784 Bewerbungen um ein Deutschlandstipendium sind in diesem Jahr bei der Bonner Universitätsstiftung eingegangen. Damit hat sich die Zahl gegenüber den 443 Bewerbern des Vorjahres fast verdoppelt. Für die nun ausgewählten 129 Studierenden der Universität Bonn in der Förderperiode 2019/2020 ist das Stipendium zusätzlich zur Auszeichnung ihrer bisherigen Leistungen mit einer monatlichen Zuwendung von 300 Euro verbunden, damit sie sich unbesorgter ihrer weiteren akademischen Ausbildung widmen können. Zur feierlichen Verleihung der Urkunden kamen Förderer und Stipendiaten jetzt in der Aula der Universität Bonn zusammen.
„Es ist für die Stiftung eine der anspruchsvollsten und angenehmsten Aufgaben“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bonner Universitätsstiftung, Professor Dr. Wolfgang Löwer. Denn die bei der großen Anzahl qualifizierter Bewerber nicht immer ganz so leichte Auswahl zu treffen, gehe mit einer großen Verantwortung einher, der sich die Auswahlkommission dankenswerterweise stelle: „Man verteilt dabei auch Lebenschancen“, fügte Löwer hinzu. Die Zahl der Förderer und somit auch der Stipendiaten wachse von Jahr zu Jahr. Und es gebe „nichts Vernünftigeres, als begabte junge Leute zu fördern.“
Förderer und Bund teilen sich die Kosten
Das Deutschlandstipendium wird seit 2011 an Studierende verliehen, die sich durch besondere Leistungsfähigkeit und Talent auszeichnen, aber darüber hinaus auch durch ehrenamtliches und außeruniversitäres Engagement. 150 der 300 Euro übernehmen private Förderer wie Unternehmen, Stiftungen und Alumni. Die andere Hälfte zahlt der Bund. Die Hochschulen übernehmen dabei die zentrale Vermittlerrolle: Sie sprechen potenzielle Förderer an, wählen die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus und organisieren die Förderung. Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn vergibt Deutschlandstipendien bereits seit dem Wintersemester 2013/2014. Die Förderung ist einkommensunabhängig und kann zusätzlich zum BAföG bezogen werden. Die Förderdauer soll mindestens zwei Semester betragen. Stipendiaten können sich aber auch um eine Verlängerung bewerben, wobei die Förderung maximal auf die Regelstudienzeit begrenzt ist. Im Universitätsjahr 2019/2020 trifft das auf 44 der insgesamt 129 Bonner Stipendiaten zu.
Bei seiner Begrüßungsansprache hob Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch die jüngsten großen Erfolge der Universität Bonn hervor, die im vergangenen Jahr nicht nur deutschlandweit die meisten Exzellenzcluster einwerben konnte, sondern seit dem 19. Juli 2019 auch den Titel „Exzellenzuniversität“ trägt. An die Fördernden gewandt betonte er: „Seit nunmehr über zehn Jahren leistet die Universitätsstiftung ihren kaum zu überschätzenden wertvollen Beitrag für die universitäre Gesamtentwicklung und unsere großen Erfolge. Und dies ist allein deswegen möglich, weil wiederum Menschen, die sich der Universität Bonn eng verbunden fühlen, die Stiftung so eindrucksvoll unterstützen. Hierfür gilt Ihnen noch einmal unser größtmöglicher Dank.“
Die Zukunft ist "weiblich"
Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Rainer Hüttemann, Vorstandsmitglied der Universitätsstiftung, der einleitend noch eine interessante Angabe zur Statistik nachlieferte: „Mit einer Quote von 82 Stipendiatinnen zu 47 Stipendiaten ist die Zukunft hier bei uns eindeutig weiblich.“ Im Anschluss an sein Grußwort bat Hüttemann die Fördernden jeweils gemeinsam mit den Geförderten zu sich auf die Bühne. Sie kommen aus unterschiedlichen Fakultäten und Fachbereichen wie zum Beispiel Theologie, Medizin und Zahnmedizin, Kunstgeschichte, Mathematik, Computer Science, Landwirtschaft, Informatik und Geographie.
Musikalisch wurde die Verleihung der Urkunden von Yannic Hürholz (Saxofon), Conrad Noll (Kontrabass) und Daniel Pottgüter (Klavier) mit Jazz und Pop begleitet.
Vom Reiz des Förderns
Abschließend sprachen Susanne Peitzmann, die Leiterin gesellschaftliches Engagement der Evonik Industries AG, und Julia Reichwald (Deutschlandstipendiatin von 2013 bis 2017) „Vom Reiz des Förderns und des Gefördertwerdens“. Die Stiftung des Unternehmens für Spezialchemie und Hochleistungsmaterialien zählt seit 2011 zu den Förderern des Deutschlandstipendiums, hat inzwischen mehr als 1.400 Studierende unterstützt und engagiert sich seit zwei Jahren auch in Bonn, wobei sie ausschließlich Master-Stipendiaten fördert, „die bereits wissen, welche Richtung sie einschlagen wollen“, wie Peitzmann ergänzte. Der Kontakt mit den Studierenden könne auch die Weichen für eine spätere Karriere im Unternehmen stellen.
Für Reichwald, Doktorandin im zweiten Jahr beim Exzellenzcluster ImmunoSensation auf dem Campus Venusberg sei neben der erheblichen finanziellen Erleichterung auch der Austausch mit Stipendiaten anderer Fachrichtungen ein persönlicher Gewinn gewesen. Ihr Rat an alle jetzigen und künftigen Deutschlandstipendiaten „Geht zu diesen Treffen, nutzt die Chancen dieser Kontaktbörse.“