An warmen Sommerabenden ist der Hofgarten am Universitäts-Hauptgebäude häufig von summender Lebendigkeit erfüllt. Doch was in den vergangenen Wochen über die große Freifläche geflitzt ist, waren nicht nur Freizeitsportler oder Studentengruppen. Denn von Juni bis August sind auch die Torkelkäfer unterwegs und sorgten teilweise für einige Unruhe unter den Besuchern.
Verwandter der Maikäfer
Torkel- oder Junikäfer (Amphimallon solstitiale) sind eine mit dem Maikäfer verwandte Insektenart. 14 bis 18 Millimeter kann ein ausgewachsenes Exemplar groß werden. Für viele Menschen ist das eine respekteinflößende Größe, besonders da die Käfer meist in Schwärmen, scheinbar unkontrolliert und hektisch, durch die Luft schwirren. Ihr Flugverhalten war es auch, was ihnen im Volksmund den Titel Torkelkäfer verschafft hat. „Sie sind absolut keine eleganten Flieger und wirken oftmals wirklich als wären sie betrunken,“ sagt Sabine Heine, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit im Zoologischen Museum Alexander Koenig, das eng mit der Universität Bonn kooperiert. „Wir gehen davon aus, dass vor allem die Größe und das Gewicht für die etwas unbeholfenen Flugkünste der Käfer verantwortlich sind.“ Da kann es mal passieren, dass ein besonders unvorsichtiger Pilot auch Mal auf einem der anderen Hofgartengäste landet, um kurz zu verschnaufen. Grund zur Sorge besteht aber keine, denn die kleinen Tierchen sind in keiner Weise gefährlich oder aggressiv gegenüber Menschen.
Selbst Speise für andere Bodenlebewesen
Und auch für die Pflanzenwelt stellen die Käfer keine großen Probleme dar. Zumindest wenn sie ausgewachsen sind. „Ein echter Pflanzenschädling sind sie in diesem Stadium nicht,“ so Heine. „Sie fressen zwar die Blätter einiger Bäume an, doch die befallenen Pflanzen können sich meist schnell erholen.“ Anders ist es hingegen, wenn die Käfer noch als Larven im Boden leben. „Die Larven des Junikäfers sind bis zu drei Zentimeter groß und brauchen bis zu drei Jahre, bis sie zum Käfer ausgewachsen sind. In dieser Zeit ernähren sie sich besonders gerne von Pflanzenwurzeln. Bei einer hohen Zahl der Larven kann das das Ende der Pflanzen bedeuten.“ Dass der Hofgarten in den vergangenen Jahren aber kein Massensterben seiner Pflanzen zu beklagen hat, liegt auch an seinen anderen Bewohnern die sich über und unter dem Gelände tummeln. „Die Käferlarven dienen sowohl Bodenlebewesen wie Maulwürfen, als auch anderen Tieren wie Igeln, Wildschweinen, Vögeln und vor allem Fledermäusen als nahrhafte Happen,“ erklärt Sabine Heine. Als ausgewachsenes Exemplar ist der Torkelkäfer hauptsächlich in der Dämmerung aktiv, denn zu dieser Zeit sind gewisse Fressfeinde, wie einige Vogelarten, selbst nicht mehr aktiv.
Hofgarten: Sehr gut als Ort zur Partnersuche
Doch warum fühlen sich Junikäfer grade im Hofgarten so wohl? „Im Hofgarten sind besonders die vielen Bäume als Nahrungsquelle sehr attraktiv. Abgesehen davon eignet sich der Hofgarten sehr gut als Ort zur Partnersuche,“ so Heine. Die Partnersuche ist auch der Hauptgrund weshalb sich die Larven überhaupt zum Käfer entwickeln. Denn nach den drei Jahren im Larven-Stadium leben die Käfer nur vier bis acht Wochen in ihrer fliegenden Form. Kurz nach der erfolgten Paarung verstirbt das Männchen bereits. Das Weibchen trägt die Eier aus und legt sie im Boden ab. Danach verstirbt auch sie. Die kurze Lebenszeit der Käfer ist auch dafür verantwortlich, warum ihre Zahl bereits gegen August rapide zurückgegangen ist. Doch wer Glück hat, kann noch immer einen der fliegenden Tollpatsche auf der Hofgartenwiese durch die Luft brummen sehen.
Text und Bild: Vincent Rastfeld