„Es handelt sich dabei nicht um ein Lehrbuch im klassischen Sinne. Der Bildband erzählt die Geschichte des Hunsrück-Schiefers und seiner versteinerten Bewohner und soll vor allem deren Ästhetik zeigen“, sagt Gabriele Kühl, Doktorandin und Mitautorin des Buches. „Der Text ist verständlich geschrieben und schafft den Spagat, interessierten Laien und Experten etwas zu bieten.“
Die Paläontologen beschäftigen sich im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projektes mit den Gliederfüßern des Hunsrück-Schiefers. Dafür setzten Fotografen des Steinmann Instituts Bilder der Fossilien professionell um. Schnell entstand dabei die Idee für das Buch. „Bisher gab es meist nur schwarz-weiß Bildbände; das ist schade, da sie den schönen Fossilien und der Ästhetik der Funde nicht gerecht werden“, meint Mitautor Jes Rust, Professor für Paläontologie an der Universität Bonn. Die Fossilien sind aus Pyrit, auch Katzengold genannt, welcher den „Fossis“, wie der Experte seine Funde liebevoll nennt, einen goldenen Glanz verleiht. Dieser kommt auf den hochwertigen Fotografien gut zur Geltung. „Die besten Präparatoren sind private Sammler“, sagt Rust. „Sie haben das tolle Material vor Erosion und Zerstörung gerettet und uns zur Verfügung gestellt.“
Der Hunsrück-Schiefer schließt eine Lücke von 100 Millionen Jahren
Die Autoren beschreiben in ihrem Buch die Entstehung des Schiefers sowie die Fossilisation und Erhaltung der Organismen. Außerdem gehen sie auf die Bedeutung der Fundstelle für die Wissenschaft und für die Region ein. Viele der beschriebenen Arten sind nur von dieser Lagerstätte bekannt. Gerade bei den Gliederfüßern aus dem Hunsrück-Schiefer gibt es einige, deren nächste Verwandte in kambrischen Meeren, also vor rund 500 Millionen Jahren, zu Hause waren. Der Hunsrück-Schiefer, der dem Unteren Devon, also einer Zeit vor etwa 400 Millionen Jahren, zuzuordnen ist, baut damit eine Brücke zwischen diesen beiden Epochen. „Die Funde aus dem Hunsrück helfen uns, das Mosaik des Lebens zu vervollständigen“, erläutert Rust. „Das Buch gibt einen Überblick über diese herausragende Fossillagerstätte. Wir versuchen für den Leser zu rekonstruieren, wie es dort vor 400 Millionen Jahren ausgesehen hat“.
Eine gute Fossillagerstätte zeichnet sich durch die Anzahl und die hohe Qualität der Funde aus. Meist sind bei Fossilien nur knöcherne Strukturen wie das Skelett oder die Schale erkennbar. Das besondere am Hunsrück-Schiefer ist, dass es sich um eine Konservatlagerstätte handelt: Bei vielen Fossilien werden die Weichteile des Tieres sichtbar, zum Beispiel Muskeln, Organe oder der Verlauf des Darmes.
„Das Buch ist kein Lexikon aller Fossilien des Hunsrück-Schiefers, sondern zeigt eine Auswahl von besonders schönen und aussagekräftigen Stücken, deren Geschichten sich gut erzählen lassen“, sagt Rust. „Wir möchten die Leute für Paläontologie begeistern und mit den tollen und ästhetischen Objekten einen Zugang zu dem Fach schaffen.“
Gabriele Kühl, Christoph Bartels, Derek E. G. Briggs und Jes Rust: Fossilien im Hunsrück-Schiefer. Einzigartige Fossilien aus einer einzigartigen Region. Edition Goldschneck im Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co, Wiebelsheim, 2011, 120 Seiten, 121 großformatige Fotos und 20 Zeichnungen, 24,95 Euro.
Kontakt:
Dipl. Geol. Gabriele Kühl
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Telefon: 0228/73-4843
gkuehl@uni-bonn.de
Prof. Dr. Jes Rust
Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie
Telefon: 0228/73-4842
jrust@uni-bonn.de
09. September 2011
Schöne Urzeitwesen aus dem Hunsrück Schöne Urzeitwesen aus dem Hunsrück
Bonner Forscher veröffentlichen neuen Bildband über Fossilien
In der Hauptrolle: Seesterne, Seelilien, Korallen, Krebse aber auch rätselhafte Tiere wie den Schinderhannes bartelsi, oder so genannte Sternkissen-Tiere - um nur einige der Bewohner des Hunsrückmeeres zu nennen. Ja, richtig gelesen: Im Hunsrück gab es vor vielen Millionen Jahren ein tropisch-warmes Meer mit einer reichen Vielfalt an Bewohnern. Diese zum Teil ausgestorbenen Lebewesen wurden im Sediment des Urmeeres auf einzigartige Weise konserviert und machen aus dem heutigen Hunsrück-Schiefer eine Weltfundstelle für Fossilien. Paläontologen der Universitäten Bonn und Yale, sowie ein Historiker aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum haben die Einzigartigkeit und Schönheit der Funde nun in einem Bildband dargestellt.
Krebs aus dem Hunsrückmeer:
- Das Fossil mit dem Namen Nahecaris stürtzi wird im Naturhistorischen Museum Mainz aufbewahrt.
© Georg Oleschinski/Uni Bonn
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Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.
Begeistert von den Fossilien:
- Gabriele Kühl und Jes Rust mit einem besonders schönen Stück aus dem Hunsrück-Schiefer.
© Foto: Aysegül Yasari/Uni Bonn