Der Neandertaler ist gar nicht ausgestorben. Das behauptet zumindest der schwedische Molekularbiologe Svante Pääbo. Homo sapiens und Homo neanderthalensis haben noch bis vor ca. 28.000 Jahren nebeneinander existiert. Pääbo ist der Überzeugung, dass es vor dieser Zeit zu sexuellen Kontakten zwischen Ur- und Jetztmensch gekommen ist.
Woher hat der renommierte Wissenschaftler seine Einblicke in diese prähistorischen Bettgeschichten? Die Antwort ist einfach: aus den Genen. Denn die haben sich in den Gebeinen des Homo neanderthalensis zumindest teilweise bis heute erhalten. 60 Prozent des Neandertaler-Genoms haben Pääbo und Kollegen inzwischen entschlüsselt. Genug, um zu dem Schluss zu kommen, dass ein gewisser Teil unseres Erbguts (nach Schätzungen ein bis vier Prozent) von dem lange als tumber Tor verspotteten Urmenschen stammt. In uns allen steckt also ein Stück Neandertaler.
Der Bonner Paläontologe Professor Dr. Jes Rust hat dem Thema „alte DNA“ in seinem Buch „Fossilien: Meilensteine der Evolution“ ein umfassendes Kapitel gewidmet. Darin geht er auch auf die Frage ein, ob die Forschung aus uralter DNA die Dinosaurier wieder auferstehen lassen könnte. Die Antwort wird manche enttäuschen, andere wiederum erleichtern: „Jurassic Parc“ wird wohl nie Realität werden - schon deshalb, weil DNA selbst bei günstigsten Bedingungen zu schnell zerstört wird. Auf 65 Millionen Jahre alte Erbgut-Funde zu hoffen, scheint daher mehr als realitätsfern.
Tödlichen Naturkatastrophen fielen 90 Prozent aller Arten zum Opfer
Spannende Geschichten erzählen Fossilien jedoch zu Genüge - zumindest dem, der sie zu lesen weiß. Sie sind anschauliche Zeugen für Darwins Evolutionstheorie. Sie künden von riesigen Katastrophen, denen in der erdgeschichtlichen Vergangenheit bis zu 90 Prozent der damals lebenden Arten zum Opfer fielen. Sie zeigen, zu welchem Boom manche Arten ansetzten, die diesen großen Massenaussterben entrannen.
Manche Geheimnisse der Fossilien beginnen wir erst in den letzten Jahren zu enträtseln. So können Experten inzwischen anhand geochemischer Analysen der uralten Überbleibsel Einiges über die Lebensweise von längst ausgestorbenen Tieren sagen. Rust geht in seinem 160-seitigen Buch auch auf die aktuellen Entwicklungen in der Erforschung von langfristigen Evolutionsprozessen ein und erläutert die Bedeutung von so genannten Fossillagerstätten, die zahlreiche, besonders herausragende Funde geliefert haben. Schließlich wagt er einen Ausblick darauf, welche Antworten von der Fossilforschung in Zukunft zu erwarten sein dürften.
Bei aller Detailfülle richtet sich das Buch vor allem an interessierte Laien. Dass dabei auch die Ästhetik nicht zu kurz kommt, dafür sorgen unter anderem die rund 95 hervorragenden Fotos, die zum größten Teil zuvor noch nicht veröffentlicht wurden. Viele von ihnen stammen von dem Fotografen Georg Oleschinski, der seit Jahren die Funde der Bonner Wissenschaftler ins rechte Licht setzt.
Jes Rust: Fossilien – Meilensteine der Evolution. 160 Seiten, 104 Abbildungen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt. ISBN 978-3-534-17987-0 und Primus Verlag, Darmstadt. ISBN 978-3-89678-717-0
Kontakt:
Professor Dr. Jes Rust
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Telefon: 0228/73-4842
E-Mail: jrust@uni-bonn.de
26. Januar 2011
Fossilien – Meilensteine der Evolution Fossilien – Meilensteine der Evolution
Neues Buch will interessierten Laien die faszinierende Welt der uralten Funde nahe bringen
In Bernstein eingeschlossene Mücken, über Jahrhunderttausende konservierte Pflanzen, Fußabdrücke von rennenden Dinosauriern: Ebenso vielschichtig wie die bislang gefundenen Fossilien sind die Geschichten, die sie erzählen. Ein Paläontologe der Universität Bonn hat nun ein Buch zu den uralten Meilensteinen der Evolution herausgegeben. Der mit vielen faszinierenden Bildern ausgestattete Band richtet sich an alle, die sich für Fossilien interessieren.
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- Angesichts der ästhetischen Fotos im neu erschienenen Fossilbuch scheint selbst dieser Tribolit Stilaugen zu bekommen...
Triboliten gehören zu einer längst ausgestorbenen Gruppe von Gliederfüßern
© Georg Oleschinski, Universität Bonn
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Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.
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- Ammoniten wie der hier abgebildete Vertreter der Gattung Scaphites waren eine äußerst artenreiche Gruppe in den Meeren. Nachdem sie mehrere große "Massensterben" überlebt hatten, starben sie vor etwa 65 Millionen Jahren schließlich vollständig aus.
© Georg Oleschinski / Universität Bonn
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- Scaphognathus crassirostris ist ein Langschwanz-Flugsaurier, der vor rund 140 Millionen Jahren ausstarb. Das Foto zeigt das Fossil, das der Bonner Paläontologe Georg August Goldfuß 1831 erstmalig beschrieben hatte. Die Schädellänge beträgt 11,5 cm.
© Georg Oleschinski, Uni Bonn