Der Umgang mit der Vergangenheit
1. Der Verwaltungsrat
Im April 1945 bildet sich aus den noch in Bonn anwesenden Professoren ein Verwaltungsrat, der die Leitung der Universität in die Hand nimmt.
Seine vordringlichste Aufgabe ist die Bildung eines neuen, politisch unbedenklichen Lehrkörpers. Durch das Verfahren der Entnazifizierung werden alle Professoren und Dozenten auf ihre politische Haltung hin überprüft. Die Universität bemüht sich, von den Nationalsozialisten vertriebene Dozenten nach Bonn zurückzuholen.
2. Die Entnazifizierung
Durch die Entnazifizierung wird ein Großteil ehemals aktiver Nationalsozialisten aus dem Lehrkörper verbannt. Im Laufe der Zeit werden die Entnazifizierungsbestimmungen immer weiter gelockert, so dass seit Anfang der 50er Jahren viele ehemalige Nationalsozialisten an die Universität zurückkehren können. Mit der Leitung der Nachrichtenkommission übernimmt der Psychologe Siegfried Behn im Mai 1945 ein wichtiges Amt.
Die Kommission hat die Aufgabe, das Verhalten aller Universitätsangehörigen während des Nationalsozialismus zu überprüfen. Die erstellten Gutachten werden von der Militärregierung zur Urteilsfindung im Entnazifizierungsverfahren verwandt.
3. Der Fall von Antropoff
Der Chemiker Andreas von Antropoff war einer der aktivsten Nationalsozialisten an der Universität Bonn. 1933 war er es, der als erster die Hakenkreuzflagge am Hauptgebäude hisste. In einem Gutachten zu Antropoff spricht sich die Nachrichtenkommission 1945 gegen seine Wiederzulassung aus. Der Fall des Chemikers von Antropoff steht exemplarisch für die Exponenten des Nationalsozialismus an der Universität Bonn, denen nach 1945 die Rückkehr an die Universität verweigert wurde.
4. Der Fall Thomas Mann
Die Aberkennung der Ehrendoktorwürde Thomas Manns sorgte 1936 weltweit für Aufsehen und hat das Ansehen der Universität nachhaltig beschädigt. Nach dem Krieg bemühte sich die Universität, das geschehene Unrecht wieder gutzumachen und erneuerte Mann die Ehrendoktorwürde.