Beteiligt sind neben der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie der Universität Bonn die Ludwig-Maximilians-Universität München und das LVR-LandesMuseum Bonn. Das Projekt wird in Kooperation mit der Radboud Universiteit Nijmegen und in enger Abstimmung mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland durchgeführt.
Die vier römischen Legionsstützpunkte in Bonn, Neuss, Xanten und Nijmegen tragen noch immer ungeborgene Wissensschätze über das facettenreiche Leben der Römer am Niederrhein in sich. Diese zu entschlüsseln und für nächste Forschergenerationen zu bewahren, ist Ziel eines Teams unter der Federführung des Archäologen Prof. Dr. Jan Bemmann von der Universität Bonn. An den vier Legionsstandorte wird teils seit fast zwei Jahrhunderten gegraben. Eine umfassende und vergleichende Bearbeitung des Fundmaterials und dessen Edition steht jedoch bis heute aus, da bislang die notwendigen personellen Kapazitäten nicht vorhanden waren.
„Das Vorhaben bewegt sich auf der spannenden Schnittstelle von hochmoderner digitaler Forschung und Kulturerhalt“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Jan Bemmann von der Abteilung Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Bonn. Legionslager, deren Truppen in der frühen Kaiserzeit noch aus den mediterranen Kerngebieten stammten, waren eine Art Mikrokosmos Roms. Gut erkennen lässt sich dies beispielsweise an den stadtähnlichen Militäranlagen, der Ernährungsweise oder auch den Importen. „Und auch wenn die Forschung nicht bei null beginnt, lässt sich bislang Etliches nur erahnen“, sagt Bemmann, Mitglied der Transdisziplinären Forschungsbereiche „Individuals and Societies“ und „Present Pasts“ sowie Principal Investigator am Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies der Universität Bonn.
Dank moderner geophysikalischer Prospektionsverfahren und neuer Möglichkeiten der Fernerkundung stellten sich die in der älteren Forschung häufiger als Inseln betrachteten Legionslager inzwischen als Zentren eines dicht bebauten und intensiv genutzten Umlandes dar, so der Wissenschaftler weiter. Neue naturwissenschaftlichen Analysemethoden erlauben Einblicke in die Ernährungsgewohnheiten, Gesundheit und Mobilität der Bewohner. Die in über 150-jähriger Sammler- und Ausgrabungstätigkeit gewonnenen Materialien zu den Legionslagern und ihrem Umland sollen nun erstmalig vollständig wissenschaftlich analysiert werden.
Interview der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste mit Prof. Jan Bemmann: https://www.awk.nrw/news/neue-projekte-im-akademienprogramm-interview-mit-professor-dr-jan-bemmann-leiter-des-forschungsvorhabens-limes-und-legion