Jochen Tautges ist Bonner Alumnus und Mitgründer der #madanke-Aktion. Für die Serie „Lebenszeichen“ stellt er das Projekt vor. Das Interview führte Litsa Keranidou.
Wie sind Sie auf die #madanke-Aktion gekommen? Was war der Auslöser?
Jochen Tautges: Die ursprüngliche Idee zu der Aktion hatte ich selbst. Einerseits hatte ich Lust auf ein kreatives (und gleichzeitig sinnvolles) Projekt und andererseits hatte ich überlegt, wie man in dieser bescheidenen Zeit helfen kann. Die Idee hat dann im Laufe des letzten Jahres Gestalt angenommen, bis sie schließlich so weit war, dass ich Max Herrman davon erzählt habe. Hinzugekommen ist noch Markus Köhn, der das #madanke-Logo kreiert hat. Aber bevor es so weit war, mussten wir überhaupt erst einmal einen Namen für die Idee finden. Heute sind wir froh, nach langen Überlegungen ein so positives Motto gewählt zu haben, das frei von jeglichem negativen (Corona-)Kontext ist: "Sag deinem Lieblingsladen mal Danke!" - oder eben kurz: #madanke.
Wie funktioniert die #madanke-Aktion? Wie kann man als "Lieblingsladen" teilnehmen?
Jochen Tautges: Das Ziel unserer Aktion ist es, die Bonner Läden - egal ob Café, Restaurant, Theater oder Buchhandlung - zu unterstützen, oder anders formuliert: dem eigenen Lieblingsladen einfach #madanke zu sagen. Dies kann man für alle teilnehmenden Läden tun, indem man auf unserer Website www.madanke.de ein T-Shirt kauft, auf dem neben unserem #madanke-Logo auch der Name und der Stadtteil des entsprechenden Ladens stehen. Die T-Shirts werden bei der Firma Textildruck Bonn bedruckt. Ohne die großartige Unterstützung der Geschäftsführerin Gabriele Begweiler, wäre das Projekt so gar nicht umsetzbar gewesen. Der Profit aus dem T-Shirt-Verkauf (20 Euro bei regulären Support-Shirts und 40 Euro bei Premium-Varianten) geht dann zu 100% an den ausgewählten Laden. Wir verdienen übrigens nichts an der Aktion, decken lediglich - wenn alles gut läuft - unsere Kosten. Möglicherweise noch wichtiger als die finanzielle Unterstützung, die man seinem Lieblingsladen durch die mit dem Kauf verbundene Prämie zukommen lässt, ist aber die symbolische Unterstützung: Dadurch, dass ich ein T-Shirt meines Lieblingsladens kaufe (und später natürlich auch trage), identifiziere ich mich ganz klar mit dem Laden und zeige, dass dieser mir wichtig ist. Wir hoffen, den Leuten mit unserer Aktion auch nochmal ins Bewusstsein zu rufen, wie wichtig all die Läden um uns herum sind - selbst die, die wir im ersten Moment nicht mit dem von uns gerne benutzten Begriff "Lieblingsladen" versehen würden. Wichtig ist, dass nur solche Läden unterstützt werden können, die uns ihr Einverständnis dazu gegeben haben (ansonsten dürfen wir natürlich keine T-Shirts mit deren Namen drucken). Die Teilnahme ist aber ganz einfach: Das Formular unter www.madanke.de/mitmachen ausfüllen, absenden, fertig - natürlich für den Laden völlig kosten- und risikofrei.
Wieviele Betriebe machen in der Zwischenzeit mit?
Jochen Tautges: Es haben sich mittlerweile über 40 Lieblingsläden angemeldet, und zwar mit einer großen Bandbreite, die sehr gut einen schönen Aspekt der Aktion aufzeigt: nämlich, dass wir uns nicht auf eine bestimmte Branche konzentrieren. So sind z.B. Restaurants, Bars, Cafés, Buchhandlungen, ein Schuhmacher, Kinos, Theater, Musikschulen und Bekleidungsgeschäfte dabei. Die jeweils aktuelle Liste findet man unter www.madanke.de/lieblingsladen.
Wieviel Zeit investieren Sie in Ihrer Freizeit mit der Aktion und würden Sie es wieder machen?
Jochen Tautges: Wir haben im November begonnen, an dem Projekt zu arbeiten (mit 2 Video-Meetings pro Woche). Das hat sich dann nach und nach gesteigert, bis schließlich in den Wochen unmittelbar vor dem Verkaufsstart (15.03.) und danach so gut wie jeder Abend drauf ging. Das funktionierte auch nur, da unsere Familien die Aktion auch toll finden und großartig unterstützen! Allerdings müssen wir dieses Pensum definitiv jetzt langsam wieder reduzieren... Ob wir es wieder machen würden? Definitiv ja. Abgesehen davon, dass wir bei diesem (im positiven Sinne) aus dem Ruder gelaufenen Projekt extrem viel gelernt haben, ist das Feedback, das wir bisher bekommen, wirklich überwältigend. "Wir sind überwältigt von der Resonanz auf unsere Teilnahme an der Aktion seitens der Gäste. Es ist wahnsinnig schön und motivierend die Shirts mit unserer Aufschrift durchs Veedel laufen zu sehen. Danke für diese tolle Aktion!", so das teilnehmende Team vom Bistro L'Unico. Auch das Theater Haus der Springmaus ist ganz angetan: "Eine wirklich coole Aktion, die mit ihren Spenden dazu beiträgt, dass wir weiter auf einen Neustart hoffen können. Und jetzt schon einfach #madanke an alle, die uns unterstützen."
Über die Gründer
Dr. Jochen Tautges und Dr. Max Hermann haben an der Universität Bonn Informatik studiert und anschließend auch in diesem Fach promoviert. Beide arbeiten jetzt als Software Entwickler für die Firma X-Rite. Die Firma X-Rite hat im Jahr 2012 eine Ausgründung aus der Computergrafik-AG (namens "Sensible Graphics") akquiriert und gleichzeitig auch eine Graduate School gesponsert (https://cg.cs.uni-bonn.de/de/graduate-school/). Grafikdesigner Markus Köhn unterstützt das Team unter anderem mit der T-Shirt- und Logo-Gestaltung.