Das 23-köpfige Team um die neue Klinikchefin behandelt unter anderem Ess- und Angststörungen sowie depressive Störungen, die einer intensiven Psychotherapie bedürfen. „Dabei haben wir vor allem das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele im Blick“, sagt Prof. Geiser. Bis zu 20 Patienten kann die psychosomatische Universitätsklinik stationär aufnehmen. Neben der Ambulanz gibt es eine zusätzliche offene Essstörungsambulanz, die Betroffene ohne Voranmeldung besuchen können. Darüber hinaus kommt das Team an das Krankenbett von körperlich erkrankten Patienten, die eine seelische Mitbehandlung brauchen.
„So hat beispielsweise jeder vierte Krebspatient Angst oder eine Depression“, weiß Prof. Geiser. Daher will die neue Klinikchefin die psychoonkologische Betreuung ausbauen - auch im Hinblick auf das Centrum für Integrierte Onkologie (CIO) Köln Bonn: „Gerade bei Krebserkrankungen spielt die Psyche eine große Rolle bei der Lebensqualität der Patienten.“
Wenn Angst das Blut gefrieren lässt
Während bei Krebserkrankungen vermutlich die Psyche den Krankheitsverlauf nicht direkt beeinflusst, gibt es laut neuesten Forschungsergebnissen einen deutlichen Zusammenhang zwischen psychischen Belastungen und Ausbruch oder Verlauf einer Herzerkrankung. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit geht die Klinikchefin dieser Frage in Bezug auf Angst und Panikattacken nach. So zeigte sie in einer Studie zusammen mit Dr. Ursula Harbrecht vom Bonner Uni-Institut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin, dass Menschen mit einer hochgradigen Angststörung mehr zur Blutgerinnung neigen als psychisch Gesunde. Dies kann möglicherweise das Risiko einer Thrombose oder eines Herzinfarktes erhöhen. Für diese Studie hat Prof. Geiser 2008 den Hans-Roemer-Preis erhalten – eine der wichtigsten Auszeichnungen in der klinischen Psychosomatik.
„Doch handelt es sich hier um eine reine statistische Auswertung. Es sind keine Aussagen über das persönliche Risiko einer Herzerkrankung möglich“, betont Prof. Geiser. „Zudem bedeutet es nicht, dass alle Patienten mit ausgeprägter Angststörung befürchten müssen, einen Herzinfarkt zu erleiden. Eine tatsächliche Gefährdung ergibt sich erst zusammen mit anderen Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht.“
Wegen der hohen Bedeutung der Seele für die Lebensqualität wie auch die körperliche Gesundheit mahnt die neue Klinikchefin, dass psychische Erkrankungen wie Angststörungen, Essstörungen oder Depressionen häufig immer noch zu spät diagnostiziert werden.
Kind und Karriere geht
Die neue Klinikchefin und Mutter von drei Kindern möchte junge Medizinerinnen ermutigen, auch mit Kind auf eine berufliche Entwicklung zu setzen: „Sie sollen nicht von vorneherein ihre Erwartungen herunterschrauben, sondern offensiv Lösungen für die Vereinbarkeit von Karriere und Familie einfordern und nutzen.“ So findet sie als Klinikchefin, Ärztin und Forscherin trotzdem Zeit, beispielsweise ihren Jüngsten zu Spielen seiner Fußballmannschaft zu begleiten und den Achtjährigen dort begeistert zu unterstützen. „Ich hätte es nicht gedacht, aber das macht richtig Freude“, lässt sie durchblicken.
Mehr Information zu der Studie zur Blutgerinnung bei Angstpatienten gibt es unter http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/075-2008
Kontakt für die Medien:
Prof. Dr. Franziska Geiser
Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Universitätsklinikum Bonn
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