Der P.E. MacAllister Field Archaeology Award wird jährlich von der American Society of Overseas Research (ASOR) vergeben, eine gemeinnützige Organisation mit mehr als 50 Mitgliedsinstitutionen und etwa 2.000 Einzelmitgliedern. Ihr Ziel ist die Erforschung der Geschichte und Kulturen des Nahen und Mittleren Ostens sowie die Vermittlung dieser Inhalte an eine breite Öffentlichkeit. Mit ihrer langjährigen Arbeit zu bäuerlichen Gesellschaften und Migration in der Mamlukenzeit sowie zur Umwelt- und Agrargeschichte hat Bethany J. Walker einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der Forschung auf diesem Gebiet geleistet.
Prof. Walker untersucht die Handlungsfähigkeit (‚agency‘) abhängiger sozialer Gruppen, Vorteile auszuhandeln, sich Nischen bzw. Räume der Autonomie zu schaffen und auf lokaler Ebene Entscheidungen zu treffen, die das Potenzial hatten, Imperialmächte zu beeinflussen. Der politische Schwerpunkt ihrer Forschung liegt dabei auf dem Mamlukensultanat, einem muslimischen Staat, der vom 13. bis frühen 16. Jahrhundert von einer politischen Elite bestehend aus freigelassenen Militärsklaven in Ägypten und Syrien gegründert und verwaltet wurde. In diesem System brachte eine besondere Form der Sklaverei, welche in der mittelalterlichen islamischen Welt tief verwurzelt ist, eine herrschende Elite hervor. Bauern, Arme, Ausländer, religiöse Minderheiten und Frauen konnten ihre soziale Klasse zu ihren Gunsten neu definieren, indem sie die wirtschaftlichen Institutionen und die imperiale Politik gestalteten und alternative sozio-politische Netzwerke bildeten.
Prof. Dr. Bethany J. Walker hat eine Monographie, sieben Sammelbände, neunundsiebzig Artikel und neunzehn Rezensionen veröffentlicht. Eine zweite Monographie, ein Abschlussbericht über Prof. Walkers Ausgrabungen in Jerusalem mit Beiträgen von Projektmitarbeitern und Fachleuten, wird 2024 erscheinen.
Der Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS)
„Asymmetrische Abhängigkeit“ – mit diesem neuen Schlüsselkonzept eröffnet der Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) einen neuen Zugang zur Sklaverei- und Abhängigkeitsforschung . Der wissenschaftliche Diskurs war bisher von Sklaverei auf den amerikanischen Kontinenten oder in der Antike geprägt. Mit dem neuen Ansatz wird ihm ein breiterer konzeptioneller Rahmen verliehen: Der Cluster untersucht alle Formen tiefer sozialer Abhängigkeiten wie Sklaverei, Leibeigenschaft, Schuldknechtschaft sowie weitere Formen permanenter Abhängigkeiten. Dabei werden alle Epochen, Regionen und Kulturen einbezogen. Mit dieser inhaltlichen, räumlichen und zeitlichen Erweiterung der Perspektive öffnet sich die Abhängigkeitsforschung für transkulturelle Vergleiche.