Medizinischer Chatbot anstatt Fragebögen
Der Chatbot „PROtobot“ soll herkömmliche Patient*innen-Fragebögen ablösen und dabei präzise Informationen zu Symptomen und Verhaltensweisen liefern. „Durch PROtobot machen wir die Erfassung von Befragungsdaten im Gesundheitswesen nicht nur einfacher, sondern gestalten diese auch individueller. Mit der breiteren Verfügbarkeit von Befragungsdaten und einer Gradmessung subjektiv berichteter Daten legen wir die Grundlage einer stärkeren Fokussierung der Medizin auf die Patient*innen. Dass wir hierfür Chatbots einsetzen mag zunächst sehr technisiert klingen, birgt jedoch ein enormes Potenzial für eine freundlichere Gestaltung von Patient*innenbefragungen,“ erklärt der Mediziner und Projektleiter Dr. med. Jan Henrik Terheyden (Universitäts-Augenklinik Bonn). Gemeinsam mit Prof. Dr. Rafet Sifa, Maren Pielka und Tobias Schneider vom Bonn-Aachen International Center for Information Technology (b-it) und dem Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) sowie Mitarbeitern der Augenklinik, die von Prof. Dr. Frank Holz geleitet wird, entwickelt er die innovative Software vor allem für den Einsatz in der telemedizinischen Versorgung. Diese greift sowohl auf Untersuchungs- als auch auf Befragungsdaten zurück – letztere werden bisher meist durch fest vordefinierte Fragebögen, sogenannte Patient-Reported Outcome Measures (PROMs), erhoben.
Gendefekte bei Unfruchtbarkeit erkennen
Ebenfalls gefördert wird ein neues Diagnoseverfahren von männlichen Gendefekten, das Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch hilft. Das Projekt „Ferti Panel“ um Prof. Dr. Hubert Schorle (Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Bonn) ergänzt die standardmäßige Überprüfung der Spermien (Spermiogramm) bei unfruchtbaren Männern um eine Überprüfung der Gene. „Wir werden ein Testverfahren für genetische Informationen etablieren - ein sogenanntes Next Generation Sequencing Custom Panel – mit dem wir gezielt Gensequenzen auf Defekte bei unfruchtbaren Männern analysieren können,“ erläutert Prof. Schorle das Vorgehen. Indem genetische Defekte mit möglichen Auswirkungen auf die Spermienfunktion sichtbar gemacht werden, kann die Behandlungsstrategie entsprechend frühzeitig angepasst werden. Die Paare sparen sich unerfolgreiche Befruchtungsversuche und damit sowohl psychische als auch finanzielle Belastungen, die mitunter sehr hoch sein können. Gemeinsam mit Dr. Gina E. Merges, Andjela Kovačević und Gaby Beine (ebenfalls alle vom Institut für Pathologie am UKB) entwickelt Prof. Schorle daher die neuartige Testung als Service, der später auf den Markt für Kinderwunschklinken und -paare gebracht werden soll.
Förderung über das Transfer Center
„Mich freut in dieser Runde besonders, dass die geförderten Projekte innovative Technologien unserer heutigen Zeit weiter entwickeln, in der sowohl auf KI- als auch auf Genanalysen basierte Lösungen enormes Potential haben. Beide Projekte haben einen hohen Anwendungsbezug und werden durch die Vermarktung sehr vielen Menschen helfen können,“ sagt Sandra Speer, Leiterin von enaCom.
Die Projekte werden auf dem Weg zum Markt eng vom Gründungsberatungsteam des Transfer Centers begleitet. Die Förderung wird von enaCom ausgeschrieben und aus dem ESC (Exzellenz Startup Center) Einzelvorhaben „U-Bo-Grow“ der Universität Bonn finanziert. Sie wird vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (MWIKE) des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
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Bewerbungen für die Förderung zur Prototypenentwicklung können zum 20. November 2024 eingereicht werden. Hier finden Sie alle Informationen.