20. Oktober 2023

Zeichen setzen Wöchentliche multireligiöse Gebete im Kapitelsaal des Bonner Münsters

Wöchentliche multireligiöse Gebete im Kapitelsaal des Bonner Münsters

Unter dem Titel "Room of One" finden ab dem 26. Oktober 2023 im Kapitelsaal des Bonner Münsters wöchentliche multireligiöse Gebete statt. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Münsterpfarrei und der Katholisch-Theologischer Fakultät der Universität Bonn. Das Motto: "Faiths United for the Planet". Leiter des Projekts ist Prof. Dr. Klaus von Stosch, der eine Schlegel-Professur innehat.

Multireligiöse Gebete
Multireligiöse Gebete - Der Kreuzgang des Bonner Münsters. © Foto: Münsterpfarrei Bonn
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Der gewaltsame Terrorangriff der Hamas auf Israel und die sich daraus entwickelnde Gewaltspirale zeigt, wie leicht religiös motivierte Menschen den Frieden zerstören können, statt sich für das Überleben der Menschheit einzusetzen. Gerade in dieser Situation kommt alles darauf an, dass Juden, Muslime und Christen gemeinsam Zeichen des Friedens und der Versöhnung setzen. Ab dem 26. Oktober wird es jeden Donnerstag um 14 Uhr am Kreuzgang des Bonner Münsters ein solches Zeichen geben. Das Projekt ist auf zwei Semester bis zum Sommer 2024 angelegt.


"Wir schaffen einen 'Room of One' zum multikulturellen Gebet als Ausdruck der gemeinsamen Verantwortung der Religionen für die Zukunft der Welt", erklärt Stadtdechant und Münsterpfarrer Dr. Wolfgang Picken und fügt an: "Besonders vor dem Hintergrund des Terrors in Israel und vieler anderer bewaffneter Konflikte weltweit zeigt sich, wie wichtig es ist, dass die Religionen das Verbindende suchen und multikulturelle Gebete pflegen. Das kann helfen, Auseinandersetzungen zu beenden, falschen religiösen Fanatismus zu überwinden und Impulse für das Überleben von Schöpfung und Menschheit zu setzen."


Aber auch durch den Klimawandel, das Artensterben und zahlreiche andere Umweltprobleme steht die Menschheit vor einer epochalen Herausforderung. Unser Planet braucht uns alle mit all unseren Kräften. Aus globaler Sicht ist es klar, dass wir nur dann das Steuer werden herumreißen können und die Kraft für die Radikalität des Neuanfangs finden werden, die wir brauchen, wenn auch die Religionen mithelfen. Ihr Einfluss auf Menschen ist weltweit gesehen von kaum zu überschätzender Bedeutung und ihre spirituellen Ressourcen können uns helfen, solidarisch, kraftvoll und mit langem Atem für den Erhalt unseres Planeten zu kämpfen.


Im Rahmen der Kooperationsplattform zum gesellschaftlichen Transfer Komparativer Theologie kooperiert das International Center for Comparative Theology and Social Issues (CTSI) der Universität Bonn mit der Münsterpfarrei, um im Kapitelsaal, der eigens zu diesem Zweck als „Room of One“ bezeichnet wird, gemeinsam unter dem Motto Faiths United for the Planet eine halbe Stunde lang zu beten.


Das gemeinsame Gebet schöpft aus den Ressourcen von Judentum, Christentum und Islam, lädt aber auch Menschen aus anderen Traditionen zum gemeinsamen Beten ein. Es folgt dabei der Tradition multireligiösen Betens wie es sich seit dem ersten Weltgebetstreffen 1986 in Assisi entwickelt hat, bei dem Vertreter aller großen Weltreligionen teilnahmen. Möglich wird das Projekt durch eine Förderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, das der Universität die Anstellung je einer jüdischen, muslimischen und christlichen Postdoc ermöglicht, damit diese mit Hilfe der Methodik Komparativer Theologie friedensfördernde Impulse aus den Religionen, die den Gedanken der Nachhaltigkeit stärken, in die Gesellschaft bringen.


Der Leiter des Projekts, Prof. Dr. Klaus von Stosch, von der Katholisch-Theologischen Fakultät freut sich: "Das Thema des Klimaschutzes bewegt mich bereits seit den 1990er Jahren und es prägt seitdem meine Lebensweise. Ich freue mich, dass der Einsatz für unseren Planeten nun auch als zentrales Anliegen aller drei abrahamischen Religionen sichtbar wird. Alle Menschen guten Willens sind eingeladen, ihren Alltag unterbrechen zu lassen und sich mit uns gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen – auch für unseren Planeten."

Prof. von Stosch leitet das CTSI und ist seit 2021 Schlegel-Professor an der Exzellenzuniversität Bonn. Er ist ein ausgewiesener Experte in der komparativen Theologie mit dem Schwerpunkt Islam und gehört dem Transdisziplinären Forschungsbereich Present Pasts an.

Mehr Informationen: https://www.komparative-theologie.de

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