14. Mai 2012

Wiederbelebung eines Kindes intensiv trainieren Wiederbelebung eines Kindes intensiv trainieren

Uni-Kinderklinik Bonn wird International Trainingscenter der American Heart Association

Die Anerkennung zum International Trainingscenter der American Heart Association ist besiegelt. Das Kinderherzzentrum am Universitätsklinikum Bonn bildet Ärzte nach den Leitlinien der American Heart Association aus. Absolventen dieses intensiven Trainingsprogramms erhalten ein weltweit anerkanntes Zertifikat, das bei vielen Kliniken als Einstellungsvoraussetzung für Ärzte gilt. Vor allem bereiten sich die Kursteilnehmer auf den Notfall vor: die Wiederbelebung eines Kindes.

Trainingscenter:
Trainingscenter: - Den Ernstfall an einer Trainingspuppe üben, © Dr. Ralf Knies / UKB
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Unter Vollnarkose hört das Herz der kleinen Hanna plötzlich auf zu schlagen. Für eine Wiederbelebung bleiben nur wenige Minuten Zeit, danach könnte Hannas Hirntod eintreten. Vier Ärzte sind im Raum. Doch wer beginnt mit der Herzmassage? Wer beatmet den kleinen Körper? Wer zieht die Medikamente auf? Es eilt, doch Hektik ist fehl am Platz.

„Es ist wichtig, Ängste zu lösen, um schnell in einer Notsituation agieren zu können“, sagt Dr. Ralf Knies, Kinderkardiologe und Leiter der Reanimationskurse im Kinderherzzentrum. Da das oben geschilderte Szenario tatsächlich eintreffen kann, müssen Ärzte generell mit Wiederbelebungsmaßnahmen vertraut sein. Daher veranstaltet das Kinderherzzentrum bereits seit vier Jahren Reanimationskurse.

Dort bereiten die Kinderkardiologen Dr. Ralf Knies, Dr. Dejan Vlajnic, Dr. Nadia Saleh und der erfahrene Pfleger Sven Dannemann Ärzte auf den Notfall vor. Dabei richten sie sich nach den Leitlinien, die die American Heart Association nach umfangreichen Studien herausgibt. Nun erhält die Uni-Kinderkardiologie den offiziellen Status eines International Trainingscenters der American Heart: „Wir können jetzt unseren Absolventen des Trainings, Zertifikate nach den Standards der amerikanischen Non-Profit-Organisation ausstellen“, sagt Knies. Damit reiht sich das Universitätsklinikum Bonn in die gerade mal aus sieben Institutionen bestehende Liste in Deutschland ein, der auch die Berliner Charité und die Sanitätsakademie der Bundeswehr in München angehören.

„Ärztekammern verlangen oftmals nach einer solchen Bescheinigung. Ein Zertifikat gilt sogar inzwischen als Einstellungsbedingung für Krankenhausärzte“, verdeutlicht Professor Dr. Johannes Breuer, Direktor der Bonner Kinderkardiologie. Zwar gibt es auch vergleichbare Zertifikate zu Wiederbelebungsmaßnahmen des European Resuscitation Councils, mit dem American-Heart-Zertifikat können sich Ärzte aber auch auf Stellen in Asien, Australien und Amerika bewerben.

Teambildung in einer Notsituation

Schwerpunkt des Trainings, ist dabei die Teambildung in einer Notsituation. Für einen Notfall ist es nicht zweckmäßig, Personen im Vorfeld fixe Aufgaben zuzuteilen, denn selten läuft die Wirklichkeit wie im Drehbuch ab. „Aus einer Trainingsgruppe kristallisiert sich schon schnell eine Leitperson heraus und das Team arbeitet dann spontan zusammen“, erklärt Knies.

Maximal zwölf Ärzte, betreut von vier Trainern, üben an speziellen Puppen. Eine einzelne kostet 3.000 Euro. In Kooperation mit Informatikern der Hochschule Rhein-Sieg, unter Leitung von Professor Dr. Thomas Breuer, wurde extra eine Software entwickelt, die ein Reanimations-Szenario auf einer Intensivstation detailgetreu simuliert: Die Überwachungsmonitore zeigen Blutdruck, Sauerstoffkonzentration und die Herzfrequenz an.

Die Ärzte drücken flächige Elektroschocker auf den Kunststoff-Brustkorb und bringen somit das Herz des kleinen Plastikpatienten wieder zum Schlagen. Sie intubieren das Puppenkind, damit die Atemwege gesichert sind. Sie simulieren mit einer speziellen Nadel die Injektion von Adrenalin in die maßstabsgetreuen Gummivenen. Das Praxistraining dauert acht Stunden. Beim letzten Durchgang finden sich die Ärzte beinah von selbst in ihre Aufgaben ein: Herzmassage, Beatmung und das Aufziehen von Medikamenten erfolgt unmittelbar und direkt aufeinander abgestimmt. Sind die Wiederbelebungsmethoden in Fleisch und Blut übergegangen, erhalten die Kursteilnehmer das begehrte Zertifikat der American-Heart Association.

Kontakt:
Dr. Ralf Knies
Funktionsoberarzt
Abteilung für Kinderkardiologie
Tel.: 0228/287-33333
E-Mail: ralf.knies@ukb.uni-bonn.de

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