07. Juli 2009

Die Geologie Mitteleuropas auf 1.500 Seiten Die Geologie Mitteleuropas auf 1.500 Seiten

Neues Buch fasst Kenntnisstand zur Entstehung unseres Kontinents zusammen

Mitteleuropa hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Dieser Satz gilt nicht nur für die Politik der letzten Jahrhunderte, sondern ist wortwörtlich zu nehmen: Vor gut 400 Millionen Jahren stießen die Landmassen Baltika, Laurentia und Avalonia zusammen, 100 Millionen Jahre später steuerte Pangäa Teile Süddeutschlands, Frankreichs und der iberischen Halbinsel bei. Der heutige Kontinent ist also ein Mosaik, dessen einzelne Steine aus unterschiedlichen Quellen stammen. Ein Geologe der Universität Bonn hat nun ein umfassendes Buch zur Entstehungsgeschichte Mitteleuropas vorgelegt. Das zweibändige Werk deckt die Zeitspanne von der Formierung der Erde bis zur Besiedlung Europas durch den Menschen ab.

Titelbild
Titelbild © Universität Bonn
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Die ersten Theorien zur Entstehungsgeschichte Europas stammen von den alten Griechen: Xenophanes von Colophon bemerkte bereits mehr als 500 Jahre vor Christus, dass auf Berggipfeln mitunter Fossilien von Fischen und anderen Meeresbewohnern zu finden waren. Xanthus von Lydia folgerte daraus, diese Gegenden hätten einst unter Wasser gelegen. „Später waren es arabische Wissenschaftler, die diese Ideen begierig aufgriffen und weiter entwickelten“, sagt der Bonner Geologe Professor Dr. Tom McCann. „Im frühchristlichen Europa interessierte man sich dagegen nur wenig für die wissenschaftliche Erforschung der Erdentstehung.“

Zahllose Fossilfunde, differenzierte geologische Analysen und neue Datierungsmethoden erlauben es Wissenschaftlern heute, weit in die Vergangenheit unseres Kontinents zu schauen. Heraus kommt ein komplexes Bild, das Tom McCann in seinem Buch „The Geology of Central Europe“ aufzudröseln versucht. Rund 200 Forscher haben zu dem 1.500-Seiten-Werk beigetragen; vier Jahre lagen zwischen der Idee und ihrer Realisierung. Publiziert wurde der Doppelband von der weltweit ältesten und wohl auch renommiertesten Geologischen Gesellschaft, der Geological Society. „Dieser große Name hat mir sicher dabei geholfen, Autoren für die einzelnen Beiträge zu finden“, schmunzelt McCann.

Das Buch liest sich wie eine Zeitreise vom Anbeginn der Erde bis zur (zumindest aus geologischer Sicht) jüngeren Vergangenheit: Es endet mit der Besiedlung Europas durch den Menschen vor etwa 40.000 Jahren. Die eingestreuten Übersichtsartikel vermitteln in kompakter Form einen Überblick auf die tektonischen Ereignisse. Ursprünglich sei ein wesentlich schmaleres Buch geplant gewesen, verrät McCann. „Ich war ebenso überrascht wie der Verlag, als das fertige Werk in gesetzter Form doppelt so viele Seiten einnahm wie kalkuliert. Das Ergebnis war aber so überzeugend, dass die Geologische Gesellschaft es ohne Abstriche realisiert hat.“

The Geology of Central Europe. Edited by Tom McCann. The Geological Society, London

Kontakt:
Professor Dr. Tom McCann
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Universität Bonn
Telefon: 0228/73-55 69
E-Mail: tmccann@uni-bonn.de

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