Wissenschaftler:innen des Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS) haben in ihrer Research Area B „Embodied Dependencies“ eine besondere Ausstellung entwickelt: Im Sinne einer sogenannten Growing exhibition, die über Jahre wachsen soll, folgen sie den Spuren von Abhängigkeitsbeziehungen durch die Kontrolle von Rohstoffen, Gütern und Waren sowie den Menschen, die diese produzieren und verarbeiten. Der in der Ausstellung behandelte Zeitraum erstreckt sich vom Alten Ägypten bis in die Gegenwart. Die Auftaktausstellung, die im Juli eröffnet wird, ist dezentral aufgebaut – die über die Stadt verteilten Forschungssammlungen und Museen der Universität Bonn tragen dazu bei.
Das Konzept der „Growing exhibition“ wollen die Wissenschaftler:innen umsetzen, indem sie in einer experimentellen Auftaktausstellung die Beziehungen zwischen materiellen Ressourcen und Abhängigkeiten herausarbeiten. Diese soll in den darauffolgenden Jahren erweitert werden und die Besucher:innen dabei einbeziehen. Übergeordnetes Ziel ist es, am Ende neue Einblicke in die laufenden Diskussionen über Abhängigkeiten zu bieten und die Arbeit des Exzellenclusters insgesamt zu reflektieren. Der offizielle Auftakt findet am 14. Juli statt. Die finale Ausstellung ist für 2024 geplant.
„Da es sich um eine Forschungsausstellung handelt, entschieden wir uns dafür, ein neues und offeneres Konzept zu entwickeln, in dem die Prozesse der Wissensproduktion und des Ausstellungsdesigns kontinuierlich miteinander verbunden und aufeinander bezogen sind sowie transparent und nachvollziehbar gemacht werden“, betont Prof. Dr. Nikolai Grube stellvertretend für die Research Area B des Exzellenzclusters. Dadurch soll die Ausstellung nicht nur Einblicke in die Forschungsergebnisse, sondern auch in die Prozesse der Wissensgenerierung mit all ihren Aushandlungen offenbaren.
„Dieser Ansatz spiegelt die aktuelle Forschung zu Ausstellungen und Wissensproduktion wider und ist eine der derzeit populären Möglichkeiten, deren Verflechtung zu thematisieren“, sagt Prof. Dr. Karoline Noack, Co-Sprecherin des BCDSS. Der Ansatz ergänzt die laufende Diskussion in der Museumsforschung in Bezug auf Ethnologie, Archäologie, Kunstgeschichte und andere Disziplinen, indem er die zentrale Frage nach der Vernetzung und Interdependenz von Materialitäten in sozialen und politischen Beziehungen aufgreift, insbesondere solchen, die von starken asymmetrischen Abhängigkeiten geprägt und in einen globalen Kontext eingebettet sind.