Die Wände sind noch kahl, die Regale so gut wie leer. Der Schreibtisch wirkt für Bildschirm, Tastatur und Maus fast zu groß: Keine Papierstapel, kein Terminkalender, keine benutzten Kaffeetassen. Professor Dr. László Székelyhidi hat in seinem Büro noch keine großen Spuren hinterlassen. Seit ein paar Wochen erst ist der gebürtige Ungar in Bonn. Sein Umzug aus Zürich markiert eine Premiere: Székelyhidi ist der erste Mathematiker, der als "Junior Fellow" an das Hausdorff-Zentrum für Mathematik der Universität Bonn berufen wurde.
Mit dem Instrument der "Hausdorff Junior Fellowships" will das Exzellenzcluster herausragende junge Wissenschaftler aus dem Ausland an die Universität Bonn locken. Denn dort treffen sie auf ausgezeichnete Arbeitsbedingungen: Als Leiter einer kleinen Arbeitsgruppe haben die Fellows die Chance, ein eigenes Forschungsgebiet aufzubauen. Fünf Jahre haben sie dafür Zeit " auf diese Spanne sind die Fellowships befristet. Gleichzeitig sind die Forscher weniger stark in die Lehre eingebunden als normale Professoren.
Vor allem im angelsächsischen Raum sind derartige Professuren auf Zeit gang und gäbe. Doch auch die ETH Zürich, an der Székelyhidi bis vor wenigen Monaten tätig war, nutzt dieses Instrument. "Man hat mir dort ein vergleichbares Angebot gemacht wie in Bonn", sagt der Mathematiker. Letztlich war es die Neugier auf ein anderes Arbeitsumfeld, die ihn zu dem Ortswechsel getrieben hat. "Es ist nie schlecht, neue Kontakte zu knüpfen", meint er.
Insgesamt fünf "Junior Fellowships" wird das Hausdorff-Zentrum bis Anfang nächsten Jahres besetzen " alles befristete W2-Professuren, die international ausgeschrieben wurden. Mit dem Franzosen Professor Dr. Nicolas Perrin und Professor Dr. Jens Hornbostel haben bereits zwei weitere herausragende Nachwuchs-Mathematiker ihre Stellen angetreten. Ein dritter, Professor Dr. Nitin Saxena, wird Anfang April 2008 von den Niederlanden in die Rheinstadt wechseln.
Spürbarer Leistungsdruck
Ganz besonders reizen Székelyhidi die hohen Anforderungen, die in Bonn auf ihn warten. "Im Moment blickt alles auf das Exzellenzcluster Mathematik und darauf, was sich hier neu entwickelt", erklärt der 30-Jährige. "Das erzeugt natürlich einen spürbaren Leistungsdruck, den ich aber als durchaus fruchtbar empfinde." Hohe Ansprüche sind für ihn ohnehin nichts Neues. In seinem Lebenslauf reiht sich eine klangvolle akademische Adresse an die nächste: Studium in Oxford, Doktorand beim Leipziger Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, Postdoc in Princeton, danach drei Jahre bei der ETH Zürich. Und jetzt Bonn, eine Stadt, die mit Max-Planck-Institut und dem Hausdorff-Zentrum auf der mathematischen Weltkarte auch nicht gerade ein weißer Fleck ist.
Am Garderobenständer in der Ecke hängt ein Fahrradhelm: Jeden morgen strampelt László Székelyhidi die zehn Kilometer von seiner Wohnung in Bad Godesberg zur ehemaligen Landwirtschaftskammer " eine willkommene Abwechslung zur Schreibtischarbeit. Der Mathematiker beschäftigt sich mit partiellen Differenzialgleichungen, mit denen sich beispielsweise das Formgedächtnis von Metallen erklären lässt. Sein Faible für die Mathematik ist wohl auch seiner familiären "Vorbelastung" geschuldet - beide Elternteile sind Mathematiker. Ihnen verdankt er auch, dass er die 5. Klasse in Hamburg absolvierte: Sein Vater hatte dort ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung angenommen. Die Oberstufe verbrachte er dagegen in Kuwait an einer englischen Schule.
Die Hamburg-Stippvisite ist vielleicht auch der Grund für Székelyhidis ausgezeichnetes Deutsch. "Vielleicht liegt das aber auch an meiner Frau", schmunzelt er. "Sie ist Dolmetscherin und achtet sehr darauf, dass ich keine Fehler mache."
Kontakt:
Professor Dr. László Székelyhidi
Hausdorff-Zentrum für Mathematik der
Universität Bonn
Telefon: 0228/73- 62224
E-Mail: László.Székelyhidi@hcm.uni-bonn.de
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Mit dem Fahrrad zum Hausdorff-Zentrum: Professor Dr. László Székelyhidi (c) Frank Luerweg, Uni Bonn