„Der Forschungsgegenstand ist dermaßen bedeutend, dass das staatliche Fernsehen Japans derzeit einen Dokumentarfilm vorbereitet“, berichtet Prof. Dr. Harald Meyer von der Japanologie (Institut für Orient- und Asienwissenschaften). Auch in der größten japanischen Tageszeitung „Yomiuri shinbun“ sei bereits mehrfach über die Sammlung und das Projekt berichtet worden. „Der Nachlass birgt natürlich kein kostbares Gold und keine Edelsteine, aber der wissenschaftliche Wert insbesondere der äußerst zahlreichen historischen Fotografien ist sehr groß“, sagt Prof. Meyer. „Sie geben einmalige Einblicke in das Japan vergangener Tage.“ Die wissenschaftliche Erschließung der Sammlung fällt in ein Jubiläumsjahr: Vor 150 Jahren – am 24. Januar 1861 – schlossen Preußen und Japan einen Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag.
Wissenschaftler nehmen ihre Schatzkammern unter die Lupe
Im Rahmen des Workshops „Zur Nutzbarmachung der Trautz-Sammlung als wissenschaftliche Ressource“ nehmen die Forscher der Universität Bonn ihre Schatzkammern gemeinsam mit hochkarätigen Spezialisten aus Japan fachkundig unter die Lupe. Der japanische Generalkonsul Kiyoshi Koinuma, Prof. Dr. Keiichi Kodaira, Direktor der Japanischen Gesellschaft für Wissensvermittlung (JSPS), und Kenji Matsumoto, stellvertretender Direktor des Japanischen Kulturinstituts, sowie Universitätsrektor Prof. Dr. Jürgen Fohrmann nahmen an der Führung durch die Sammlung teil.
Der Workshop widmet sich dem so genannten Trautz-Nachlass, der 1959/60 an die Universität Bonn kam, dem Leben und Werk dieses Japanforschers der schwierigen Zwischenkriegszeit sowie der Geschichte der Bonner Japanologie. Die Geburtsstunde des Faches an der Alma mater fällt in das Sommersemester 1930, als der spätere Professor Oscar Kressler erstmals Japanisch-Unterricht erteilte und Vorlesungen zur japanischen Kultur hielt. Zur Sammlung zählen Schriften (aus dem 18. und 19. Jahrhundert), historische Fotografien, Glasnegative, Postkarten sowie Filme (des 19. und der ersten drei Dekaden des 20. Jahrhunderts). „Die Bestände werden nun auch digitalisiert“, berichtet Prof. Meyer.
Friedrich M. Trautz: Vom Offizier zum Japanforscher
Friedrich M. Trautz (1877-1952), geboren in Karlsruhe, schlug eine Offizierslaufbahn ein und unternahm 1909/10 eine „Weltreise“, die ihn auch nach Japan führte. Nach seinem Aktivdienst während des Ersten Weltkriegs wurde er in Berlin 1921 zum Dr. phil. in Japanologie promoviert. Anschließend war er wissenschaftlicher Assistent am Museum für Völkerkunde und 1926 bis 1930 Leiter des Japan-Instituts in Berlin. 1927 habilitierte sich Trautz in Berlin in Japanologie. 1930 bis 38 hielt er sich in Japan auf, zuletzt als deutscher Leiter des Japanisch-Deutschen Forschungsinstituts in Kyoto. 1938 kehrte er nach Deutschland zurück und unterrichtete bis zu seinem Tod im Jahr 1952 Japanstudien als Privatgelehrter in Karlsruhe. 1959/60 nahm das Orientalische Seminar der Universität Bonn seinen wertvollen Nachlass auf, eine Sammlung von Schriften der Edo- und Meiji-Zeit sowie von äußerst zahlreichen historischen Fotoabzügen, Glasnegativen, Postkarten und Korrespondenzen.
Kontakt:
Prof. Dr. Harald Meyer
Institut für Orient- und Asienwissenschaften
Abteilung für Japanologie und Koreanistik
Tel. 0228/737599
harald.meyer@uni-bonn.de
14. Dezember 2011
Einblicke in das Japan vergangener Tage Einblicke in das Japan vergangener Tage
Wissenschaftler erschließen die Sammlung von Friedrich M. Trautz (1877-1952). Generalkonsul zu Besuch
Wissenschaftler der Universitäten Bonn, Tokyo und Tsukuba erschließen zurzeit den Nachlass des bedeutenden Japanologen Friedrich M. Trautz (1877-1952). Darunter befinden sich zahlreiche Fotografien, Postkarten, Bilder, Briefe und Aufzeichnungen über das Japan vergangener Tage. Nun besuchten auch der japanische Generalkonsul Kiyoshi Koinuma mit einer Delegation im Beisein von Rektor Prof. Dr. Jürgen Fohrmann die wertvolle Sammlung.
Sichten den wertvollen Trautz-Nachlass:
- Prof. Dr. Reinhard Zöllner, Universitäts-Rektor Prof. Dr. Jürgen Fohrmann und Prof. Dr. Harald Meyer (von links).
© Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
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