Auf hochsommerliche Gefilde muss Elis Hoffman dieses Jahr verzichten. Er wird die nächsten zwei Monate im Zelt in West-Grönland verbringen, um Gesteine aus der Kinderstube der Erde zu erforschen. Als Teil eines internationalen Forscherteams, das sich mit der Frühgeschichte der Erde und der Entstehung des Lebens beschäftigt, wird er Proben von den ältesten Gesteinen der Erde nehmen.
"Von Nuùk aus werden wir mit einem Helikopter rund 200 Kilometer weiter in das Basislager an die Grenze zum ewigen Eis geflogen", erklärt Hoffmann. Abgeschieden von der Zivilisation, mit nur einem alten Funkgerät als Kontakt zur Außenwelt, werden sie ihrer Arbeit nachgehen und zwischen beeindruckenden Fjordlandschaften und Gletschern Forschungsmaterial sammeln. Dabei hoffen die Forscher auf gutes Wetter, denn "bei Stürmen muss man manchmal mehrere Tage im Zelt ausharren, bevor man wieder arbeiten kann", erläutert Hoffmann. Versorgt wird das Forscherteam alle fünf Tage aus der Luft. Dass sich die Arbeit im Gelände lohnt, da ist Hoffmann sich sicher, "weil diese alten Gesteine einzigartige Einblicke in die Frühgeschichte der Erde erlauben."
Zwischen der Entstehung der Erde vor 4,53 Milliarden Jahren und der Entstehung der ältesten Gesteine auf Grönland vor 3,8 Milliarden Jahren klafft in der Forschung eine große Wissenslücke. Durch Plattenbewegungen an der Erdoberfläche und Erosion wurden Gesteine aus diesem "dunklen" Erdzeitalter, dem Hadeum, komplett zerstört. Nur einige Körner des verwitterungsresistenten Minerals Zirkon haben überlebt. Man findet sie in alten Sedimentgesteinen. "Deswegen sind wir weitestgehend auf indirekte, chemische "Zeitzeugen" angewiesen", erklärt Hoffmann. Durch Messungen von Isotopen und Spurenelementen in den alten Gesteinen aus Grönland wollen Geowissenschaftler der Uni Bonn jetzt den alten Gesteinen die Geheimnisse der frühen Erdgeschichte entlocken. Möglich macht das ein so genanntes Hochpräzisionsmassenspektrometer das der Arbeitsgruppe Geochemie am Mineralogisch-Petrologischen Institut von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wurde. "Der wesentliche Teil meiner Arbeit wird anschließend im Labor stattfinden", sagt Hoffman. "Hier kann man die Gesteine datieren und aus ihren geochemischen Fingerabdrücken Rückschlüsse auf die Bedingungen auf der frühen Erde ziehen."
Kontakt:
Jörg Elis Hoffmann
Mineralogisch-Petrologisches Institut der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-7967
hoffjoel@uni-bonn.de
Prof. Carsten Münker
Mineralogisch-Petrologisches
Institut der Universität Bonn
Telefon: 0228/73-2733
muenker@uni-bonn.de
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Geowissenschaftler aus Bonn bei der Probennahme am ewigen Eis. (c) Professor Dr. Carsten Münker
Verfaltete Gesteine des Amitsoq Gneises, mit 3,85 Milliarden Jahren das älteste Gestein der Erde. (c) Professor Dr. Carsten Münker