25. November 2008

Geburt und Tod im All Geburt und Tod im All

Neue Emmy-Noether-Gruppe an der Universität Bonn

An der Universität Bonn hat eine neue Emmy-Noether-Gruppe ihre Arbeit aufgenommen. Die beteiligten Forscher wollen untersuchen, inwieweit Magnetkräfte bei Geburt und Tod von Sternen eine Rolle spielen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt dafür mehr als eine Million Euro zur Verfügung.

Bild Geburt und Tod im All
Bild Geburt und Tod im All © Universität Bonn
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Die Todeszuckungen eines Sterns können sehr ästhetisch aussehen. Besonders hübsch stirbt der Katzenaugen-Nebel: Elf Ringe umgeben eine bizarr geformte Skulptur aus Gas und Staub, in deren Zentrum ein winziger heller Punkt auszumachen ist " der verglühende Stern. Bei seinem Todeskampf schleudert er große Teile seiner selbst ins All. Gewaltige Magnetfelder formen daraus das augenähnliche Gebilde, das dem Nebel seinen Namen gab.

Das vermutet zumindest Dr. Wouter Vlemmings. Himmelsschönheiten wie der Katzenaugen-Nebel reizen die Neugier des 34-Jährigen. "Es gibt viele Sterne, die ihr Leben als bizarr geformte Wolke beenden", erklärt er. "Wir möchten verstehen, was diesen Prozess antreibt." Dazu will der gebürtige Holländer die Magnetkräfte messen, die in verglühenden Sternen am Werk sind. Die Zeit dafür ist gut gewählt: Momentan entstehen rund um den Globus neue High-Tech-Teleskope. Mit ihnen lassen sich Messungen durchführen, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren.

Vlemmings leitet eine neue so genannte Emmy-Noether-Gruppe an der Universität Bonn. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert mit diesem Instrument herausragende Nachwuchswissenschaftler. Rund eine Million Euro fließen dafür in den nächsten fünf Jahren aus dem DFG-Säckel an das Argelander-Institut. Mit diesem Geld wird Vlemmings eine kleine Arbeitsgruppe aufbauen. Ihr Ziel: Richtung und Stärke von Magnetfeldern im All zu bestimmen " und zwar über riesige Distanzen von bis zu 50.000 Lichtjahren hinweg.

Damit wollen die Forscher nicht nur das Lebensende von Sternen unter die Lupe nehmen. Spannenderweise sind Magnetkräfte auch in den Kreißsälen des Universums am Werk. Dort ballen sich große Wolken aus Gas mehr und mehr zusammen ballen. Dabei bildet sich ein "Gaskreisel", der immer schneller rotiert, je kompakter er wird " ähnlich wie ein Eisläufer, der bei einer Pirouette die Arme anzieht. Aus der Rotoationsachse dieses werdenden Sterns werden schließlich in so genannten Jets riesige Materialmengen katapultiert. "Dafür sind ebenfalls Magnetkräfte verantwortlich", sagt der Emmy-Noether-Forscher. "Wir wollen wissen, welche Rolle sie bei der Sternentstehung spielen."

Laufstall im Büro

Die Leidenschaft für Astronomie teilt Wouter Vlemmings mit seiner Frau, der Dänin Dr. Kirsten Knudsen. Sie forscht ebenfalls am Argelander-Institut " ein Glücksfall, wie der Physiker freimütig zugibt: Jahrelang musste er zwischen dem gemeinsamen Wohnort Heidelberg und seiner Postdoc-Stelle in Manchester pendeln. Inzwischen wäre das nicht mehr so leicht möglich, wie schon der erste Blick in das gemeinsame Büro offenbart: Dort steht zwischen Computern, Bücherregalen und einer vollgeschriebenen Tafel ein Laufstall " für Maia, die kleine Tochter der beiden.


Kontakt:
Dr. Wouter Vlemmings
Argelander-Institut für Astronomie, Universität Bonn
Telefon: 0228/73-3670 oder -3658
E-Mail: wouter@astro.uni-bonn.de





Bilder zu dieser Pressemitteilung:

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Bizarre Schönheit: der Katzenaugen-Nebel (c) NASA, ESA, HEIC, and The Hubble Heritage Team (STScI/AURA)



Dr. Wouter Vlemmings (c) Frank Luerweg / Universität Bonn




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