Die gute medizinische Ausstattung am Sankara Eye Center in Coimbatore beeindruckte ihn sehr: Vor zwei Jahren war Doktorand David Kupitz das erste Mal für zwei Monate in der Provinz Tamil Nadu. Doch eine medizinische Versorgung auf hohem Niveau beschränkt sich wie meist in Indien nur auf die Großstadt. Gerade die arme Landbevölkerung kann sich diese nicht leisten. Daher organisiert das Sankara Eye Center wöchentlich Screening-Camps auf dem Land. Ziel ist es, unter den Dorfbewohnern Augenerkrankte zu identifizieren und medizinisch zu versorgen. So wird beispielsweise Patienten mit Grauem Star eine kostenlose Operation in Coimbatore inklusive Transport, Unterkunft, Verpflegung und Nachsorge angeboten.
Am dortigen Sankara Eye Center operiert ein hochspezialisiertes Team pro Tag bei 100 bis 150 dieser Patienten jeweils ein Auge. Sie tauschen das getrübte Linsenmaterial gegen eine klare künstliche Linse aus. Dabei stehen dem geringen Operationsrisiko gute Erfolge gegenüber. „Trotzdem wird dieses kostenlose Angebot oft nur sehr zögerlich angenommen. Teilweise besuchen die Betroffenen bis zu fünfmal ein Screening-Camp, bevor sie sich zu einer Operation entschließen können“, sagt Dr. Robert Finger, Assistenzarzt an der Bonner Universitäts-Augenklinik. Ziel des Forschungsprojektes unter seiner Leitung ist es, eine höhere Effizienz dieser Screening-Camps zu erreichen.
Angst vor Operation und Verdienstausfall
Als erstes zogen einheimische Interviewer mit von den Bonnern entwickelten Fragebögen von Ort zu Ort und befragten mit Unterstützung der Dorfältesten die Dorfbewohner. „Teilweise haben die Betroffenen Angst vor der Operation, sogar Angst vor dem Verlust des Auges“, berichtet Kupitz. Zudem sei es eine familiäre Entscheidung, die der Einzelne nicht allein treffe. So werden von den sehr armen Menschen Verdienstausfälle befürchtet, beispielsweise wenn die Großmutter nicht mehr auf die Kinder aufpassen kann oder sogar nach der Operation für eine Zeit pflegebedürftig ist. Zudem gehen viele von Kosten für die Nachsorge wie antientzündliche Augentropfen und Sonnenbrillen aus.
„Es ist wichtig, auf die Menschen zuzugehen und sie aufzuklären, damit jeder auch bei einer kleinen Augenverletzung und gut informiert zum Screening-Camp geht“, sagt Finger. Daher entwickelte Kupitz zusammen mit dem einheimischen Personal am Sankara Eye Center Informationsmaterialien über Grauen Star und andere Augenerkrankungen. Ergebnis waren Plakate in der Landessprache Tamil und vielen Fotos für Analphabeten sowie 10.000 Handzettel. Mit diesem Material gingen speziell geschulte einheimische Mitarbeiter direkt auf die arme Landbevölkerung in ihren Dörfern zu.
Zum Abschluss ihres Forschungsprojektes fliegt das Bonner Duo jetzt noch einmal nach Combaitore. „Aufgrund der bisherigen Rückmeldungen unserer Kollegen vom Sankara Eye Center ist die Aufklärungskampagne gut von der Landbevölkerung angenommen worden.“ So konnte das Sankara Eye Centre beispielsweise sein Screening der Landbevölkerung optimieren und die Zahl der behandelten Patienten mit Grauem Star steigern.
Kontakt für die Medien:
Dr. Robert Finger
Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Bonn
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Robert.Finger@ukb.uni-bonn.de