unter anderem wird in Kooperation mit der Hochschule für Musik und Tanz Köln eine Nachwuchs-Auftragskomposition mit explizitem Kantbezug uraufgeführt werden, um die künstlerische Auseinandersetzung mit Kant zu fördern.

 

Beethovenfest

Einige Veranstaltungen des Kongresses werden in Kooperation mit dem Beethovenfest 2024 ausgerichtet. So wird es eine Podiumsdiskussion geben, in der aus biographischer und philosophisch-ästhetischer Sicht Überschneidungen und Kontraste Kants und Beethovens in den Blick genommen werden. So wird etwa gefragt, ob der Aufklärungsbezug der Zeitgenossen auch demokratische Züge enthält.

 

Auftragskomposition

Im Mittelpunkt des künstlerischen Rahmenprogramms des Kongresses steht eine Auftragskomposition, die im Rahmen der Verleihung des Kantpreises vom Ensemble Musikfabrik uraufgeführt wird. Der Komponist Vassos Nicolaou setzt sich in seiner Komposition eng mit der Kantischen Philosophie auseinander, sodass eines der ersten größeren Werke der Neuen Musik mit Kantbezug zu hören sein wird.

 

Verlagsausstellung

Kants Denken lebt in der Literatur fort. Daher wird der Kongress von einer Verlagsausstellung begleitet, bei der wissenschaftliche Verlage aus dem In- und Ausland ihre aktuelle Literatur zu Kant und seinem Projekt der Aufklärung präsentieren und auch zum Kauf anbieten. Die Verlagsausstellung findet statt im Foyer der Bundeskunsthalle.

 

Bundeskunsthalle

Die Bundeskunsthalle widmet dem Philosophen der Aufklärung eine Ausstellung: «Immanuel Kant und die offenen Fragen» präsentiert die Biografie des Denkers (1724-1804) insbesondere für ein junges, mit der Philosophie nicht vertrautes Publikum. Im Zentrum stehen die vier berühmten Kantischen Fragen: „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?“. Hochkarätige Gemälde, Grafiken, wissenschaftliche Instrumente, Karten und Handschriften visualisieren die Kernthemen der Aufklärung. Gleichzeitig rücken die historische Person Immanuel Kant, sein Umfeld und seine Netzwerke in den Fokus. Die Ausstellung läuft bis 17. März 2024.

Anschließend wird von April bis Juni 2024 die Vortragsreihe „Kant und die Gegenwart“ im Forum der Bundeskunsthalle stattfinden. In sieben Vorträgen werden Professorinnen und Professoren Einblicke in ihre Forschungsarbeit am Digitalen Kant-Zentrum NRW geben. Die Vorträge richten sich an alle Interessierten, ausdrücklich auch Schulen und Jugendliche. Philosophische Vorkenntnisse sind nicht notwendig. Thematisiert werden Kants Ansätze zu gesellschaftlichen Herausforderungen von Armut, Bildung, Frieden, Klima, Migration, demokratischem Diskurs und ‚künstlicher Intelligenz‘. Der Eintritt ist frei. Alle weiteren Informationen unter: https://www.bundeskunsthalle.de/veranstaltungen

 

 

Digitales Kant-Zentrum mit begleitenden Inhalten

Ergänzend dazu bieten das neugegründete Digitale Kant-Zentrum und Partnerinstitutionen Veranstaltungen, Workshops und Podcasts an.

Der Podcast „Kant Heute“ beleuchtet in den 20-minütigen Folgen die Forschungsfelder des Digitalen Kant-Zentrums NRW, also etwa „Kant und die Klimakrise“ oder „Kant und Armut“. Der Podcast ist über bekannte Podcast-Plattformen gut zugänglich.

In der Videoreihe „Kant in fünf Minuten“ beleuchten Kant-Expertinnen und -Experten, darunter von der Universität Bonn, wesentliche Gedankengänge des großen Philosophen. Die Reihe ist verfügbar via https://www.youtube.com/playlist?list=PLgvptrL6hgLR7KIPgX9oUQiUbMTP7hm3w

Die Digital Kant-Lectures finden immer am letzten Mittwoch des Monats von 18-20 Uhr (s.t.) via Webex statt. Die Anmeldung erfolgt über den Newsletter des Digitalen Kant-Zentrums: https://www.listserv.dfn.de/sympa/subscribe/kant-zentrum-nrw?previous_action=info. Weitere Informationen zu den Angeboten finden Sie unter https://kant-zentrum-nrw.de/digital-kant-lectures/

Hintergrund: Passend zum Kant-Jahr 2024 gründen WissenschaftlerInnen der Universität Siegen gemeinsam mit Forschenden der Unis Bochum, Bonn und Köln ein „Digitales Kant-Zentrum Nordrhein-Westfalen“. Das Projekt wird vom Land Nordrhein-Westfalen mit knapp 1,8 Millionen Euro gefördert.

 

Immanuel Kant

Am 22. April 1724 wurde Immanuel Kant in Kaliningrad (damals Preußen) geboren. Kant war ein zentraler Exponent  der Aufklärung und zählt zu den wichtigsten Philosophen der abendländischen Philosophie. Sein Werk „Kritik der reinen Vernunft“ markiert einen Wendepunkt in der Geschichte der Philosophie und den Anfang der modernen Philosophie. An der Universität in Kaliningrad unterrichtete er unter anderem Logik und Metaphysik.

Kant präsentierte einen völlig neuen und umfassenden Blick auf die Philosophie, der die Diskussion bis ins 21. Jahrhundert maßgeblich geprägt hat. Diese Neuerungen umfassen nicht nur seine Kritik der reinen Vernunft in der Erkenntnistheorie und Metaphysik, sondern auch seine Auseinandersetzung mit der praktischen Vernunft in der Ethik und der Urteilskraft in der Ästhetik. Überdies verfasste Kant bedeutende Werke zur Religions-, Rechts- und Geschichtsphilosophie sowie zur Astronomie und Physik. Er starb am 12. Februar 1804 in Kaliningrad.

Kevin Licht
Kongressbüro
kant2024@uni-bonn.de

+49 (0)177 7091992

Wird geladen