Seinen Traum einer breit angelegten Chirurgie, die in Bonn und Umgebung eine hohe Akzeptanz findet, hat sich Professor Hirner in seiner Schaffenszeit erfüllt. Heute umfasst das Spektrum der Klinik so unterschiedliche Bereiche wie die Bauchchirurgie, Eingriffe am Brustkorb oder die Gefäßchirurgie. Dabei ist Professor Hirner immer offen für Innovationen wie neuartige Gefäßstützen gewesen. Ein Meilenstein war unter anderem die Etablierung der Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Dünndarmtransplantation in Bonn. Zudem hat sich die Bonner Chirurgie unter seiner Leitung beispielsweise mit Shunt-Operationen bei Pfortaderhochdruck deutschlandweit einen Namen gemacht. Neben seiner geliebten chirurgische Tätigkeit – im Operationssaal hörte Professor Hirner gerne klassische Musik – verbrachte er als Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik auch viel Zeit am Schreibtisch: „Die Manager-Aufgaben nehmen stetig zu“.
Zudem lag Professor Hirner eine gute Ausbildung der angehenden Chirurgen am Herzen. Daher setzte er sich unter anderem für eine monatliche Aufwandsentschädigung von 350 Euro für Studierende im praktischen Jahr an seiner Klinik ein. 17 seiner ehemaligen Mitarbeiter sind heute als Chefärzte tätig. Auch sein Nachfolger Professor Dr. Jörg Kalff stammt aus Hirners Schule. Sein Wissen weiter zu geben, machte dem scheidenden Chefarzt viel Spaß. „Dabei ist es ganz wichtig, den jungen Mitarbeitern ihre Verantwortung gegenüber den Patienten nahe zu bringen“, betont er. Als Lehrer überzeugte er auch seine Schüler. So verliehen ihm Studenten 2003 einen Lehrpreis. Besonders stolz ist er auf sein Lehrbuch „Schnitt für Schnitt“ – ein Spiegel seiner langjährigen Erfahrung.
Forschung braucht Kraft und Zeit
Professor Hirner erkannte früh die Bedeutung der klinischen Forschung für die Weiterentwicklung der Medizin. „Klinische Forschung muss vergleichbar mit den grundlegenden Arbeitsweisen in einem wissenschaftlichen Labor sein“, sagt er. Auch in seiner Zeit als Dekan, Prodekan und Prorektor der Universität Bonn machte er sich für Forschung und den wissenschaftlichen Nachwuchs stark.
Darüber hinaus setzte sich Professor Hirner für jüdische Studenten und Absolventen ein, denen im Dritten Reich Unrecht seitens der medizinischen Fakultät widerfahren war. Auf seinen Anstoß hin rehabilitierte die Bonner Universität am 10. November 1998 in einer Feierstunde öffentlich alle Personen, denen während der Zeit des NS-Regimes aus politischen Gründen ein akademischer Grad entzogen, sowie alle Studierende, die aus politischen Gründen relegiert worden waren. Die damaligen Rechtsakte wurden für nichtig erklärt.
Balance zwischen Familie und Klinik
Das Gleichgewicht zwischen Familie und Beruf zu halten, war dem Vater von vier Kindern und Großvater von einem Enkel stets wichtig. Zusätzlichen Ausgleich fand Professor Hirner in den ersten sechs Jahren seiner Bonner Schaffenszeit als Geiger im damaligen Ordinarien-Quartett: „Musizieren ist wie Operieren: Man hat nur eine Chance, es wirklich gut zu machen.“
Im Ruhestand möchte er sein Geigenspiel reaktivieren: „Jetzt stehen alle Dinge auf dem Plan, auf die ich bewusst für meine beruflichen Aufgaben verzichtet habe“. Dazu gehören neben Tauchen und Bergsteigen auch Reisen in exotische Gefilde: Mit seiner Frau wird er demnächst Syrien erkunden – ein lang geplantes Unternehmen, das aber stets an Zeitmangel gescheitert war.
Kontakt für die Medien:
Professor Dr. Andreas Hirner
Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228/ 287-15214
E-Mail: andreas.hirner@ukb.uni-bonn.de