29. Mai 2024

Streben nach Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion Podcast: Streben nach Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion. Mit Dima Al Munajed

Dima Al Munajed zu ihren Erfahrungen in einem internationalen Lehr- und Forschungskontext

Dima Al Munajed
Dima Al Munajed © Uni Bonn
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Dima Al Munajed:

 Ich denke, als Exzellenzcluster, sind wir im Cluster wirklich überzeugt davon, dass exzellente Wissenschaft vielfältige Wissenschaft, exzellentes Lehren vielfältiges Lehren ist. Vielfältige Menschen bringen aufgrund ihrer Erfahrungen und ihrer Sichtweisen so viel mehr in die Inhalte ein, an denen sie arbeiten. Und das sorgt nicht nur für eine bessere Qualität der Forschung, sondern, ich denke, auch für ein stimulierenderes Umfeld für die Studierenden, die große Erwartungen an eine Exzellenzuniversität haben.

Thea Fabian:

Wenn Studierende und Dozierende aus aller Welt, aus verschiedenen Kulturen und Religionen, plötzlich in einem Hörsaal der Universität Bonn zusammensitzen, kann das Chancen mit sich bringen, aber auch zu Schwierigkeiten führen. Ganz schnell können ungewollt Diskussionen über Werte, politische Haltungen oder religiöse Überzeugungen aufflammen, da es möglicherweise an Wissen über die interkulturelle Gruppe fehlt. Und genau da kommt unser Gast ins Spiel. Ihr Ziel ist es, das Potenzial im Hörsaal zu erkennen und Dozierende und Studierende darauf vorzubereiten. Dima Al Munajed ist Koordinatorin für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion am Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (Bonner Zentrum für Abhängigkeits- und Sklavereistudien, BCDSS) der Universität Bonn. Schön, dich heute hier zu haben.   

Dima Al Munajed:

 Vielen Dank. Ich freue mich, hier zu sein.  

 

Thea Fabian:

Wir werden über die Schwierigkeiten und Chancen in Hörsälen und Forschungsgruppen sprechen, die vielfältiger nicht sein könnten, wenn Menschen aus aller Welt zum Studieren hierherkommen. Aber ich weiß, dass Studierende, die noch nicht an dieser Universität sind, diesen Podcast hören werden. Also warum sollten diese Studierenden hierher an die Universität kommen? Du selbst bis diesen Schritt auch gegangen, daher kannst du vielleicht aus deiner persönlichen Erfahrung berichten.  

 

Dima Al Munajed:

 Ja. Ich bin auch internationale Doktorandin an der Uni Bonn. Und um etwas über meinen Hintergrund zu erzählen: Ich komme aus dem Nahen Osten und habe meinen Bachelor in Politikwissenschaften an einer amerikanischen Universität und meinen Master of Science in nachhaltiger Entwicklung an einer britischen Universität gemacht. Als ich auf der Suche nach der richtigen Universität war, um meine Ausbildung fortzusetzen und zu promovieren, war ich zunächst einmal überrascht, dass sich mir in Deutschland tatsächlich die Möglichkeit bot, auf Englisch zu studieren und zu promovieren. Und ich denke, es ist auf falsche Vorstellungen in der Region zurückzuführen, dass wir uns mehr in Richtung englischer Universitäten und Staaten orientieren oder im Vereinigten Königreich umschauen und sich die Menschen dessen nicht bewusst sind, dass es auch in Deutschland zahlreiche Lehrmöglichkeiten in englischer Sprache gibt. Bei meiner Suche bin ich auf das Zentrum für Entwicklungsforschung selbst gestoßen. Es handelt sich dabei um ein Institut, das mit der

Universität Bonn verbunden ist und meines Wissens seit fast 25 Jahren besteht. Mit meinem Master in nachhaltiger Entwicklung habe ich mich wirklich sehr gefreut, festzustellen, dass es an solch einem interdisziplinären Institut ein strukturiertes Programm gibt, das mir die Möglichkeit einer Qualifikation bietet und es mir ermöglicht, neben meinem Schwerpunkt, der eher auf Politik- und Sozialwissenschaften liegt, außerdem Kurse in Wirtschaft und Umwelt zu belegen. Daher war das für mich wirklich interessant. Und auch in Bonn zu sein, wenn man sich für Entwicklung interessiert; Bonn ist das Zentrum für Entwicklung, die Vereinten Nationen sind hier vertreten und viele andere große internationale NRO sind ebenfalls hier. Für mich war das wirklich überraschend. Ich war mir dessen nicht bewusst, aber es war eine großartige – was die Bildungsqualität betrifft, war es eine großartige Erfahrung.  

 

Thea Fabian:

Du bist mit deinen Erfahrungen übrigens nicht allein. Wir haben ein paar Studierende gebeten, uns von ihren Eindrücken zu berichten, und sie gefragt, wie vielfältig unsere Universität ist. Befragter: Wir haben eine schöne vielfältige Gruppe, aber gleichzeitig denke ich, die Universität sollte behilflicher sein, was beispielsweise unserer Einbeziehung in die Fachschaft betrifft.  Befragte: Ich komme aus China und ich bin internationale Studentin hier. Es werden uns zahlreiche Chancen geboten und wir können eine Menge Dinge erleben. Jemandem wie mir, die ich von der Musikwissenschaft komme, bietet sie die Möglichkeit, an der Produktion des Theaters Bonn mitzuwirken. Daher denke ich, es ist wirklich in der Tat eine gute Universität.   

 

Thea Fabian:

Die Herausforderungen sind zahlreich, aber ich weiß, es gibt Lösungen, um diese anzugehen. Vielleicht kannst du unserer Zuhörerschaft ein Beispiel dafür geben, wie sich Studierende, die sich hier einschreiben, fühlen und welche Lösungen die Universität anbietet.  

 

Dima Al Munajed:

 Ja, ich kann über die Unterstützung im ZEF und auch im BCDSS, wo ich arbeite, sprechen, denn ich bin mit beiden Instituten vertraut und sowohl beim ZEF als auch beim BCGSS wird sehr viel Unterstützung für internationale Studierende in nicht akademischen Bereichen geleistet. Nehmen wir beispielsweise die Suche nach einer Unterkunft, insbesondere beim ZEF mit Promovierenden, die älter sind und möglicherweise mit der Familie kommen, was noch eine größere Herausforderung darstellt. Sie können nicht einfach in einem Studentenwohnheim leben. Ob also die Suche nach einer Unterkunft, die Erfüllung von Visumsanforderungen, was sehr schwierig sein kann, und dann, bei der Ankunft, die Einhaltung der Aufenthaltsvorschriften, ich denke, es gibt nichts, was wir nicht fragen können. Und ich denke, ich muss das Koordinatorenbüro beim ZEF in den letzten fünf Jahren, in denen ich dabei bin, bestimmt 100 Mal aufgesucht haben, um jedwede Art von nicht akademischer Unterstützung zu erhalten, und zwar nicht nur in Bezug auf mein Studium. Beim BCDSS haben wir außerdem eine Orientierungswoche, in der wir den neuen Studierenden erklären, wie sie sich an der Universität einschreiben können, wie sie ihre verschiedenen Kurse aussuchen und wie die Prüfungen aussehen. Denn man muss wissen,

Menschen, die aus der ganzen Welt kommen, haben unterschiedliche Arten von Prüfungsformaten, an die sie gewöhnt sind. Wie ich beispielsweise, ich hatte nie eine mündliche Prüfung. Bei uns bestanden die Prüfungen immer in schriftlichen Tests am Ende des Kurses. Somit haben wir uns Zeit genommen, diese Unterschiede genau zu erklären, und als Koordinatorin für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion beim BCDSS halte ich auch einen kurzen Vortrag über Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion sowie Diskriminierung und verweise auf unsere Richtlinien und nützliche Informationen, die die Studierenden auf unserer Website finden können. All das findet in der Orientierungswoche statt.    

 

Thea Fabian:

Ich denke, an eine neue Universität und dazu noch in ein neues Land zu kommen, kann ganz schön überwältigend sein. Kannst du dich vielleicht noch daran erinnern, was dein erster Eindruck war, als du herkamst?   

 

Dima Al Munajed:

 Mein erster Eindruck, nun, ich war überrascht, dass die Züge nicht pünktlich fahren. Also ja, ich kann für mich sagen, dass man bestimmte Erwartungen in Bezug auf das Leben in Deutschland hat, wie Pünktlichkeit und solche Dinge. Und die Sprache war schwer. Es waren damals nicht viele Informationen auf Englisch verfügbar. Ich muss aber sagen, dass ich in den letzten vier bis fünf Jahren gemerkt habe, dass sich die Universität bemüht, deutlich mehr Inhalte zu übersetzen. Zu Beginn, als ich kam, war es sehr schwierig, auf vielen Seiten Informationen auf Englisch zu finden. Wir haben E-Mails nur auf Deutsch bekommen und jetzt sind, glaube ich, alle oder die meisten E-Mails, die wir erhalten, zweisprachig und immer mehr Inhalte werden übersetzt. Und ich denke, dadurch fühlen sich die Studierenden der Universität und dem dortigen Geschehen stärker verbunden und können mehr teilhaben. Aber ich muss sagen, dass ich mich aufgrund der Unterstützung, der unsagbaren – noch dazu freiwilligen – Unterstützung, die uns zuteilwurde, wie der vom Koordinationsteam, um uns wirklich zu helfen, sehr schnell angekommen gefühlt habe. Ich hatte schnell das Gefühl, zuhause zu sein und ein System zu haben, und das half mir wirklich dabei, mich schnell einzuleben und mein Studium fortzusetzen. Und ja, das war sehr positiv, würde ich sagen.  

 

Thea Fabian:

Du bist also deinen eigenen Weg gegangen und heute versuchst du, Verantwortung dafür zu übernehmen, wie vielfältig unsere Universität ist und sein kann. Ich habe es in der Einleitung bereits angedeutet: ein äußerst vielfältiger Hörsaal. Welche Konflikte können ungewollt daraus entstehen? Kannst du uns einige Beispiele nennen?  

 

Dima Al Munajed:

 Ja. Nun, ich denke, als Exzellenzcluster, sind wir im Cluster wirklich überzeugt davon, dass exzellente Wissenschaft vielfältige Wissenschaft, exzellentes Lehren vielfältiges Lehren ist. Vielfältige Menschen bringen aufgrund ihrer Erfahrungen und ihrer Sichtweisen so viel mehr in die Inhalte ein, an denen sie arbeiten. Und das sorgt nicht nur für eine bessere Qualität der Forschung, sondern, ich denke, auch für ein stimulierenderes Umfeld für die Studierenden, die große Erwartungen an eine Exzellenzuniversität haben. In einem sehr vielfältigen Kursraum mit Menschen von überall aus der Welt gibt es natürlich

unterschiedliche Erwartungen und die Normen sind verschieden, was die Studierenden in Gesprächen untereinander und auch die Dozierenden, die es vielleicht nicht gewohnt waren, einen solch vielfältigen Kurs zu unterrichten, vor Herausforderungen stellen kann. Wir versuchen also, nicht vorzubeugen, sondern, sagen wir, Bewusstsein zu schaffen und mithilfe einer Reihe von Maßnahmen ein freundlicheres und respektvolleres Umfeld zu gestalten. Wir haben beispielsweise einen Verhaltenskodex, den wir als Teil unserer Einführung verteilen, und darin sind einige Klauseln zu respektvoller Kommunikation enthalten. Wie kann ich meine Meinung zum Ausdruck bringen, ohne dabei die Gefühle einer anderen Person zu verletzen, wenn ich über deren Kultur oder deren Religion spreche? Leider machen die Medien bzw. die meisten Medien keinen guten Job, wenn es darum geht, die Dinge zu beschreiben, wie sie sind, sondern neigen dazu, vielen negativen Stereotypen in bestimmten Gebieten der Welt Nachdruck zu verleihen. Und so kommen die Leute dann manchmal zum Kursraum und denken, dass die Dinge in diesem Teil der Welt so oder so sind. Und dann haben sie bestimmte Meinungen oder stellen Fragen in einer Art und Weise, die andere Menschen möglicherweise verletzt. Daher versuchen wir, den Fokus auf Kommunikation zu richten. Wir versuchen, uns darauf zu fokussieren, unterschiedliche Meinungen zu respektieren oder von anderen bevorzugte Dinge, wie die Verwendung der Pronomen, zu achten. Es sollte also bitte jeder die Wahl des verwendeten Pronomens und des verwendeten Namens jeder Person respektieren. Und wenn man seine Meinung äußert, gilt es, zu versuchen, darauf zu achten, wie man das tut. Ich denke, dass uns das hilft, viele Missverständnisse zu vermeiden. Aber natürlich kommt es manchmal trotzdem dazu. Und seit ich Mitglied des Clusters bin, versuchen wir in der Mehrheit der Fälle diese Situationen durch Vermittlung zu lösen, das heißt die Menschen zusammenzubringen und die Sichtweise des jeweils anderen zu verstehen. Und in der Regel funktioniert das recht gut.   

 

Thea Fabian:

Wenn du deine Arbeit betrachtest, ist es möglich, solche Konflikte zu lösen? Manchmal bekommt man aber leider, auch durch die Politik, den Eindruck, dass diese sehr große Hindernisse darstellen.  

 

Dima Al Munajed:

 Ich denke, dass wir diese Konflikte jetzt mehr denn je eher früher als später lösen müssen. Meiner Meinung nach müssen wir uns mehr darauf konzentrieren, schnellstmöglich Brücken zwischen den Menschen zu bauen und eine Kultur einer wirklich offenen und respektvollen Kommunikation aufzubauen. Wir sind eine akademische Institution. Menschen sollten in der Lage sein, ihre Meinung zu äußern und miteinander über Wissen und Literatur zu diskutieren, und zwar in respektvoller Weise, und das ist etwas, das wir lernen können und das wir fördern müssen. Ich denke, dass diese jetzt wichtiger ist denn je. Und ich denke, ja, es ist sehr sicher möglich, dieses Umfeld zu schaffen. Die meisten Menschen haben, wenn sie miteinander zu tun haben, meiner Ansicht nach nicht die Absicht, einander vorsätzlich zu verletzen. Also gibt es eine Menge, was wir tun können, und manche der Aktivitäten, die wir im Cluster im Zusammenhang mit Schulungen und rund um das Thema Vielfalt tun, helfen, dieses Bewusstsein zu fördern.  

 

Thea Fabian:

Wie kannst du die Studierenden und Forschenden, insbesondere wenn sie relativ neu an der Universität oder in Deutschland sind, auf diese Herausforderungen vorbereiten?   

 

Dima Al Munajed:

 

Ich ermutige die Studierenden aktiv zu versuchen, Verbindungen aufzubauen, wenn sie hier sind. Ich denke, dass, wenn sie mit der Erwartung herkommen, dass andere Menschen auf sie zugehen sollen, sie möglicherweise ein wenig enttäuscht sein werden. Ich denke, verglichen mit anderen Gesellschaften kann die deutsche Gesellschaft manchmal ein wenig distanziert oder nicht so offenherzig gegenüber Menschen, die fremd sind oder nicht exakt wissen, wie das System funktioniert, erscheinen. Aber aus meiner eigenen persönlichen Erfahrung heraus denke ich, dass dies ebenfalls eine falsche Vorstellung ist und dass die Menschen die Situation negativer sehen als die Realität tatsächlich ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich auf Leute zugegangen bin, sie zum Essen oder auf einen Kaffee oder so eingeladen habe, sie sehr positiv reagiert haben. Ich denke, man muss nur darauf eingestellt sein, den ersten Schritt zu machen und die Dinge innerhalb der eigenen Gruppe in die Hand zu nehmen. Man sollte seine Freunde auf einen Kaffee einladen, wenn einem das lieber ist als etwas anderes. Für mich als Mutter ist es beispielsweise schwierig, Dinge nach Feierabend zu unternehmen, da ich dann mit meiner Familie zusammen bin. Daher ist mir klar, dass ich mich zu anderen Zeiten, die meinen Freunden auch passen, mehr darum bemühen muss, mich zu verabreden, da Kontakte sehr wichtig sind. Daher möchte ich sie wirklich ermutigen, etwas dafür zu tun, dieses Netzwerk selbst aufzubauen.   

 

Thea Fabian:

Wir haben den internationalen Aspekt erwähnt. Welche anderen Aufgaben fallen in deinen Arbeitsbereich? Bewusstsein schaffen, aber auch mit Beschwerden bezüglich sexueller Belästigung umgehen? Die Gleichstellung der Geschlechter ist bestimmt auch ein Thema. Welche Geschichten kommen hier auf und wie kannst du den Betroffenen helfen?  

 

Dima Al Munajed:

 Also letztes Jahr haben wir eine Antidiskriminierungsrichtlinie für den Cluster erarbeitet und in der Antidiskriminierungsrichtlinie definieren wir identitätsbasierte Diskriminierung, aber wir verweisen auch auf die Richtlinien der Uni Bonn zu sexueller Belästigung und wir verweisen auch in unserem Verhaltenskodex auf die Richtlinien zu sexueller Belästigung. Wir haben also versucht, sehr deutlich zu machen, dass wir in diesem Zusammenhang den Richtlinien der Uni Bonn folgen. Und wenn es zu einem Fall kommt, wird dann automatisch der Prozess in Gang gesetzt, der in den Richtlinien der Uni Bonn dargelegt ist. Außerdem verweisen wir auf die zahlreichen Möglichkeiten für Beratungsunterstützung, die an der Uni Bonn Menschen, die sexuelle Belästigung oder Diskriminierung, geschlechtsbasierte Diskriminierung, erleben, offensteht. Ich denke, wir haben Glück, dass wir ein starkes Netzwerk an anderen spezialisierten Einrichtungen an der Universität haben, mit denen wir zusammenarbeiten und an die sich unsere Mitglieder wenden können, wenn sie Unterstützung brauchen. Und natürlich machen wir intern unsererseits deutlich, dass unsere Kultur keinerlei Form sexueller Belästigung oder der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern toleriert. Somit denke ich, dass wir versuchen, ein Umfeld zu schaffen, dass Frauen im akademischen Bereich und Personen mit familiären Verpflichtungen unterstützt. In einem unserer Hauptgebäude im Cluster haben wir einen Familienraum. Wir haben vor kurzem eine Eltern-Unterstützungsgruppe gegründet, um quasi herauszufinden, was unsere Mitglieder benötigen, wie wir sie unterstützen können und wie wir Informationen über Kinderbetreuung und alles, was wir brauchen, austauschen können. Und wir organisieren außerdem den Raum in einer Weise, dass er so eingerichtet ist, dass, wenn das Kind einmal mit zur Arbeit gebracht werden muss, weil die Kita geschlossen ist oder aus welchen Grund auch immer, man einerseits arbeiten kann und gleichzeitig das Kind gewissermaßen etwas zu

tun hat, während man arbeitet. Wir tun intern also unser Bestes, um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern und außerdem ein Umfeld zu schaffen, das frei von sexueller Belästigung ist. Wir bekommen aber auch ganz viel Unterstützung durch die Einrichtungen der Uni Bonn.   

 

Thea Fabian:

Wie international, interkulturell und vielfältig sind wir derzeit im Exzellencluster? Gibt es dazu irgendwelche Zahlen? Und vielleicht hast du auch Einblicke in Bezug auf die Universität im Allgemeinen im Vergleich zu anderen Universitäten? Dima: Nun, ich denke, ich kann über meine Erfahrung beim ZEF und auch beim BCDSS sprechen, denn das sind die Institute, mit denen ich am besten vertraut bin. Ich weiß, dass wir im Cluster zwei Masterprogramme haben, bei denen die Unterrichtssprache Englisch ist, und derzeit haben wir rund 120 Studierende. Ich glaube, 80 % von ihnen haben einen internationalen Hintergrund und kommen aus etwa 30 verschiedenen Ländern. Das ZEF besteht, wie erwähnt, seit 1999 und bisher haben dort 500 Doktoranden aus, soweit ich weiß, über 100 verschiedenen Ländern promoviert. Somit würde ich sagen, dass diese beiden Institute aufgrund ihrer Programme... und ja, das BCDSS hat auch ein PhD-Programm und ein Post-Doktoranden-Programm, und diese sind auch ziemlich international. Also, da der Unterricht und die Forschung auf Englisch stattfinden, sind sie sehr vielfältig, was die Nationalität, den religiösen Hintergrund und den kulturellen Hintergrund betrifft.   

 

Thea Fabian:

Was hoffst du, durch deine Arbeit zu erreichen? Reicht es aus, darüber zu sprechen und Bewusstsein zu schaffen? Ihr habt hier an der Universität auch eine Studie durchgeführt, wie siehst du die Ergebnisse? Dima: Du meinst die Umfrage, die wir durchgeführt haben?  

 

Thea Fabian:

Ja.  Dima: Ja. Ich denke, es reicht nicht aus über diese Dinge zu reden oder im Cluster Richtlinien einzuführen. Wir gehen das Thema Vielfalt mithilfe eines Rahmens für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion an. Aus diesem Grund bin ich Koordinatorin für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion. Und Vielfalt kann bedeuten, dass wir versuchen, unter unseren Mitgliedern identitätsbasierte Vielfalt zu fördern. Und Gleichstellung bedeutet, dass wir uns bewusst machen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben und dass wir uns besonders intensiv darum bemühen, allen diesen unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden. Aber ich denke, das Wichtigste für die Zukunft ist das „I“, die Inklusion, und Inklusion bedeutet, dass diese Vielfalt nicht nur repräsentativ ist, dass wir gerne zeigen würden, wie vielfältig wir sind. Nein, wir möchten, dass unsere vielfältigen Mitglieder sich einbezogen fühlen, dass sie fühlen, dass ihre Sichtweise Beachtung findet, dass sie von Bedeutung ist und dass sie zur Organisation dazugehören, dass sie zur Organisation etwas beitragen können. Dinge, wie eine Umfrage jedes Jahr, all diese Fragen zu stellen und zu beurteilen, was wir tun, und Bedürfnisse erfassen ist eine Art, Inklusion zu fördern. Und wir

haben einiges an Feedback gesammelt. Ich denke, es war recht positiv. Es ist das erste Jahr, dass wir das machen, und ich kann sagen, dass es mir eine Reihe von Einblicken in die Bedürfnisse unserer Mitglieder verschafft hat, wenn sie zum Beispiel sagen, okay, wir hätten gerne mehr Unterstützung im Bereich Familienfreundlichkeit. Wir hätten gerne mehr Informationen zu psychischer Gesundheit und Unterstützung und wie wir diese bekommen können. All das hilft dabei, sicherzustellen, dass meine Tätigkeiten in Zukunft mehr auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind und dass die Schulungen, die wir im Rahmen unseres Zertifikats im Bereich Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion anbieten, ebenfalls auf Themen abzielen, die für unsere Mitglieder von Interesse und Nutzen sind. Somit ja, ich würde sagen ohne das „I“, ohne Inklusion, macht es nicht wirklich Sinn, am Rest zu arbeiten.   

 

Thea Fabian:

Gibt es noch etwas, dass du zum Schluss gerne sagen würdest?  

 

Dima Al Munajed:

 Ich freue mich wirklich, dass die Universität diesen Podcast organisiert und über diese Themen spricht, und ich bin wirklich froh, dass ich die Möglichkeit habe, das in Englisch zu tun. Und ich finde, das zeigt die Bemühungen der Universität in Richtung Internationalisierung und internationalen Studierenden und Forschenden mehr Gelegenheiten zu geben, sich in die Universität einzubringen, etwas zurückzugeben und mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten einen Beitrag zu leisten. Und das schätze ich wirklich. Und ich möchte wirklich mehr und mehr internationale Studierende ermutigen, sich zu bewerben und an all den wunderbaren Aktivitäten an der Uni Bonn teilzuhaben. Und vielen Dank für die Einladung.  

 

Thea Fabian:

Wir wünschen dir alles Gute und danken dir, dass du bei uns warst.   

 

Dima Al Munajed:

 Vielen Dank.  

 

Thea Fabian:

Mit Dima Al Munajed habe ich über Bildungsgerechtigkeit gesprochen. Sie selbst hat bereits mehrfach ihr Heimatland verlassen, um im Ausland zu studieren, und zog in ein neues Land. So kam sie auch hier nach Bonn. Aber darum weiß sie auch, wie schwer es sein kann, in einem neuen Land und an einer fremden Universität zurechtzukommen. Mit ihrer Arbeit möchte sie es daher ausländischen Studierenden leichter machen, sich an der Universität einzuleben und integriert zu werden. In den letzten Jahren hat die Universität bereits einige Verbesserungen für internationale Studierende erzielt, aber es gibt immer noch einige Probleme, an denen sie in naher Zukunft arbeiten möchte.

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