Wir haben mit Gabriel Valdez über die Idee und die aktuelle Situation gesprochen.
Dezernat Hochschulkommunikation: Wen wollen Sie mit Ihrer Website erreichen?
Gabriel Valdez: Im Prinzip wollen wir unsere Kollegen an der Universität erreichen, aber auch alle Menschen im Allgemeinen. Deshalb schreiben wir kleine Artikel, um aktuelle Themen zu diskutieren und zum Nachdenken aufzurufen. Bisher haben wir unsere Seite mit Freunden und Bekannten geteilt, und die Reaktion ist sehr gut. Wir hoffen auch auf ein gewisses Feedback mit Kritik zu unseren Artikeln.
Wie hilft Philosophie in der aktuellen Situation weiter?
Die Frage, wofür Philosophie steht, ist sehr verbreitet. Es mag den Anschein erwecken, dass heute, wo die Wissenschaft das Primat des Wissens einnimmt, die Philosophie etwas Überwundenes ist; aber die Philosophie berührt das Wesen des Menschen und wird ständig aktualisiert; die Philosophie entwickelt kritisches, reflexives, analytisches Denken, mit einer ethischen Vision und moralischen Orientierung, die Ressourcen für ein besseres Leben bereitstellen. Sie bietet auch Konzepte zur Förderung des Dialogs und der Verbindungen zwischen Kunst, Religion, Biologie, Technologie usw. Und da ist heute die Philosophie sehr wichtig, um unsere Gesellschaft in der Krise in Frage zu stellen und ein Appell für Solidarität und Toleranz zu machen.
Sie haben einen Blogbeitrag mit einem solchen Appell verfasst. Wie kam es dazu?
Die Coronavirus-Krise hat nicht nur unser Leben in wenigen Tagen verändert, sondern auch gezeigt, dass wir als Gesellschaft vieles neu überdenken müssen. Und eine Sache, die für diese Krise grundlegend ist, ist die Solidarität. Die Nachrichten aus Italien haben mich sehr bewegt, und deshalb habe ich dieses Thema gewählt, um über unsere gegenwärtige Realität nachzudenken.
Seit der Veröffentlichung des Textes sind wenige Tage vergangen, aber einiges ist passiert. Haben Sie den Eindruck, dass sich die Situation verbessert hat?
Ich denke, dass sich die Gesellschaft endlich bewusst wird, wie ernst und schwerwiegend diese Situation ist. Die Quarantäne stellt uns in vielen Dingen vor den Spiegel. Wenn wir fortan weitere Maßnahmen treffen und an die Menschen um mich herum denken, werden wir das bald durchstehen.
Wie wirken sich die aktuellen Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus auf Ihre Lebenswirklichkeit aus? Was hat sich für Sie besonders stark verändert?
Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus haben mein Leben relativ stark verändert. Im Moment kann ich nur Homeoffice arbeiten, und die Ungewissheit über den Vorlesungsbeginn hat meine Pläne für das nächste Semester ein wenig verändert. Aber es gibt auch positive Aspekte, zum Beispiel finde ich mehr Zeit zum Lesen, und zu den vielen Dingen, die ich von zu Hause aus geschafft habe, gehört die Idee, diese Website mit meinem besten Freund zu erstellen und Artikel zu schreiben.
Das Interview führte Dr. Andreas Archut. Die Website „Die Sokratiker“ mit Beiträgen von Gabriel Valdez und Moritz Richarz finden Sie unter: https://diesokratiker.de/
Lebenszeichen – Wir bleiben im Gespräch
Unter dem Titel „Lebenszeichen – Wir bleiben im Gespräch!“ veröffentlicht die Universität Bonn Beiträge aus den Reihen ihrer Angehörigen, die unter dem Eindruck der Bekämpfung des Coronavirus und der daraus resultierenden Bedingungen entstanden sind. Sie will damit auch in schwierigen Zeiten den Diskurs aufrechterhalten und die universitäre Gemeinschaft stärken. In loser Folge erscheinen dazu auf dieser Website Beiträge von Universitätsangehörigen, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten, Dialoge in Gang setzen, Tipps und Denkanstöße austauschen wollen. Wer dazu beitragen möchte, wendet sich bitte an das Dezernat für Hochschulkommunikation, kommunikation@uni-bonn.de.