Zwar bekräftigen viele Religionen die Gleichheit aller Menschen vor Gott. Religiöse Transformationen oder Religionswechsel haben daher oft zu einer Veränderung und sogar Abschaffung bestehender sozialer Strukturen und Institutionen und damit verbundener Abhängigkeiten geführt.
Gleichzeitig wurden häufig auch alte Abhängigkeiten durch neue Formen von Kontrolle und Zwang bis hin zur Ausübung von körperlicher Gewalt ersetzt. Religiöse Erzählungen haben dazu gedient, die Unterwerfung von Einzelpersonen und ganzen Völkern zu rechtfertigen. Darüber hinaus haben religiöse Institutionen im Laufe der Geschichte oft die sozialen Hierarchien und Ungleichheiten der sie umgebenden Gesellschaften widergespiegelt - und damit innerhalb ihrer eigenen Strukturen ähnlich starre Systeme der Abhängigkeit geschaffen. Die Verwirklichung von Freiheit und Gleichheit wird hingegen oft auf eine ferne Zukunft, auf ein späteres Leben oder sogar auf das Jenseits verschoben.
In der Ringvorlesung „Control Coercion Constraint“ nähern sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Zusammenhang von Religion und Abhängigkeiten aus unterschiedlichen Perspektiven. Sie begeben sich dabei auf eine Reise in die Vergangenheit, betrachten aber auch Ereignisse der Gegenwart.
Schließlich ist die Frage nach der Rolle der Religion bei der Aufrechterhaltung und Abschaffung der Sklaverei in den Geschichts- und Sozialwissenschaften immer noch ein viel diskutiertes Thema. Dieses Thema ist umso dringlicher angesichts der auch gegenwärtig noch erfolgenden Versklavung ethnischer Gruppen aus religiösen Gründen, wie zum Beispiel der Jesiden und der Rohingya.
Weitere Infos und Programm:
Die Vortragsreihe wird in englischer Sprache abgehalten und findet ab dem 5. April jeweils dienstags um 18:15 Uhr im Hörsaal XVI im Universitäts-Hauptgebäude statt. Sie ist als hybride Veranstaltung geplant, die in Bonn vor Publikum gehalten und gleichzeitig im Internet via Youtube gestreamt werden soll.
Weiterführende Informationen sowie der Link zum Livestream sind zu finden unter https://www.zerg.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/control-coercion-and-constraint
Corona-Hinweis: Eine Teilnahme an der Ringvorlesung ist nur unter Einhaltung der 3G-Regel möglich.
12. April: On Mentally Subduing Africa: The Concept of the Devil in European Writings 15th-19th Centuries (Dr. Jutta Wimmler)
19. April: Bartolomé de las Casas‘ Cultural Turn in his Interpretation of Aristotle for Overcoming Slavery in the West Indies (Prof. Michael Schulz)
26. April: The Relationship between Rituality and New Forms of Dependency in the Lake Inka State (Prof. Karoline Noack)
3. Mai: Slavery in the Mamluk Sultanate (1250-1517) (Prof. Stephan Conermann)
10. Mai: Christian Contributions to the Debate on Slavery in East Asia (Prof. Reinhard Zöllner)
24. Mai: William Wilberforce and the Ambiguities of Christian Antislavery (Prof. John Coffey, University of Leicester)
31. Mai: Santerí, Palo Monte, Abakuá, Vudú, Espiritismo. Slave Religions and Industrial Revolutions at the Times of the Second Slavery (19th/20th Centuries) (Prof. Michael Zeuske)
14. Juni: References to Religion and their Funcions in US-American Slave Narratives and Neo-Slave Narraties (Prof. Mation Gymnich)
21. Juni: The Numerus Clausus Law of 1920, Asymmetrical Dependenc(ies) and the Twisted Road of Hungarian Jews to Ausschwitz (Prof. Béla Bodó)
28. Juni: Marks of Dependency: Religious Tattooing among Caribbean Hindu Women (Dr. Sinah Kloß)
5. Juli: Slavery and the Image of God. Theological Legitimization and Critique from a Moral-Historical Perspective (Prof. Jochen Sautermeister)