Die Ausstellung ist zugleich Pilotausstellung des Projektes „Open Museum for Open Science for an Open Society“ und stellt die Vielfalt der Bonner Lehr- und Studiensammlungen vor. Mit dem Fokus auf Provenienzforschung kommt sie auch der aktuellen Forderung nach Transparenz und Offenheit von Sammlungen nach und zeigt das große Forschungspotenzial dieser Einrichtungen auf. An der Ausstellung beteiligen sich erstmals gemeinsam 25 Institutionen – Museen, Sammlungen, Archive und Bibliotheken – der Universität Bonn.
Provenienzforschung zeigt die Schau in P26 facettenreich und praxisnah, um mit interessierten Besuchern und Besucherinnen ins Gespräch zu kommen, über spannende, überraschende und ungewöhnliche Geschichten von Menschen, Objekten und Sammlungen aus der Universität Bonn.
Augenbohnen aus Namibia: Koloniale Provenienz?
Die Besucher der Ausstellung in P26 erfahren beispielsweise von der Geschichte der "Augenbohnen" aus Namibia. Nach 1902 waren Exemplare dieses Grundnahrungsmittels der Subsahara-Region in die Sammlung der Landwirtschaftlichen Hochschule in Poppelsdorf aufgenommen worden; 2015 wurden diese historische Sammlung den Botanischen Gärten übergeben. In der Vorbereitung auf diese Ausstellung und auf die Digitalisierung der Sammlung schaute sich Kustodin Dr. Cornelia Löhne die Proben näher an.
"Laut der Etiketten", erklärt Löhne, "sammelte ein Oberstleutnant Richard Volkmann die 'Ovambo-Bohnen' 1901 im damaligen Deutsch-Südwestafrika. Volkmann bereiste damalige Kolonialgebiete des Kaiserreichs und schrieb Berichte, die im Deutschen Kolonialblatt veröffentlicht wurden. So ist auch überliefert, dass es zu Tauschgeschäften mit Angehörigen der lokalen Gesellschaften kam, wodurch Volkmann 'eine Menge Korn und Bohnen' erhielt, wie er schreibt, darunter auch die Augenbohnen. Die Nachforschungen zeigen", erklärt die Kustodin, "dass dieser Richard Volkmann später aktiver Mittäter an der Verfolgung und dem Völkermord an den Herero und Nama war.“
Die Ausstellung erarbeitet haben - neben dem Kuratorinnentrio Alma Hannig, Naomi Rattunde, Elizabeth Stauß mit Forschenden aus Museen und Sammlungen und deren Leitungen - auch 30 Master-Studierende unterschiedlicher Fächer, die eigene Forschungen zur Geschichte einzelner Objekte umgesetzt haben.
Die Ausstellung wurde gemeinsam mit dem Szenografiebüro chezweitz entwickelt und gestalterisch umgesetzt.
Sie wird vom 23. Oktober 2024 bis zum 31. März 2025 in P26 gezeigt. Der Eintritt ist frei. Gruppenführungen können auf Anfrage gebucht werden. Für Schulen werden spezielle Führungen und Workshops angeboten.
Ansprechpartnerinnen:
Alma Hannig M. A., ahannig@uni-bonn.de
Naomi Rattunde M.A., rattunde@uni-bonn.de
Elizabeth Stauß M.A., estauss@uni-bonn.de