Die akademische Feier begann mit dem traditionellen Einzug des Rektorats und der Dekan*innen, begleitet vom Ensemble Campus Brass unter Leitung von Jörg Ritter. Der Festzug war in diesem Jahr etwas länger, zogen doch auch die in Talare gewandeten Bonn University Ambassadors mit der Universitätsleitung und den Fakultätsspitzen in die vollbesetzte Aula ein. Zahlreiche weitere Gäste verfolgten die Feier im Livestream.
Gleich zu Beginn richtete Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch die Botschaft an Studierende und Lehrende, dass das Wintersemester ein Präsenzsemester werden solle – ergänzt durch bewährte digitale Elemente. Das Infektionsgeschehen behalte man ebenso wie die Folgen der Energiekrise für den Universitätsbetrieb im Auge.
„Es sind multiple Krisen, mit denen wir konfrontiert sind“, sagte Prof. Hoch mit Blick auf das Weltgeschehen. „Ob Pandemie oder Energiekrise: Wir versuchen da, wo wir als Universität helfen und unterstützen können, Angebote zu machen, vor allem auch für internationale Studierende.“ Zahlreiche Maßnahmen seien im Rahmen der universitären Energiestrategie bereits unmittelbar umgesetzt worden. Die Universitäten leisten ihren Beitrag zu den Einsparzielen. Mehrkosten durch steigende Energiepreise könnten die Universität jedoch trotzdem nicht allein stemmen. Hier sei die Unterstützung der Politik gefragt.
Konfrontiert mit multiplen Krisen
Internationale Krisen – allen voran der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine – stellten auch die Universitäten vor neue Herausforderungen und verlangen eine neue Bewertung mancher internationaler Kooperation. Zusammenarbeit mit Institutionen und Einrichtungen im Ausland wirke sich nicht immer automatisch positiv aus. „Man sollte aber dennoch keinesfalls unterschätzen, welchen positiven Effekt es für das Machtgefüge in Ländern haben kann, wenn junge Menschen, die hier bei uns studiert, Demokratie und Freiheit erlebt haben, mit diesem Gepäck wieder in ihre Länder zurückkehren“, sagte der Rektor. „Deshalb war es richtig, die Kooperationen mit russischen Einrichtungen auf institutioneller Ebene auf Eis zu legen. Aber: Den Austausch auf wissenschaftlicher Ebene und auf der Ebene der Studierenden-Mobilität ganz bewusst so gut wie möglich fortzusetzen.“ Der Rektor warb für eine Ausweitung internationaler Kontakte unter der Maßgabe eines klaren Bekenntnisses zu Überzeugungen und Werten, aus einer Position der Stärke heraus und gerade auch mit Institutionen, Forschenden und Lehrenden, die unter Repressalien und Unfreiheit zu leiden haben.
Exzellente Aussichten
Der Rektor blickte zurück auf zahlreiche herausragende Auszeichnungen und Preise, die Bonner Forschende in den letzten Monaten erhalten haben. In internationalen Rankings nehme die Universität Bonn heute die besten jemals gemessenen Platzierungen ein. Im vor wenigen Tagen veröffentlichten Ranking des britischen Magazins Times Higher Education (THE) hat sich die Exzellenzuniversität Bonn um 23 Plätze im Vergleich zum Vorjahr verbessert und belegt jetzt weltweit den 89. Platz. National liegt sie auf Platz 7. Im Blick voraus nahm der Rektor die Exzellenzstrategie in den Fokus: „Wir sind mitten in der neuen Wettbewerbsrunde. Unsere sechs Exzellenzcluster haben sich fantastisch entwickelt und werden natürlich 2024 Folgeanträge stellen.“ Zusätzlich seien neue Cluster-Initiativen in Vorbereitung, und das gemeinsam mit exzellenten Partnern aus der Region. Exemplarisch nannte er die Universität zu Köln, die bei der Feier durch Rektor Axel Freimuth und Kanzler Michael Stückradt vertreten war. Gemeinsam wolle man die ohnehin bereits bundesweit führende „ABC-Achse“ (aus Aachen, Bonn, Köln und Jülich) weiter stärken. Auf halbem Weg zwischen den beiden Universitäten Köln und Bonn solle ein Innovationspark für überregionale Forschungszentren, Neugründungen und Industriekooperationen entstehen. Der Rektor resümierte, die Exzellenzuniversität Bonn werde weiter mit Spitzenforschung und -lehre einen Beitrag für die Gesellschaft leisten - gerade auch in herausfordernden Zeiten.
Partnerschaft mit der Stadt
Oberbürgermeisterin Katja Dörner betonte in ihrem Grußwort die enge Verbundenheit der Bundesstadt Bonn mit der Universität. Die Universität sei mitten in der Stadt sehr präsent und in vielen Belangen eine wichtige Partnerin. Die Exzellenzuniversität trage maßgeblich zur Reputation der Wissenschaftsregion bei, die durch eine enge Verzahnung von Wissenschaft, Wirtschaft und internationalen Institutionen geprägt sei. Auch für den nachhaltigen Wandel und den Zusammenhalt in der Stadt trage die Universität ganz wesentlich bei. Allen Studierenden, Lehrenden und Forschenden wünschte sie einen guten Start ins akademische Jahr und lud alle Studierenden, die neu in der Stadt sind ein, auch über das Studium hinaus in Bonn zu bleiben.
Globales Netzwerk und internationale Preise
Die globale Vernetzung der Universität Bonn wurde nicht nur durch Grußbotschaften der strategischen Partneruniversitäten in aller Welt deutlich. Die Prorektorin für Internationales, Prof. Dr. Birgit Ulrike Münch, stellte das Ambassadors-Programm der Universität vor. Elf der internationalen Bonn University Ambassadors waren persönlich zu Gast. Als Forschungsbotschafter*innen repräsentieren sie die Universität Bonn rund um den Globus.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden außerdem die Preisträger*innen der Staatspreise für herausragende wissenschaftliche Leistungen bekanntgegeben: Mit dem Premio Rey de España werden Alba Iglesias Martin, Marién Salinas Valera und Luis Padberg ausgezeichnet. Den Prix de la République française erhält Lisa Thomas, und Carlotta Wolfram wurde für den Queen's Prize vorgesehen. Der Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) geht an Relindis Ebesoh Nkeng.
Datensicherheit im Fokus
Eine Podiumsdiskussion widmete sich einem gesellschaftlich höchst relevanten Thema. Die Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Louisa Specht-Riemenschneider, der Mediziner Prof. Dr. Alexander Radbruch, der Informatiker und IT-Sicherheitsexperte Prof. Dr. Michael Meier und der Direktor des Fraunhofer-Instituts für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE), Prof. Dr. Peter Martini, diskutierten über Cybersicherheit und die Chancen und Herausforderungen der Nutzung von Gesundheitsdaten.
Madita Mues, die Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), sprach aus studentischer Perspektive und mahnte dabei eine stärkere Unterstützung der Studierenden durch den Staat an. Die wachsende Inflationsrate und steigende Preise für Lebensmittel und Energie sprengten das Budget vieler Studierender - fast ein Drittel lebe laut einer aktuellen Studie unter der Armutsgrenze. Hier sei die Politik gefragt, für mehr Teilhabe und Chancengerechtigkeit zu sorgen. Als „Lichtblick“ nannte sie die anstehenden BAFöG-Reformen, die ein Schritt in die richtige Richtung seien.
Musikalisch begleitet wurde die Feier durch den Jazzchor der Universität Bonn, Campus Brass sowie einem Klassik-Duo aus der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Nicole Meck und Tristan Peña Hoffmann vom Campusradio bonnFM führten durch das Programm. Die Veranstaltung wurde simultan ins Englische und in Gebärdensprache übersetzt.