„Ich hoffe sie bekommen Lust, die kommende Arbeitswelt mitzugestalten und mit auf die Reise zu gehen.“ Mit diesen Worten begrüßte Holger Impekoven, der ständige Vertreter des Kanzlers der Universität Bonn, die rund 280 Teilnehmenden des KI-Tags der Univerwaltung. Das Interesse unter den Beschäftigten an der digitalen Veranstaltung war groß, denn die weltweiten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz werfen Fragen auf, die die eigene Arbeit konkret betreffen.
KI-Grundlagen verstehen
Im Prinzip seien es „Alleskönner“ sagt Christian Bauckhage, Professor für Informatik an der Universität Bonn, Lead Scientist für Maschinelles Lernen am Fraunhofer IAIS und Co-Direktor des Lamarr-Instituts für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz, in seiner Keynote. Die Rede ist von den sogenannten Large-Language-Models der Sprach-KI. Die Entwicklung finde exponentiell statt, die Datenmengen an Hand derer die Modelle lernten, umfassten mittlerweile eine unvorstellbare Größe. Die Modelle könnten Aufgaben übernehmen, für die sie eigentlich nicht entwickelt worden seien.
Daher sei es gerade jetzt so enorm wichtig, dass man lerne, wie man KI-Systeme in den eigenen Arbeitsabläufen produktiv nutzen könne und sich an KI als Werkzeug gewöhne. Dabei gehe es nicht um die Ersetzung von Mitarbeitenden, sondern um deren produktive Unterstützung. Die dafür notwendigen Fähigkeiten bedürften neuer Kulturtechniken. Das Verständnis von dem, was KI leiste und in welchem Umfang man den Tools vertrauen könne, müsse heute erst noch gelernt werden.
NRW gut aufgestellt
Monika Löber, die stellv. Geschäftsführerin von KI.NRW, betonte, dass NRW bereits ein sehr großes Angebot an KI-Angeboten habe. Als Flächenland versuche KI.NRW diese vielen räumlich verstreuten Innovationszentren und Angebote sichtbar zu machen und Unternehmen und Institutionen auf ihrem Weg hin zu einer produktiven Anwendung von KI-Tools zu begleiten. Wichtig sei es immer, am Anfang die Bedürfnisse der verschiedenen Kundengruppen im Blick zu behalten. Man müsse sich fragen, was KI bieten könne, um die Kundengruppen bestmöglich abzuholen.
Neben Web-Anwendungen, wie die großen KI-Anbieter, würden sukzessive auch immer mehr Standardprogramme mit KI-Tools ausgerüstet, um den Nutzenden Arbeitsaufgaben zu erleichtern. KI sei vor allem eine Transformationsaufgabe und damit auch eine Führungsaufgabe. Es müsse entschieden werden, wie und in welche Use-Cases man KI einsetzen wolle. Die Implementierung und Umsetzung sei dabei ein Teamsport, denn alle Stakeholder müssen mit ins Boot geholt werden.
KI-Tool und Community of Practice
Wie das Einbinden von KI gelingen kann, daran arbeitet die Univerwaltung auf verschiedenen Ebenen. Ein wichtiger Baustein ist das datenschutzkonforme LargeLanguageModell mit dem Namen KILIAN. KILIAN, welches auf Servern der Universität gehostet ist, ermöglicht es auch datenschutzrelevante Informationen einzuspeisen, da die Daten der Nutzenden nicht für das Training der KI genutzt werden und nur lokal verarbeitet werden. In einer Pilotgruppe von rund 40 Benutzenden wird aktuell getestet, wie Leistungsfähig KILIAN ist, welche Potentiale es hat und wo es vielleicht auch an seine Grenzen kommt.
Damit das Schwarmwissen der Beschäftigten einer möglichst großen Gruppe zugänglich gemacht wird, hat die Universitätsverwaltung zudem eine Community of Practice gebildet. In diesem freiwilligen Zusammenschluss könne sich Expert*innen und Neulinge auf dem Gebiet der KI austauschen, eine gemeinsame Wissensplattform erstellen und von den Use-Cases der anderen lernen.
Faszinierende Einblicke
„Ich bin absolut begeistert, wie intensiv sich die Beschäftigten der Verwaltung bereits mit dem Thema KI auseinandergesetzt haben“, sagt Holger Gottschalk, der Kanzler der Universität Bonn. „Wir erleben aktuell eine spannende Zeit, in der wir die Digitalisierung von Verwaltungsprozessen, wie sie die Universität bereits seit langem vorantreibt, mit den Potentialen von KI weiterentwickeln können. Der KI-Tag ist ein wichtiges Vehikel, um möglichst viele Beschäftigte auf diesem Weg mitzunehmen.“
Die in einem Panel gezeigten Praxisbeispiele aus den verschiedenen Bereichen seien ein eindrücklicher Beleg dafür, dass die Verwaltung den Weg bereits eingeschlagen habe, sagt Holger Impekoven, der ständige Vertreter des Kanzlers. „Das Thema KI wird in den nächsten Jahren eine ganz zentrale Rolle spielen. Es wird die Art und Weise, wie wir in der Verwaltung arbeiten, sehr deutlich ändern.“ Daher sei die große Aufgabe der kommenden Zeit, das Zusammenbringen der künstlichen und der natürlichen Intelligenz. „Dass dabei nicht nur technische, sondern auch ethische und rechtliche Fragen eine wichtige Rolle spielen, ist völlig klar. Gemeinsam mit den Beschäftigten, dem Personalrat und dem Datenschutz versuchen wir hier zu sicheren und verantwortungsvollen Lösungen zu kommen. Aber vor allem zeigt der heutige Tag: KI kann wirklich Spaß machen und wird hoffentlich zu einer echten Erleichterung bei den Beschäftigten beitragen.“