Für die neuen Mitglieder ist die Aufnahme eine wichtige Auszeichnung: Das Junge Kolleg bietet sowohl finanziellen Freiraum für die eigene Forschung und Kunst in Form eines jährlichen Stipendiums von 10.000 Euro als auch die Möglichkeit zum Austausch mit anderen exzellenten jungen Forscherinnen und Forschern, Künstlerinnen und Künstlern.
Jessica Ammer analysiert Texte Notkers III. von St. Gallen
Dr. Jessica Ammer konzentriert sich mit ihrem derzeitigen Forschungsprojekt auf die Analyse der Texte Notkers III. von St. Gallen (950-1022) und die Verwendung von Latein und Deutsch in seinen Werken, die er für den klösterlichen Schulunterricht erstellt hat. Ziel ist es, die Mischung beider Sprachen zu beschreiben, die dahinterliegenden Mechanismen zu verstehen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse textsorten- und sprachperiodenübergreifend nutzbar zu machen.
Nach dem Lehramtsstudium der Fächer Germanistik, Latinistik und Gräzistik an der Universität Halle-Wittenberg arbeitete Jessica Ammer zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Halle und an der HU Berlin in der Mediävistik. Seit 2019 ist sie an der Universität Bonn in der historischen Linguistik beschäftigt. 2021 hat sie eine Vertretung des Lehrstuhls für Ältere Deutsche Philologie – Historische Linguistik des Deutschen in Trier übernommen. Als Vorstandmitglied der Henning-Kaufmann-Stiftung ist sie jährlich an der Verleihung des Deutschen Sprachpreises in Kassel beteiligt.
Luna Rösinger untersucht „Shame Sanctions“
Aktuell untersucht Jun.-Prof. Dr. Luna Rösinger unter anderem die Legitimation sogenannter „Shame Sanctions“, die heute etwa in den USA und Australien praktiziert werden und an die mittelalterlichen Prangerstrafen erinnern. Der „Strafschmerz“ soll hier durch Beschämung des Täters erzeugt werden. Außerdem arbeitet sie an der Konturierung eines Rechtsbegriffs der Solidarität, der das Verständnis verschiedener Institute und Prinzipien des geltenden Rechts fördern könnte, etwa von Notstandsregelungen, bürgerlichen Mitwirkungspflichten oder des Sozialstaatsprinzips.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten München und Bonn sowie der Ersten juristischen Prüfung promovierte sie von 2013 bis 2018 bei Prof. Dr. Thomas Weigend an der
Universität zu Köln. Nach dem Referendariat in Heidelberg und dem Zweiten Staatsexamen begann sie 2019 ihre Postdoc-Phase an der Universität Bologna und eine Mitarbeiterstelle am Institut für Strafrecht der Universität zu Köln. Im April 2021 trat sie die Juniorprofessur für Kriminologie und Strafrecht an der Universität Tübingen an. Im April 2023 wurde sie zur Tenure-Track-Professorin für Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Bonn ernannt.
Unter dem Dach von Humboldtn
Sechs der Stipendienplätze werden in diesem Jahr durch die Zusammenarbeit der Akademie mit der Landesrektorenkonferenz unter dem Dach von Humboldtn ermöglicht: Die bundesweit einmalige Kooperationsvereinbarung zwischen den Universitäten eines Bundeslandes und seiner Wissenschaftsakademie im Bereich der Nachwuchsförderung sieht vor, im Jungen Kolleg bis zu zwölf zusätzliche Stipendiatinnen und Stipendiaten aufzunehmen, die neue Impulse zu Fragen der Nachhaltigkeit im Kontext von Forschung und Hochschulorganisation setzen sollen.
Seit 2006 fördert die Akademie mit dem Jungen Kolleg den Nachwuchs in Nordrhein-Westfalen und zählt mittlerweile rund 170 aktive, assoziierte und ehemalige Stipendiatinnen und Stipendiaten. Das Junge Kolleg steht Promovierten sowie herausragenden künstlerischen Talenten offen, die nicht älter als 36 Jahre sind.