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Der "Zwangsschub" durch die Pandemie führte zu Alternativen. „Die Pandemie war tragischerweise ein "Glücksfall" für die digitale Lehre", so Stracke, „allerdings brach sie über uns hinein, oft verbunden mit Frustration. So fehlte es an Systemen und Möglichkeiten“.
Die Universität Bonn böte großes Entwicklungspotenzial und die Bereitschaft, etwas zu verändern im Bereich der virtuellen Zusammenarbeit und digitalen Lehre – immer als Ergänzung zur bisherigen Lehre. Das betreffe etwa virtuelle Kleingruppenarbeit, aber auch verschiedene Formate unter den Studierenden zur Zusammenarbeit. Dies bedeute auch eine Chance für die Lehrenden. „Dann können sich die Präsenztermine wieder wichtigen Dingen widmen, etwa der Diskussion der Studierenden untereinander und mit den Lehrenden“.
Dabei sei es auch egal, wann man mit der Technik in Kontakt kommt. „Es gibt keine digital Natives“, so Stracke. Sinnvolle und kritische Nutzung entsteht nicht automatisch mit dem Aufwachsen und der oberflächlichen Bedienung von Smartphones – auch wenn es natürlich Erfahrungsunterschiede gibt im Umgang mit technischen Geräten, vor allem innerhalb eines jeden Jahrgangs.
Deshalb müsse man Kinder früh an die Möglichkeiten der digitalen Welten heranführen. „Natürlich verantwortungsbewusst, beaufsichtigt und mit zeitlichen Beschränkungen.“ Auf diese Erfahrungen ließe sich später aufbauen, um die KI-Mechanismen und deren Chancen und Risiken zu verstehen.
KI-Services werden in Zukunft zunehmen – aber auch teurer werden. Und das werde auch die Zukunft prägen. „Die Schere beim Zugang zu digitalen Angeboten wird zunehmen.“ Darum gilt es für die Uni Bonn, dagegen anzugehen und zu prüfen, wie man gleiche Chancen für alle herstellen kann.
Das sei auch nötig, denn: „Es ist weder sinnvoll noch möglich, den Einsatz von künstlicher Intelligenz zu stoppen. Sie bleibt und wird immer stärker implementiert werden in Tools und als Software in größeren Systemen. Wir müssten eigentlich proaktiv dahinkommen, nicht nur in den neuesten Versionen von ChatGPT zu arbeiten, sondern auch ein theoretisches Rahmengerüst zu entwickeln und zu bieten, welches es uns erlaubt, sinnvoll diese KI-Tools einzusetzen."
Denn gerade bei Prüfungsleistungen, die meist auf der Abfrage von Wissen beruhen, bleibt eine essentielle Frage bestehen: „Was tun wir, wenn eigene Prüfungsleistungen schlechter sind als das, was ChatGPT als Tool erlaubt? „Das wäre dann ja mangelhaft, da nicht alle möglichen Tools genutzt wurden, etwa um ein Grundgerüst zu stellen und dieses zu prüfen!“
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