In vielen Fällen nur wenige Millimeter winzig, sind sie Träger umfassender Informationen zu den versunkenen Welten längst ausgestorbener Tiere. „Zähne spiegeln die Interaktion der Säugetiere mit ihrer Umwelt wider“, sagt der Paläontologe Prof. Dr. Thomas Martin, der zusammen mit seinem emeritierten Kollegen Prof. Dr. Wighart von Koenigswald das Buch „Mammalian Teeth“ herausgegeben hat.
Die Form der Zähne und Spuren des Kauvorgangs lassen darauf schließen, ob sich ein Säugetier von hartem Gras oder weichen Blättern ernährt hat, wie es diese Nahrung zermahlen hat und wie viel Energie daraus gewonnen wurde. So lässt sich aus wenigen Zähnen im Idealfall erahnen, wie die Umwelt des jeweiligen Tieres ausgesehen haben mag.
Möglich machen dies modernste Methoden, wie Micro-Computertomographie, mit der sich die Zähne „durchleuchten“ lassen. Auch die hochauflösende Oberflächenanalyse und die dreidimensionale Bildgebung haben dazu beigetragen, dass große Fortschritte auf diesem Gebiet möglich wurden.
Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Forschungsgruppe „Funktion und Leistungssteigerung in den Bezahnungen der Säugetiere - phylogenetische und ontogenetische Auswirkungen auf den Kauapparat“ untersuchte seit 2008 die Zähne von Säugetierfossilien und verglich sie auch mit heute noch lebenden Tieren. Neben der Universität Bonn waren das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, das Zoologische Museum der Universität Hamburg und das Naturhistorische Museum in Stockholm beteiligt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Paläontologie, der Zoologie und Anthropologie bis hin zur Tierernährung und Biomechanik brachten ihre Expertise ein.
Aufwändig ist die Suche und Gewinnung der Belege in den entferntesten Ecken der Erde: Die fossilen Zähne waschen die Paläontologen teilweise wie Goldsucher mit Sieben aus den Sedimenten von Flüssen.