Statt eine Klausur zu schreiben, verfassen viele Schüler in Nordrhein-Westfalen eine so genannte Facharbeit. Darin sollen sie ein selbst gewähltes Thema so behandeln, dass das Ergebnis auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Im Frühjahr 2008 hatten die Dr. Hans Riegel-Stiftung und die Universität Bonn Schüler aus der Region Bonn/Rhein-Sieg dazu aufgerufen, ihre Werke von Uni-Wissenschaftlern beurteilen zu lassen. Dabei waren Arbeiten aus den Fachrichtungen Biologie, Geographie und Mathematik zugelassen. Eine Auswahl der neun besten Werke fiel dem Gutachtergremium der Universität Bonn nicht leicht. "Größtenteils wurden sehr anspruchsvolle Arbeiten eingereicht", freut sich Projektleiterin Dr. Andrea Grugel. "Unsere Wissenschaftler bescheinigten den meisten eingereichten Arbeiten sogar durchaus Hauptstudiumsniveau."
Im Fach Biologie zeichneten die Gutachter Tobias Hasenberg vom Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach mit dem ersten Preis aus. Seine Literaturarbeit mit dem Titel "Molecular Genetic Archaeology " In genis veritas oder: Der Neandertaler in uns?" befasst sich mit der fossilen DNA-Analyse. Im Mittelpunkt steht die Frage nach einer möglichen Kreuzung zwischen Neandertalern und Vorfahren des modernen Menschen. Insbesondere lobten die Gutachter die eigenständige Informationsbeschaffung durch die Kontaktaufnahme mit dem Begründer der evolutionären Anthropologie, Professor Dr. Svante Pääbo. Tobias Hasenberg ist übrigens nicht das erste Mal an der Uni Bonn: Er war vor einigen Jahren bereits Teilnehmer der Bonner Kinderuniversität und hat auch am "Fördern. Fordern. Forschen."-Programm für besonders interessierte Schüler teilgenommen.
Der zweite Platz ging an Lena Gappa vom Kardinal-Frings-Gymnasium Bonn für ihre Arbeit "Untersuchung zur Problematik des Streusalzeinsatzes im Winter". Drittplatzierte ist Isabel Buchsbaum vom St. Joseph-Gymnasium und Vinzenz-Pallotti-Kolleg Rheinbach, die sich mit der Alzheimerschen Krankheit befasst hat.
Wie schwer den Gutachtern für die mathematischen Arbeiten die Auswahl fiel, verdeutlicht Dr. Karl Leschinger: "Am liebsten hätten wir allen drei Arbeiten den ersten Preis gegeben." Schließlich entschieden sie sich für Regina Nitsches (Hardtberg Gymnasium Bonn) Arbeit "Faszination Pi". Einleitend gibt sie einen historischen Überblick über die Kreiszahl Pi und stellt dann zwei Methoden zu ihrer Näherung vor. Zum Schluss lockert sie die Arbeit auf, indem sie allerhand Kurioses zur Zahl Pi zusammenträgt. Überzeugen konnte sie mit der Durchführung vollständiger mathematischer Beweise und der spürbar großen Freude, mit der sie die Aufgabe bearbeitet hatte. Die Gutachter attestieren ihr außerdem eine beträchtliche mathematische Begabung.
Zweitplatzierte ist Julia Kiegelmann, Schülerin des Städtischen Gymnasiums in Hennef, mit ihrer Arbeit "Das Problem des kürzesten Weges am Beispiel des Berliner U-Bahn Netzes". Über Platz drei kann sich Lisa Hartung von der CJD Christophorusschule in Königswinter freuen. Das Thema ihrer Arbeit lautet "Das Hochzeitsproblem: ein Vergleich des Gale-Shapley-Algorithmus mit der ungarischen Methode".
Malte Sauer vom Ernst-Kalkuhl-Gymnasium Bonn reichte eine geographische Facharbeit mit dem Thema "Urbane Entwicklung Lhasas im Laufe der Chinesischen Besatzung (1950 " heute)" ein und erreichte den ersten Platz. Seine Arbeit erschöpft sich nicht in einer formalen kartographischen Analyse, sondern er zieht auch Parallelen zwischen der Entwicklung des Stadtbildes und den politischen und gesellschaftlichen Prozessen. Ein abgewogenes Urteil, der große Umfang eigener Recherche und der lebendige sprachliche Stil konnten das Gutachtergremium besonders überzeugen.
Shirin Betzler vom Vinzenz-Palotti-Kolleg in Rheinbach konnte sich mit der Facharbeit "The Hutterites " Isolated or Integrated in Today`s Canada?" den zweiten Platz sichern " übrigens nicht die einzige Abhandlung, die komplett in englischer Sprache verfasst worden war. Mit dem dritten Preis zeichneten die Gutachter die Arbeit "Ruheloser Sudan: Warum kein Frieden für die Menschen in Darfur in Sicht ist" aus. Eingereicht wurde sie von Rafael Finck vom Konrad-Adenauer-Gymnasium in Bad Godesberg.
Die Preisträgerinnen und Preisträger können sich außerdem über eine Geldprämie freuen: Abhängig von der Platzierung erhielten sie je 300, 200 oder 100 Euro.
Kontakt:
Dr. Andrea Grugel
Abteilung 8.1 Veranstaltungen und Identifikation, Universität Bonn
Tel.: 0228/73-9747
E-mail: andrea.grugel@uni-bonn.de
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Die preisgekrönten Schülerinnen und Schüler (v.l.): Rafael Finck, Regina Nitsche, Isabel Buchsbaum, Julia Kiegelmann, Lena Gappa, Malte Sauer, Tobias Hasenberg und Shirin Betzler. Lisa Hartung konnte bei der Preisvergabe leider nicht anwesend sein.
Universitätsrektor, Vertreter der Dr. Hans Riegel-Stiftung und Gutachter gratulierten den Preisträgern. (c) beide Fotos: Ulrike E. Klopp / Uni Bonn
Dr. Hans Riegel-Preis für herausragende Facharbeiten Dr. Hans Riegel-Preis für herausragende Facharbeiten
Auszeichnung für Arbeiten aus den Bereichen Biologie, Geographie und Mathematik
Begabte Schüler zu fördern und ihr Interesse für die Wissenschaft zu wecken: Das ist das Ziel der Dr. Hans Riegel-Stiftung und der Universität Bonn. Gestern haben die beiden Partner im Festsaal der Universität den Dr. Hans Riegel-Preis für herausragende Arbeiten zu biologischen, geographischen und mathematischen Themen verliehen. Die Preise überreichten Rektor Professor Dr. Matthias Winiger und die Vertreter der Stiftung, Professor Dr. Ingeborg Henzler, Dr. Reinhard Schneider und Marco Alfter. Interessierte Schüler der Jahrgangsstufe 12 aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis waren aufgerufen worden, ihre Facharbeit einzureichen. Insgesamt waren knapp 100 Arbeiten eingegangen, 30 mehr als im letzten Jahr. Die neun besten, je drei aus jeder Fachrichtung, wurden gestern ausgezeichnet. Die Verfasser konnten sich über insgesamt 1.800 Euro Preisgeld freuen.