Rund 10 Millionen Euro stellt das Land dafür ab 2024 pro Jahr zur Verfügung. Mit sechs neuen Partnerhochschulen in Münster, Bonn, Siegen, Hamm-Lippstadt und am Niederrhein sind nun 23 Partnerhochschulen dabei. 100 Talentscouts im Land betreuen dabei bis zu 600 Kooperationsschulen.
Wissenschaftsministerin Ina Brandes: „Eine gute Ausbildung darf keine Frage des Wohnortes und der Herkunft sein. Mit dem Talentscouting haben wir einen sehr erfolgreichen Weg eingeschlagen, Schülerinnen und Schüler bei den Entscheidungen, die nach der Schulzeit anstehen, zu beraten und zu begleiten. Unsere Talentscouts unterstützen junge Menschen, sich ihren Talenten und Neigungen entsprechend zu entfalten. Jede Erfolgsgeschichte ist der Beweis, dass gute Bildung für alle möglich ist. Davon profitieren sowohl die Jugendlichen als auch der Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen, der so dringend qualifizierte Fachkräfte braucht.“
Das Programm richtet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler aus nicht-akademischen Elternhäusern. Talentscouts entdecken außergewöhnliche Leistungen innerhalb und außerhalb von Schule, ermutigen die jungen Menschen, ihre Ausbildung zielstrebig zu verfolgen und entwickeln gemeinsam mit den jungen Menschen Perspektiven für die Zukunft.
Dazu gehören zum Beispiel auch durchschnittliche Noten, wenn sie unter erschwerten Bedingungen erbracht wurden. Auch außerschulisches Engagement wird bei der Talentsuche berücksichtigt. Die jungen Talente werden dann individuell und ergebnisoffen teils über mehrere Jahre begleitet und beraten, um den passenden nächsten Schritt auf dem Ausbildungsweg zu finden. Das kann ein (duales) Studium, eine Berufsausbildung, ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Auslandspraktikum sein. Die optimale Entwicklungsperspektive der jungen Menschen steht dabei immer im Mittelpunkt.
Laut einer Langzeitstudie (seit 2017) des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung hat das Talentscouting einen extrem positiven Einfluss auf die Chancengerechtigkeit, verhilft zu einer individuell passgenauen Ausbildungswahl. Jugendliche ohne akademischen Familienhintergrund nehmen im Talentscouting-Programm häufiger ein Studium auf; Jugendliche aus Akademiker-Familien entscheiden sich hingegen im Talentscouting-Programm häufiger für eine duale Ausbildung. Beide Effekte zusammengenommen verringern die Chancenungleichheit beim Hochschulzugang um über 70 Prozent. Zudem bricht das Talentscouting die geschlechtstypische Berufswahl auf. Der Anteil der Studierenden in einem geschlechtsuntypischen Studiengang verdoppelt sich im Talentscouting-Programm. So nehmen junge Frauen häufiger ein MINT-Studium auf, junge Männer nehmen häufiger ein Lehramtsstudium auf.
Seit 2021 hat das Talentscouting ein eigenes Vorschlagsrecht bei großen Begabtenförderungswerken. Die Kooperation mit der Studienstiftung des Deutschen Volkes hat zum Beispiel dazu geführt, dass sich zahlreiche Schulen aus benachteiligten Regionen oder Stadtvierteln erstmals am Vorschlagsverfahren der Studienstiftung beteiligt haben und die Zahl der Schulvorschläge aus Nord-rhein-Westfalen in der Folge um rund 45 Prozent gestiegen ist. Zudem werden die vorgeschlagenen Talente hier auch überdurchschnittlich oft aufgenommen – obwohl sie, anders als viele Mitbewerber, nicht aus Akademikerfamilien stammen.